Sachverhalt:
Das Europabüro / Europe Direct Informationszentrum
Mittlerer Niederrhein / Büro für Europäische Partnerschaften legt dem
Kreisausschuss einen Bericht zu aktuellen Vorhaben und Veranstaltungsterminen
sowie zur Dienstreise des Partnerschaftskomitees Europäische Nachbarn vom 23.
bis 26. Juni dieses Jahres in den Kreis Mikołów vor.
Sonderausschreibung
der Europäischen Kommission für die Europe Direct Informationszentren in
Deutschland zur „Bewerbung“ der Europäischen Investitionsinitiative und der
EU-Strukturfonds 2014 – 2020
Die Vertretung der Europäischen
Kommission in Deutschland hat am 2. August 2016 eine Ausschreibung für die
Europe Direct Informationszentren in Deutschland zur Bewerbung der zentralen
Initiativen der EU zur Förderung von Beschäftigung, Wachstum und Investitionen,
insbesondere der Europäischen Investitionsoffensive (EFSI), veröffentlicht.
Die Europe Direct
Informationszentren sollen im Rahmen ihres Jahresprogramms Informationen über
Förderprogramme und -projekte der EU aus dem Bereich Wachstum und
Wettbewerbsfähigkeit anbieten. Hierdurch soll das Wissen von Verwaltung,
Unternehmen und Bürgern über die EU-Organe, ihre Aufgaben und ihr Wirken
erweitert und das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge bei der
EU-Fördersystematik verbessert werden.
Folgende
Aktionen konnten ausgewählt werden:
1.
Durchführung
von Debattenveranstaltungen mit weitgefächertem Zielpublikum, kleine und
mittlere Unternehmen (KMU) und Experten aus der Wirtschaft
2.
Erstellung
von Publikationsmaterialien (z.B. Broschüren, Postkarten, Flyer wie unsere
EU-Informationen)
3.
Plakataktionen
und Promo-Aktionen im öffentlichen Raum (z.B. durch Informationsstände in der
Innenstadt)
4. Erstellung von Bild-, Video- oder
Infografikmaterial mit anschließender Verwendung auf lokalen und sozialen
Medien
Da das Europe Direct Informationszentrum
Mittlerer Niederrhein (EDIC MN) bereits für 2017 eine gemeinsame Veranstaltung
mit der NRW.Bank, Düsseldorf und der Zenit GmbH, Mülheim zur Europäischen
Investitionsinitiative geplant hatte, wurde diese und eine zweite Veranstaltung
zum ESF-Programm NRW und zum INTERREG V A-Programm der euregio rhein-maas-nord
bei der Europäischen Kommission als eigener Antrag eingereicht. Mit Schreiben vom 22. April 2017 bewilligte
die Europäische Kommission den Antrag und gewährte einen Zuschuss bis maximal
15.000,- € für die Durchführung der beiden geplanten Veranstaltungen.
Veranstaltung „Die
Europäische Investitionsinitiative – Chancen für kleine und mittlere
Unternehmen in der Region“ am 6. April 2017 in der Pegelbar in Neuss
Auf Einladung von Landrat Petrauschke
und der NRW.BANK Düsseldorf sowie der ZENIT GmbH, Mülheim als Konsortialpartner
in dem Zusammenschluss NRW.Europa (Mitglied im Netzwerk Enterprise Europe
Network der Europäischen Kommission) kamen am 6. April 2017 etwa 50 Vertreter
von kleinen und mittleren Unternehmen aus der Region Mittlerer Niederrhein in
die Pegelbar Neuss, um sich über die sogenannte Juncker-Initiative zu
informieren. Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker,
hatte im November 2014 die Europäische Investitionsinitiative ins Leben
gerufen, um mit dem im Juli 2015 eingerichteten Europäischen Fonds für
Strategische Investitionen (EFSI) in den Jahren 2015 bis 2017 Investitionen in
Höhe von 315 Mio € in den EU-Mitgliedstaaten zu initiieren und dadurch 1,3 Mio
neue Arbeitsplätze zu schaffen. Diese Initiative wurde mittlerweile bis 2020
verlängert und auf die Investitionssumme auf 500 Mrd € erhöht.
