Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss nimmt den Bericht zur Kenntnis.
Sachverhalt:
Obwohl sich die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert hat, stellt die frühkindliche Karies immer noch ein bedeutsames Problem im Public-Health-Bereich dar. Die frühkindliche Karies ist gekennzeichnet durch eine starke Ungleichverteilung der Karieslast zu Ungunsten von Kindern mit niedrigem sozioökologischem Status. Für diese Bevölkerungsgruppe sind Präventionsprogramme mit einer reinen „Komm-Struktur“ in der Regel nicht geeignet. Deshalb wurde durch das Kreisgesundheitsamt, zahnärztlicher Dienst, ein neuartiges Präventionskonzept zur Vermeidung der frühkindlichen Karies entwickelt und eingeführt. Im Mittelpunkt des Programms steht eine umfangreiche Aufklärung junger Eltern mit Hilfe wiederholter persönlicher Informationsimpulse durch ein interdisziplinäres Team. Beteiligt sind Gynäkologen, Hebammen, Kinderärzte, Zahnärzte sowie soziale Dienste der Stadt und des Kreisgesundheitsamtes mit Frau Dr. B. Bartsch als Projektkoordinatorin.
Die Evaluation des Präventionsprogramms erfolgte im Rahmen einer Promotionsarbeit (Claudia Schütz) in Zusammenarbeit mit der Universität Marburg.
Das vorgestellte Programm ist sehr kostengünstig, da die
Projektarbeit auf Akteure verteilt wird, die alle bereits im Gesundheitswesen
mit dieser Aufgabe betraut sind. Da die Geschenkartikel (Zahnpasta,
Zahnbürsten, Zahnseide, Kaugummi, Zahnputzuhren) durch Sponsoren gestiftet
wurden, lagen die Sachkosten (Druck der Informationsflyer, zugekaufte Medien
und Verpackung) pro Informationspäckchen bei 0,09 € und damit bei nur ca. 0,63
€ pro Kind bis zum 3. Lebensjahr. Ohne die Unterstützung der Sponsoren
entstünden durch Zukauf der Geschenk- und Informationsartikel schätzungsweise
Kosten in Höhe von etwa 5,50 € pro Kind. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass
die Kosten für das Legen nur einer einflächigen Füllung bei einem gesetzlich
versicherten Kind bereits rund fünfmal so hoch sind wie die Kosten für die
Informationspäckchen im gesamten Präventionszeitraum. Für die Behandlung eines
Kindes mit einer frühkindlichen Karies unter Intubationsnarkose können Kosten
bis zu 1.000,--/1.500,00 Euro entstehen.
Schlecht beziffern lässt sich der durch das Programm verursachte zusätzliche
personelle Aufwand. Durch die Integration der Prophylaxeimpulse in bereits
bestehende Abläufe dürfte dieser aber im Vergleich zum erreichbaren Benefit
ebenfalls gering sein. In die fiskalischen Überlegungen müssen neben
potentiellen Einsparungen bei Zahnsanierungskosten die Langzeitfolgen der ECC
mit hohen Folgekosten für das Gesundheitswesen. wie zum Beispiel im Bereich der
kieferorthopädischen, logopädischen und allgemeinärztlichen Behandlung, einbezogen werden.
Frau Dr. Bartsch wird die Ergebnisse des Projektes dem Ausschuss vorstellen.