Betreff

Lokaler Energiepakt Rhein-Kreis Neuss
hier: Sachstandsbericht zur Vermietung von Dachflächen kreiseigener Gebäude für die Errichtung von Photovoltaikanlagen
Vorlage
61/689/2009
Art
Bericht

Sachverhalt:

 

In seiner Sitzung am 20.11.2008 hat der Planungs- und Umweltausschuss folgenden Beschluss (PLUA/20088120/Ö6) gefasst:

 

„Der Planungs- und Umweltausschuss beauftragt die Verwaltung, sich

 

  1. Über das Ergebnis des im Kreis Viersen durchgeführten Verfahren zur Feststellung von grundlegenden Konzeptideen zur Realisierung der Finanzierung und Errichtung und Betriebsführung inkl. der Instandhaltung, Wartung und Versicherung von einer oder mehreren Photovoltaikanlagen auf den potentiell zur Verfügung stehenden Dachflächen von kreiseigenen Gebäuden zu informieren,
  2. dieses Ergebnis mit in die am 03.09.2008 von allen Kreistagsfraktionen beauftragte ener-getische Gesamtkonzeption bezüglich der Gebäude und Einrichtungen des Rhein-Kreises Neuss, einschließlich jener der Kreiswerke Grevenbroich einzuarbeiten und
  3. darüber dem Fachausschuss – spätestens zu den Haushaltsberatungen 2009 – zu berichten.“

 

Am 22.10.2008 (Anlage 1) hat die Verwaltung den Landrat des Kreises Viersen um Übersendung ergänzender Informationen zum Konzept der Vermietung von Dachflächen kreiseigener Gebäude für die Errichtung von Photovoltaikanlagen gebeten.

 

Mit Datum vom 12.11.2008 (Anlage 2) hat der Landrat des Kreises Viersen mitgeteilt, dass im Rahmen eines von ihm getätigten nationalen Aufrufes zur Interessenbekundung (Anlage 3) 4 Investoren verbindliches Interesse an der Anmietung von Dachflächen gezeigt haben. Diese Interessenten wurden daraufhin gebeten, konkrete Angebote für die Nutzung für eine oder mehrere Dachflächen vorzulegen. Der Kreis Viersen beabsichtigt in Kürze, auf Grundlage dieser Angebote entsprechende Nutzungsverträge mit den Interessenten zu schließen.

 

Die Diskussion über erneuerbare Energien sowie um Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes wird insbesondere im Rahmen des lokalen Energiepaktes auch im Rhein-Kreis Neuss intensiv geführt und die Kreisverwaltung handelt im Rahmen der Bewirtschaftung kreiseigener Gebäude entsprechend.

 

Der Rhein-Kreis Neuss sieht in der Erarbeitung einer energetischen Gesamtkonzeption für seine Gebäude nicht nur eine reine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung in Bezug auf Eigennutzung oder Einspeisung des erzeugten Stromes in das Stromnetz, sondern vielmehr dient die Untersuchung auch zur systematischen Erfassung aller kreiseigenen Liegenschaften – als Kataster in Form einer Beurteilungsliste für den Einsatz von Photovoltaik auf Dächern kreiseigener Gebäude – unter Berücksichtigung

 

-          der Dachform,

-          der Dachdeckung/-dichtung,

-          sekundärer Beeinträchtigungen (z. B. Verschattung),

-          des Alters der Dachdeckung/-dichtung,

-          baurechtliche und architektonische Belange,

-          von Flächen und deren Bewertungen.

 

Grundlage für dieses Kataster sind die vom Rhein-Kreis Neuss erstellten Schadenskataster und deren Fortschreibungen sowie neueste Luftbildaufnahmen der jeweiligen Gebäude und die entsprechenden Lagepläne.

 

Diesbezüglich bleibt festzuhalten, dass jeweils der objektbezogene aktuelle Stand der Technik in den gesamtwirtschaftlichen Vergleich einzubinden ist – auch im Zusammenhang mit einer eventuellen Sanierung der jeweils tragenden Dachfläche.

 

Das Amt für Gebäudewirtschaft erarbeitet für alle Liegenschaften des Rhein-Kreises Neuss Beurteilungslisten sowie eine beispielhafte Wirtschaftlichkeitsberechnung bezüglich einer möglichen Eigennutzung des erzeugten Stromes oder einer Einspeisung des erzeugten Stromes in das Stromnetz.

 

Beispiellisten sind als Anlage 4 beigefügt.

 

In der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses wird ein Vertreter des Amtes für Gebäudewirtschaft des Rhein-Kreises Neuss hierzu berichten.

 

Das Kataster zur möglichen Photovoltaiknutzung von kreiseigenen Dachflächen wird in die vom Kreisausschuss am 03.09.2008 beschlossene energetische Gesamtkonzeption bezüglich der Gebäude und Einrichtungen des Rhein-Kreises Neuss einfließen. Hierüber hat die Verwaltung in der Sitzung des Kreisausschusses am 21.01.2009 folgenden Sachstand berichtet:

 

Untersuchungen zur Energie-Effizienz der kreiseigenen Gebäude

 

In seiner Sitzung am 03.09.2008 hat der Kreisausschuss die Verwaltung mit der Durchführung eines Energiemonitoring und – controllings für die kreiseigenen Einrichtungen beauftragt.