Im Juli 2016 hat die NRW.BANK mit dem
Europäischen Investitionsfonds (EIF) eine Kreditvereinbarung abgeschlossen, die
es KMUs und sogenannten mid-caps (bis 3000 Mitarbeiter) ermöglichen soll,
zinsgünstige Kredite für innovative Projekte zu erhalten. Landrat Petrauschke
begrüßte die Kooperation des EDIC Mittlerer Niederrhein mit Sitz im Kreishaus
Neuss mit NRW.Europa zum Vorteil der in der Region Mittlerer Niederrhein
zahlreich ansässigen KMUs und berichtete von den bereits erzielten Erfolgen
durch die Nutzung der Kreditlinien in den EU-Mitgliedstaaten. Nach Angaben der
Europäischen Kommission hat die EIB bis November 2016 Projekte mit einem
Gesamtvolumen in Höhe von 27,5 Mrd Euro genehmigt und bis Oktober 2016
profitierten 260.000 KMUs in der EU von den eingesetzten EU-Finanzmitteln.
Trotz der besseren Versorgung mit Landes- und Bundes-Investitionsmitteln in
Deutschland (im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten) riefen Petrauschke und
die NRW.BANK dazu auf, das von der NRW.BANK angebotene „InnovFin-Programm“ mit
einem Volumen von 30 Mio Euro für innovative Projekte im Bereich
"Wirtschaft 4.0" zu nutzen.
Im Rahmen der Veranstaltung informierte
die Expertin der Europäischen Investitionsbank (EIB), Marie Antonie Kerwien,
über die Funktionsweise des EFSI. Im Anschluss gaben die Referenten Uwe Heinen
und Peter Hentschel von der NRW.BANK und Dr. Karsten Lemke von der Zenit GmbH
einen Überblick über das mit EFSI verbundene Förderangebot (zinsgünstige
Darlehen für innovative Projekte) und weitere Beratungs- und Förderinstrumente
im Rahmen von EFRE.NRW und die dazugehörigen Antragsverfahren. Peter Coenen von
der Sparkasse Neuss stellte die Finanzierungsanforderungen an interessierte
Unternehmen vor. Zum Abschluss hatten die Vertreter der KMUs die Gelegenheit,
mit den Experten des Abends direkt ins Gespräch zu kommen und erste
Projektansätze zu besprechen.
Informationsveranstaltung „Das ESF-Programm NRW und das INTERREG V A-Programm Deutschland
- Niederlande – Unterstützungsinstrumente für die Schaffung von Arbeitsplätzen
und Wettbewerbsfähigkeit in der Region Mittlerer Niederrhein“ am
16.10.2017 bei der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein in
Krefeld
In seiner Vorstellungsrede vor
dem Europäischen Parlament im Juli 2014 stellte der heutige
Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker „Meine Agenda für Jobs, Wachstum,
Fairness und demokratischen Wandel“ vor und benannte als erste Priorität neue
Impulse für Arbeitsplätze, Wachstum und Investitionen setzen zu wollen. Mit der
Einrichtung des Europäischen Fonds für Strategische Investitionen (EFSI) im
Juli 2015 hat die Europäische Kommission eine umfassende Basis für Ihr Vorhaben
gelegt, mehr private Investitionen in den zentralen Infrastrukturbereichen in
den EU-Mitgliedstaaten zu legen. Daneben will die Europäische Kommission Bürger
wie Unternehmen über vorhandene Strukturfondsförderinstrumente und relevante
Programme zur Förderung von Qualifizierung und Weiterbildung, zur Schaffung von
Arbeitsplätzen und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit in den Mitgliedstaaten
informieren, damit die für die jeweilige Region vorhandenen wirtschaftlichen
Potenziale ausgenutzt werden können.
Der Rhein-Kreis Neuss mit
seinem EDIC Mittlerer Niederrhein, die Standort Niederrhein GmbH und der
Zweckverband der euregio rhein-maas-nord laden interessierte Bürger,
Unternehmen, Wohlfahrtsverbände und die Akteure des Arbeitsmarktes zu einer
Informationsveranstaltung zu den für die Region Mittlerer Niederrhein gültigen
Aktionen des ESF-Programms NRW und des INTERREG V A-Programms Deutschland -
Niederlande ein. Am 16.10.2017 werden Experten vom Ministerium für Arbeit,
Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, der G.I.B. Bottrop
(Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung), der Industrie- und
Handelskammer Mittlerer Niederrhein und der euregio rhein-maas-nord über
aktuelle Förderlinien des ESF- und des INTERREG V A-Programms informieren
(ESF-Programmaktion Unternehmenswelt Mensch, Potenzialberatung,
Fachkräfteinitiative NRW) und Projektbeispiele aus der Praxis vorstellen.
