Sachverhalt:
Der Rhein-Kreis
Neuss wurde im November 2017 mit einem Sonderpreis als europaaktive Kommune für
sein langjähriges Engagement im grenzüberschreitenden Infektionsschutz gegen
multiresistente Keime ausgezeichnet. Der Preis wurde in Düsseldorf von
NRW-Europaminister Dr. Stephan Holthoff-Pförtner an Landrat Hans-Jürgen
Petrauschke übergeben.
Dr. Stephan
Holthoff-Pförtner betonte, dass Europaaktive Kommunen beispielgebend für ein
vor Ort gelebtes und lebendiges Europa seien, ohne die es kein bürgernahes
Europa gibt. Die Auszeichnung in der
Rubrik „Vernetzen und Mitreden“ wurde dem Rhein-Kreis Neuss für das INTERREG V
A Projekt EurHealth-1Health
verliehen, in dem das Gesundheitsamt unter der Leitung von Dr. Michael Dörr die
Koordination der Projektaktivitäten in der Euregio Rhein-Maas Nord übernimmt.
Das Ziel ist die Stärkung der Patientensicherheit im Grenzgebiet entlang der
460 km langen, deutsch-niederländischen Grenze, in dem rund 12 Millionen
Einwohner leben. Da Bakterien nicht an Grenzen halt machen, werden in EurHealth-1Health deutsche und
niederländische Strategien im Kampf gegen multiresistente Erreger (MRE)
diskutiert, vereinheitlicht und etabliert. In zielgruppengerechten,
länderübergreifenden Fortbildungsveranstaltungen und in Workshops können neue
Kompetenzen, vor allem im Umgang mit MRE, aufgebaut werden und somit einen
wichtigen Teil der kommunalen Daseinsvorsorge bilden. Zudem spielt auch die
Aufklärung der Bevölkerung über infektionsrelevante Themen eine zentrale Rolle.
Ein effektives Tool dazu ist die 2012 im Rhein-Kreis Neuss entwickelte
kostenlose Smartphone-Applikation MRSApp. Diese bietet zielgruppenspezifische
Informationen zu MRE und zum Umgang mit MRE-kolonisierten Patienten. Die MRSApp
wurde bislang über 29.000mal heruntergeladen und umfasst neun Sprachen, sodass
die App europaweit genutzt werden kann. Darüber hinaus setzt das Gesundheitsamt
auch auf die Informationsweitergabe an die Bürger vor Ort durch den Einsatz
eines Informationsmobils. Um die Gesundheitsversorgung zu erhalten bzw. zu verbessern
ist es wichtig, allen Beteiligten den Zusammenhang zwischen dem irrationalen
Einsatz von Antibiotika und der Entstehung von Resistenzen klarzumachen.
Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen, den Antibiotikaverbrauch und die
Resistenzentwicklung im Euregiogebiet in Abhängigkeit valider
Interventionsmaßnahmen darzustellen und an die Experten und die Bevölkerung
zurückzuspiegeln. Dabei ist auch der Antibiotikaeinsatz in der Veterinärmedizin
mit einzubeziehen. Der Fokus darf nicht nur auf der Gesundheit der Menschen in
der Grenzregion liegen, sondern darüber hinaus auch auf der Gesundheit von
Tieren, der Sicherheit von Lebensmitteln und den dafür erforderlichen Umwelt-
und Produktionsbedingungen.
Auch der
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe lobte die Aktivitäten des Rhein-Kreises
Neuss in einem Brief an Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Wörtlich schrieb er: „Es
ist gut und wichtig, dass der Rhein-Kreis sich an diesem Projekt beteiligt und
damit zugleich einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen
leistet“.
Das Problem der
Verbreitung multiresistenter Erreger ist eines der größten Gesundheitsprobleme
unserer Zeit und wird auch auf politischer Ebene ernst genommen. Die Anzahl und
Vielfalt von Bakterien, die Resistenzen gegen mehrere Antibiotika ausbilden,
steigt ständig an. Das bedeutet, dass bakterielle Infektionen, die in der
Vergangenheit wirksam mit Antibiotika behandelt werden konnten, nun schwieriger
zu behandeln sind und sogar lebensbedrohlich verlaufen können. Zusätzlich
schwächen Antibiotikaresistenzen die Wirtschaftsleistung und bedrohen die
Nachhaltigkeit der Gesundheitssysteme. Das Problem der Antibiotikaresistenz ist
aber kein allein deutsches Problem, sondern ein weltweites. Es bedarf also
einer konsequenten, länderübergreifenden Zusammenarbeit in der
Infektionsprävention, um eine Verbreitung von MRE zu verhindern. „Das Projekt EurHealth-1Health ist somit ein sehr
gutes Beispiel dafür, wie in Europa effizient voneinander gelernt werden kann“,
verdeutlichte NRW-Europaminister Dr. Stephan Holthoff-Pförtner.