 

Hierzu wird in einem ersten Schritt für das Berufsbildungszemtrum (BBZ) Grevenbroich, das im Jahre 2009 und in den Folgejahren einen Schwerpunkt bei den Untersuchungen zur Energieeffizienz bildet und mit seinen 7 Einzelgebäuden die heterogenste Energie- und Wasserversorgungsstruktur aufweist, mit Unterstützung durch die RWE Rhein-Ruhr AG ein professionelles Energie-Controlling eingesetzt werden, bei dem alle in Betracht kommenden Energie-Arten des Objektes kontinuierlich durch Messungen im ¼-Stunden Rhythmus (Lastgangmessungen) überwacht werden und nach deren Analyse Maßnahmen zur Steigerung der Energie-Effizienz und Senkung der verbrauchsgebundenen Kosten empfohlen werden; die RWE AG beschäftigt zu diesem Zweck Fachingenieure, die ein solches Projekt über mehrere Jahre betreuen. Dieses Projekt ist auf einen Zeitraum von zunächst 5 Jahren angelegt und umfasst die kontinuierliche Überwachung von 43 Daten- bzw. Messpunkten; die erforderlichen technischen Vorbereitungen haben bereits begonnen.

Dieses Controlling soll auf weitere Liegenschaften des Rhein-Kreises Neuss in Zusammenarbeit mit der RWE AG ausgedehnt werden.

 

Neben dem Nutzerverhalten beim Umgang mit Energie und Wasser sind auch die bauphysikalischen Bedingungen des jeweiligen Objektes sowie das Alter, die gewachsenen Strukturen und ggf. die Störanfälligkeit techn. Anlagen von grundlegender Bedeutung für den effizienten Einsatz der verschiedenen Energiearten.

 

Während an verschiedenen Schulen bereits seit einigen Jahren das Nutzerverhalten durch finanzielle Anreize (Stichwort „Energieeinsparung durch nichtinvestive Maßnahmen“ – „Energiekontor des Rhein-Kreises Neuss“) gefördert wird, ist die bauphysikalische Betrachtung der Gebäude seit jeher ein Schwerpunkt bei den Untersuchungen des Amtes für Gebäudewirtschaft.

 

So wurde im Jahr 2008 eine eigene Thermografie-Digitalkamera angeschafft, um z. B. sog. „Kältebrücken“ bei Gebäudeverglasungen, Dächern oder Fassadendämmungen erkennen zu können.

Bereits bekannte Mängel wie z. B. die ungenügenden Dämmwerte bei der Fassade des Dienstgebäudes des Gesundheitsamtes und der Bußgeldstelle sowie bei Teilen der Gebäudeverglasung am BBZ Grevenbroich wurden und werden noch über einen Zeitraum von mehreren Jahren schrittweise erneuert; noch weiter zurückblickend war die erste größere Maßnahme dieser Art die Erneuerung bzw. der Ersatz der Natursteinfassade des Verwaltungshochhauses in Grevenbroich durch ein Wärmedämmverbundsystem. Diese Maßnahmen wurden jedoch nicht nur aus energetischen Gründen durchgeführt, sondern waren auch altersbedingt unumgänglich; allerdings wurde auf die Energie-Effizienz der Erneuerungsmaßnahmen höchster Wert gelegt (s. hierzu auch Energiebericht 2006).

 

Bei der technischen Gebäudeausstattung wurden in den letzten Jahren erhebliche Mittel investiert, um veraltete und anfällige Anlagen auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen.

Alle Förderschulen mit Kleinschwimm-/Therapiebecken (3) erhielten in den Jahren 2007/2008 unter dem Gesichtspunkt der Energieeinsparung die neueste Schwimmbadtechnik einschl. der entspr. Regelungstechnik; 2 dieser Bäder wurden hierbei auch mit neuer Lüftungstechnik ausgestattet.

Die Wärmeerzeugung für drei Verwaltungsgebäude in Grevenbroich wurde in 2008 bei der notwendigen Erneuerung auf Brennwerttechnik in Verbindung mit modernster Steuerungstechnik umgestellt.

Mehrere Sport- bzw. Gymnastikhallen wurden/werden seit 2006 bei der (wegen der möglichen Unfallgefahren durch herabfallende Verkleidungselemente notwendigen) Deckensanierung auf Deckenstrahlungsheizung umgestellt; hierdurch werden Decken- sowie Heizungssanierung kombiniert und die Wärmeverteilung innerhalb der Räume erfolgt nicht mehr mittels energieaufwendiger Lüftungstechnik, was wiederum zu Einsparungen beim Energieverbrauch führt.

Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren bereits an 4 Schulen Wärmepumpen zur Brauchwassererwärmung installiert.

 

In den Kreiskrankenhäusern Grevenbroich und Dormagen wurden die Heiz- und Dampfkesselanlagen erneuert. Bedingt durch die Leistungsanpassung der neuen Kesselanlagen, konnte die Energiebereitstellung der Heizkessel um 35 % und bei den Dampfkesseln um 54% reduziert werden.

In beiden Kreiskrankenhäusern wurde darüber hinaus ein Blockheizkraftwerk (BHKW) zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme mittels Erdgas installiert.

Vom gesamten Stromverbrauch wurden 2007 im Kreiskrankenhaus Grevenbroich 51 % durch das BHKW erzeugt. Der Wärmeverbrauch wurde zu 25 % aus der Abwärme des BHKW erzeugt, dadurch ergab sich eine Reduzierung des CO 2-Ausstoßes in 486 Tonnen pro Jahr.

 

Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen zur Erneuerung der Heizungsanlage für das Business Center Grevenbroich (frühere Landwirtschaftsschule) unter Hinzuziehung eines externen Fachingenieurs haben zu dem Ergebnis geführt, dass im Jahr 2009 dort die erste Holzpellets-Heizungsanlage in einem kreiseigenen Gebäude installiert wird. Die fachlichen Entscheidungen erfolgten in enger Abstimmung mit den Energiespezialisten der RWE Rhein-Ruhr AG.