Die Einladung wird Mitte
September 2017 an die Kreistagsabgeordneten verschickt.
Für das normale Jahresprogramm 2017 erhält das EDIC
Mittlerer Niederrhein wieder 25.000,- € von der Europäischen Kommission für
die Durchführung von Veranstaltungen (z.B. Europatag), Informationsfahrten (zu
den EU-Organen), Internetauftritt und Publikationen.
Bewerbung des Rhein-Kreises Neuss um Fortsetzung der vierten Generation der
Europe Direct Informationszentren 2018 – 2020
Mit Ausschreibung vom 16. Juni
2017 ruft die Europäische Kommission zum Einreichen von Bewerbungen um die
Einrichtung bzw. Fortführung der Europe Direct Informationszentren in
Deutschland für die Zeit 2018 – 2020 (vierte Generation) auf. Ziel der Aufforderung:
1.
Schaffung
eines Netzwerkes von EDICs, das sich auf lokaler/regionaler Ebene mit
EU-Angelegenheiten von besonderer Bedeutung für die Öffentlichkeit befasst, den
Dialog zu EU-Themen fördert und mit anderen Informationsnetzwerken (z.B.
Enterprise Europe Network, Team Europe) und Kontaktstellen auf EU-Ebene oder
lokaler Ebene zusammenarbeitet,
2.
diese
sollen als Schnittstelle zwischen der Europäischen Kommission und den Bürgern
fungieren und in dieser Funktion für fortlaufende und verständliche
Informationen über alle (strategischen) Themengebiete der Europäischen
Kommission im Rahmen verschiedener Veranstaltungsformate und Publikationen
sowie über Social Media sorgen.
Bei erfolgreicher Bewerbung
schließt die Europäische Kommission mit den Trägern einen dreijährigen
Rahmenvertrag und gewährt für die jährlichen Aktivitäten einen Zuschuss
zwischen 20.000,- und 40.000,- €.
Der Rhein-Kreis Neuss hat mit
Datum vom 4. August 2017 seine umfangreiche Bewerbung zur Fortführung des EDIC
Mittlerer Niederrhein im Kreishaus Neuss bei der Regionalen Vertretung der
Europäischen Kommission in München eingereicht und für Veranstaltungen,
Informationsfahrten, Internetauftritt und Publikationen für 2018 eine
EU-Finanzhilfe von 39.000,- €, für 2019 (Europawahlen) von 40.000,- € und für
2020 wieder 39.000,- € beantragt. Eine Benachrichtigung der erfolgreichen
Träger erfolgt spätestens zum Ende des Jahres. Der Kreisausschuss erhält nach
der eventuellen Bewilligung einen ausführlichen Bericht zu den Jahresprogrammen
des EDIC Mittlerer Niederrhein und die zugesagte EU-Förderung für 2018.
Partnerschaftskomitee
Europäische Nachbarn zu Besuch im polnischen Partnerkreis Mikołów: Besichtigungen,
Begegnungen, gemeinsame Projekte
Alljährlich treffen sich die
Partnerschaftskomitees des Rhein-Kreises Neuss und des Kreises Mikołów zu
Gesprächen über ihre gemeinsamen Projekte. Dann stehen Besichtigungen von
Sehenswürdigkeiten ebenso auf dem Programm wie gemeinsame Treffen und auch
Arbeitssitzungen, in denen konkret gemeinsame Projekte und ihr aktueller
Sachstand besprochen werden. Höhepunkt des Besuchs unter der Führung des
stellvertretenden Landrates Horst Fischer zusammen mit Kreisdirektor Dirk
Brügge war die feierliche Eröffnung des deutsch-polnischen Kulturpfades im
Botanischen Garten in Mikołów in Anwesenheit der Kultur &
Heimatfreunde Stadt Zons, die hierfür die Stelen und Schrifttafeln mit Bildern
und Zitaten deutscher und polnischer Politiker, Literaten und Geistesgrößen
gespendet hatten.
In diesem Jahr sind die Mitglieder
des Partnerschaftskomitees aus dem Rhein-Kreis Neuss zusammen mit einer
20-köpfigen Delegation der Kultur & Heimatfreunde Stadt Zons in den
schlesischen Kreis gereist. Nach der Begrüßung durch die Verwaltungsspitze mit
Landrat Henryk Jaroszek und Sekretär Marek Popek am ersten Abend ging es am
nächsten Tag zur geschichtlichen und kulturellen Informationsfahrt durch Kattowitz, die Hauptstadt Schlesiens,
unter Führung von Dr. Jerzy Gorzelik von der Universität Kattowitz, der u.a. in
das beeindruckend ausgestaltete Gebäude des Sejm, also des schlesischen
Parlaments und den dortigen Sitzungssaal führte. Von den Bänken der
Abgeordneten aus folgten die Zuhörer aus dem Rhein-Kreis Neuss den
Erläuterungen Dr. Gorzeliks über die Entstehung der Wojewodschaft Schlesien und
die politische Entwicklung von Kattowitz. Dabei erfuhren sie auch, dass die
Parlamente der Wojewodschaften nicht über legislative, also gesetzgebende
Rechte verfügen. Danach folgten ein Spaziergang durch das historische Zentrum
von Kattowitz sowie die Besichtigung des ehemaligen Zechengeländes, das mit
EU-Fördermitteln zum „Kulturraum“ umgewandelt wurde und jetzt u.a. das
Schlesische Museum beherbergt.
Die Weiterfahrt führte die
Gruppe zu den beiden historischen schlesischen Wohnsiedlungen Nikiszowiec und
Giszowiec, wo die Teilnehmer der Delegation im Zentrum der Wohnsiedlung in
einem Restaurant im historischen Stil des vergangenen Jahrhunderts zu Mittag
aßen.
Am Tag der Eröffnung des
Stelenpfades wurden die deutschen Gäste von Landrat Henryk Jaroszek auf dem
Gelände des Botanischen Gartens willkommen geheißen. Bei strahlendem
Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen genossen die Gäste ein hervorragend
organisiertes Programm mit Festreden von Landrat Jaroszek und stellvertretendem
Landrat Fischer, mit sehr persönlichen Erinnerungen des polnischen Ratsherrn
Eryk Muszer vom Beginn der Partnerschaft der beiden Kreise bis heute und einem
mitreißenden Konzert der Sopranistin Naira Ayvazyan, bevor unter Böllerschüssen,
gezündet von Schützen aus Mikołów, der Stelenpfad feierlich eröffnet
wurde.
In seiner Ansprache dankte
Landrat Jaroszek, der Schirmherr des Kreises Mikołów für den Stelenpfad
ist, den Kultur & Heimatfreunden aus Zons für ihr großes, auch finanzielles
Engagement bei der Realisierung des Vorhabens im Kreis Mikołów. Der
Kulturweg, der jetzt auf einem Teil des mehr als 800 Jahre alten Parkgeländes
errichtet wurde, sei ein gelungenes Beispiel für einen europäischen Kulturweg
und mache deutlich, wie Nachbarn und Partner Grenzen überschreiten könnten. Die
Zitate seien eine Inspiration für die europäische Haltung von Menschen. Landrat
Jaroszek zitierte den früheren polnischen Außenminister Professor Władysław Bartoszewski, der gesagt habe,
dass beiderseitige Beziehungen das Ergebnis
ständiger Pflege und regulärer Arbeit seien. In diesem Sinne wünsche
sich der Kreis Mikołów die Fortführung seiner mehr als 20-jährigen
Partnerschaft mit dem Rhein-Kreis Neuss.
Der stellvertretende Landrat
Horst Fischer überbrachte die herzlichen Grüße und besten Wünsche von Landrat
Hans-Jürgen Petrauschke. In dessen Namen dankte Fischer den Kultur &
Heimatfreunden für die Realisierung des Stelenpfades, der für ihn ein weiterer
wichtiger Baustein in der Vertiefung der deutsch-polnischen Völkerverständigung
und der engen Beziehungen und Freundschaft zwischen den beiden Kreisen sei. Die
in den vergangenen zwei Jahrzehnten besprochenen und einvernehmlich in die Tat
umgesetzten Partnerschaftsprojekte, so Horst Fischer, hätten die Freundschaft
zwischen den Kreisen begründet, mit Leben erfüllt und vertieft. Es seien gerade
die jungen Menschen, die die Zukunft Europas bauen könnten und sollten: daher
lege der Rhein-Kreis Neuss von jeher einen besonderen Schwerpunkt auf die
Jugendbegegnungen und den Schulaustausch.
Karl Kress freute sich in
seinem Grußwort als Vertreter der Kultur & Heimatfreunde Zons darüber, dass
der deutsch-polnische Stelenpfad nach seiner einjährigen Präsentation entlang
der Stadtmauer in Zons jetzt im Botanischen Garten von Mikołów dauerhaft
seinen perfekten Platz erhalten habe und dankte herzlich allen Unterstützern,
Mitorganisatoren und Förderern für die Realisierung. Der Stelenpfad sei
Ausdruck der Freundschaft zwischen Vereinen, Gebietskörperschaften und ihren
Menschen und er hoffe, dass noch viele weitere Projekte zwischen den beiden
Kreisen gemeinsam initiiert und verwirklicht werden könnten.
Bei der Sitzung der beiden
Partnerschaftskomitees des Kreises Mikołów und des Rhein-Kreises Neuss
wurden die im vergangenen Herbst während des Aufenthaltes der polnischen
Freunde im Rhein-Kreis Neuss angedachten und vereinbarten
Partnerschaftsprojekte besprochen. Kreisdirektor Dirk Brügge stellte die
Vielzahl an Austauschprojekten vor. So zeichnet sich eine Zusammenarbeit
zwischen dem BBZ Dormagen und einer berufsbildenden Schule in Ornontowice sowie
eine Kooperation zwischen Bruderschaften und Schützenvereinen aus Grevenbroich
und Orzesze bzw. Zons ab. Der sehr erfolgreiche Jugendaustausch des
Kreisjugendamtes wird auch in Zukunft weitergeführt – im kommenden Jahr ist der
Rhein-Kreis Neuss wieder Gastgeber.
2018 will man Theatergruppen
aus dem Rhein-Kreis Neuss und Ornontowice zusammenbringen und einen
Erfahrungsaustausch zum eGovernment durchführen. Der Rhein-Kreis Neuss, so der
Kreisdirektor, werde im stetigen Kontakt mit den entsprechenden Partnern aus
dem Kreis Mikołów an der Realisierung der Vorhaben arbeiten. Dirk Brügge
zeigte sich zuversichtlich, dass man im Jahr 2019, zum 25-jährigen Bestehen der
beiderseitigen Partnerschaft, neue Kontakte, Verbindungen und Erfolge vorweisen
könne, die vor allem die Menschen in beiden Kreisen zusammenführen sollen. Er
bedankte sich für die große Gastfreundschaft und die gute Kooperation und lud
zum Gegenbesuch im kommenden Jahr in den Rhein-Kreis Neuss ein.
Der krönende Abschluss der
diesjährigen Reise vor dem Rückflug in den Rhein-Kreis Neuss war am letzten Tag
der Ausflug nach Krakau, wo mit einer kundigen Reiseführerin ein Rundgang durch
das historische Stadtzentrum gemacht wurde.
(Die Liste der vereinbarten
Partnerschaftsprojekte mit ihrem aktuellen Sachstand ist dieser Vorlage
beigefügt.)
Reise
des Partnerschaftskomitees des Rhein-Kreises Neuss in den Kreis Mikolów –
Fortsetzung des Erfahrungsaustausches
zur EU-Energieunion
Die Reise des
Partnerschaftskomitees Europäische Nachbarn des Rhein-Kreises Neuss in den
schlesischen Partnerkreis Mikolów vom 23. bis 26. Juni 2017 nutzte der
Rhein-Kreis Neuss auch für eine Fortsetzung des Erfahrungsaustausches zu Fragen
der EU-Energieunion. Die Gruppe unter Leitung des stellvertretenden Landrates
Horst Fischer und des Kreisdirektors Dirk Brügge nahm auf Einladung von
Kazimierz Szynol, Direktor der TAURON Produktion AG, Kattowitz, am 26. Juni
2017 in Kattowitz an einem Treffen von schlesischen Energieexperten teil und
besichtigte im Anschluss das Kraftwerk Jaworzno III, auf dessen Gelände zurzeit
ein dritter Kraftwerksblock zur Verarbeitung von Steinkohle zu Strom entsteht.
Das Treffen in Kattowitz geht
zurück auf die gemeinsame Konferenz „Die Europäische Energieunion aus regionaler
Sicht“ am 19. September 2016 auf Schloss Paffendorf, zu der der Rhein-Kreis
Neuss mit seinem Europe Direct Informationszentrum Mittlerer Niederrhein
gemeinsam mit dem Rhein-Erft-Kreis und dem Kreis Mikolów eingeladen hatte, um
von einer Expertin der Europäischen Kommission über den Stand der Umsetzung der
EU-Energieunion und der Revision des Europäischen Emissionshandelssystems
informiert zu werden. Im Anschluss erfolgte ein Expertenaustausch über die
jeweilige Strategie zur Bewältigung des notwendigen Strukturwandels im
rheinischen Braunkohlenrevier und in Schlesien im Zusammenhang mit der
Energiewende. Daher hatte der Rhein-Kreis Neuss im Vorfeld der
Partnerschaftsreise mit Professor Dr. Reinhold Elsen, Leiter Forschung und
Entwicklung/Qualitätssicherung, und Dr. Gero Vinzelberg, Ingenieur Tagebauplanung, zwei hochrangige Experten von RWE Power AG um
die Teilnahme am vorgesehenen Erfahrungsaustausch gebeten. Sie reisten am
Vortag an und nahmen an der Konferenz teil.
Zu Beginn seines Vortrages hieß
Direktor Szynol seine Gäste herzlich
willkommen und erklärte den Teilnehmern, dass es in Polen vier größere
Energieproduzenten gebe, von denen die TAURON Produktion AG die Drittgrößte
sei. Er zeigte sich überzeugt, dass der Anteil der erneuerbaren Energien zunehmen
werde, dennoch stehe schon jetzt fest, dass in Polen auch in 2050 noch
Steinkohle mit einem Anteil von 50 Prozent für die Energieerzeugung zuständig
sein werde, d.h. Steinkohle bleibe auf Jahrzehnte die entscheidende
Energiequelle. In Polen gebe es zurzeit 100.000 Arbeitsplätze in der
Energiegewinnung.
Die Diskussion hinsichtlich der
Energiewende in Polen sei in vollem Gange und gestalte sich schwierig, denn es
gebe einerseits eine Diskussion über die mögliche Errichtung von
Kernkraftwerken, die keine große Akzeptanz unter der Bevölkerung finden würden,
andererseits nehme aber die Zustimmung zu den Kohlekraftwerken ab.
Im Zusammenhang mit dem
sogenannten „Winterpaket“ der Europäischen Kommission betonte Direktor Szynol
die Erwartung Polens, an der Beschlussfassung über die Energieregelungen
wesentlich mitwirken zu können, dies gelte insbesondere für die Aufteilung der
prozentualen Nutzung der verschiedenen Energiequellen. Außerdem wolle Polen die
Energieziele zu geringstmöglichen Kosten erreichen.
In seinem anschließenden
Vortrag informierte Professor Elsen
über die Energiesituation und die Energiewende in Deutschland sowie die
Positionierung von RWE Power. Zu Beginn machte er auf die schwierige Situation
für die Energieerzeugungsunternehmen in Deutschland aufmerksam. Die
Bundesregierung habe vorgegeben, dass bis zum Jahr 2050 die Erneuerbaren
Energien einen Anteil von 80 Prozent an den Energiearten haben und dass 25 Prozent
an Energieverbrauch eingespart werden müssten. Hier sehe er das Problem, dass
keine verlässliche Prognose bei den Erneuerbaren Energien möglich sei,
lediglich die Energiegewinnung aus Wind sei zu 5 Prozent als sicher
einzustufen. Eine grundlegende Sicherung der Energieversorgung könne auf vier
Wegen erfolgen:
1.
Grids
(Bau von Stromleitungen); grenzüberschreitende Netze seien vorhanden, doch
fehle in der Bevölkerung die Akzeptanz
2.
Smart
technologies (energieeffiziente Haushaltsgeräte)
3.
Electricity
storage (Lagerung von Energie)
4.
Unterhaltung
konventioneller Kernkraftwerke (CPP), diese seien billiger zu unterhalten und
für die Energieversorgung in der Zukunft unerlässlich, da die stetige
Versorgung mit Erneuerbaren Energien nicht zu garantieren sei. Von dem gesamten
Kraftwerkspark in Deutschland müsste auf absehbare Zeit 70 Prozent der
Kraftwerke erneuert werden, denn viele
seien älter als 30 Jahre.
Die RWE Power AG habe 12 Mio
Euro in Konventionellen Kernkraftwerken in Deutschland investiert (u.a.
Grevenbroich, Hamm, Emsland) und unterhalte neun Gasturbinen-Kraftwerke in
Großbritannien und sechs in den Niederlanden. In Nordrhein-Westfalen stehe das
BoA-Vorzeigekraftwerk in Grevenbroich-Neurath, und der Antrag auf Bau eines
BoA+-Kraftwerks in Grevenbroich-Niederaußem sei gestellt. Der Bau werde nur
kommen, wenn es auch eine Sicherheit für die weitere Nutzung von Braunkohle
geben werde, der Bau werde etwa vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen.
Zu den Auswirkungen des Baus
des BoA+-Kraftwerks führte Dr.
Vinzelberg aus, dass RWE bei einer Fertigstellung vier bis fünf alte Blöcke
á 300 MW abschalten werde. Durch die Leitentscheidung der NRW-Landesregierung,
den Tagebau zeitlich zu verkürzen, würden 300 bis 400 Mio Tonnen weniger
Braunkohle abgebaut als ursprünglich geplant, dies führe zu einer Reduzierung
von CO2 zwischen 40 und 50 Prozent bis 2030.
Zudem unterhalte RWE ein
Kohleforschungszentrum (Innovationszentrum Kohle) in Grevenbroich-Neurath, wo
u.a. die Kohle in Gas verflüssigt werde.
Zum Thema Reduzierung CO2
führte Professor Elsen aus, dass
eine Speicherung für die nächsten 100 Jahre in der Nordsee technisch möglich
sei. Zu den aktuellen Diskussionen auf EU-Ebene zur Reform des
Emissionshandelssystems verwies er auf unterschiedliche Positionen der
EU-Organe und der EU-Mitgliedstaaten untereinander. Der Vorschlag von RWE sei
eine friedliche Koexistenz von Konventionellen Kraftwerken und Erneuerbaren
Energien, denn dadurch sei eine 60-prozentige Reduzierung von CO2
möglich. Bereits jetzt funktioniere in jedem EU-Mitgliedsland das sogenannte
„Käseglockenprinzip“, d.h. eine Zuteilung von jeweiligen Länderzielen und eine
landesspezifische Verteilung des CO2-Ausstosses auf alle vorhandenen
nationalen Kraftwerke.
Direktor Szynol
informierte die Delegationsmitglieder, dass es in Polen keine Probleme mit der
Trennung von CO2 gebe, dagegen stelle der Transport und die
Einlagerung eine große Herausforderung dar. Es werde dennoch keine Abkehr von
der Steinkohle in seinem Land geben.
Zum Abschluss des
Erfahrungsaustausches schlug Professor
Elsen vor, einen grenzüberschreitenden Expertendialog zwischen Deutschland,
Polen und den Niederlanden zwecks Erforschung der verschiedenen Verwendung von
CO2 zu starten.
Nach dem Vortrag folgte für die
Delegation die Führung über das Gelände, auf dem zurzeit der dritte
Kraftwerksblock zur Verstromung von Steinkohle errichtet wird. Direktor Szynol erläuterte den Gästen,
dass die TAURON Produktion AG für den Bau Fläche dazu gekauft habe und man mit
einer Fertigstellung 2019 rechne. Die Kosten für den Bau betrügen insgesamt 1,4
Mrd Euro und die Energieeffizienz werde bei 45,91 Prozent (Anteil der erzeugten
nutzbaren Energie zur eingesetzten Energie) liegen.
Am Ende des Vormittags dankte Kreisdirektor Brügge für die
Organisation und Einladung zu dem Fachforum und machte den Vorschlag, den Erfahrungsaustausch
im kommenden Jahr im Rhein-Kreis Neuss fortzusetzen; es müsse gelingen, im
Verbund auch mit Europäischer Kommission und Umweltverbänden zu einer
Verständigung zu kommen und einen für die Energiewirtschaft machbaren
Umwandlungsprozess Richtung Energiewende zu erzielen.