Beschlussempfehlung:
Der Sportausschuss begrüßt die Planungen zum Bau eines Wildwasserparks in Dormagen. Zusammen mit der Stadt Dormagen soll eine erste Grobplanung (Vorentwicklungsstudie) und weitere Fachgutachten (Wasser, Lärm, Verkehr, Boden etc.) in Auftrag gegeben werden. Der Sportausschuss ist über die Ergebnisse zu informieren.
Sachverhalt:
In
Neuss existiert ein Landesleistungsstützpunkt für den Wildwasserkanusport. Auf
der Erft findet u.a. das regelmäßige Stützpunkttraining von Landes- und
Bundeskadersportlern statt. Insgesamt trainieren jede Woche rund 600 Kanuten
aus zahlreichen Vereinen an diesem Standort. Hinzu kommen zahlreiche
Freizeitfahrer und kommerziell angebotene Raftingfahrten. Der Standort ist
jedoch mittelfristig gefährdet, da spätestens ab 2030 die
Sümpfungswassereinleitungen durch den Tagebau eingestellt werden. Es gibt deshalb
vom
WSC Bayer Dormagen und Kanuverband NRW vorangetriebene Überlegungen, nur wenige
Kilometer von der bisherigen Strecke entfernt, einen Wildwasserpark in Dormagen
zu errichten. Auf einer solchen künstlichen Wildwasserstrecke könnten die
Kadersportler künftig trainieren, zudem wäre die
Ausrichtung (internationaler) Wettkämpfe möglich. Des Weiteren soll es auch
Angebote für den Breitensport sowie eine allgemeine touristische Vermarktung
geben. Die Maßnahme wird zwischenzeitlich auch vom Bundesverband DKV unterstützt.
Um
die Erfolgsaussichten der Maßnahme beurteilen zu können, erfolgte die
Beauftragung einer Machbarkeitsstudie durch den Kanuverband NRW an die fwi
hamburg, einer Unternehmensberatung für Freizeitimmobilien. Die Erstellung
der Studie wurde seitens des Landes NRW, des Rhein-Kreises Neuss und der Stadt
Dormagen zu gleichen Teilen gefördert. Sie wurde im
November 2018 fertiggestellt. In ihr wurden die Standortanforderungen benannt
und ein Standortcheck durchgeführt. Es erfolgte eine Analyse des Nachfragepotenzials,
eine Grobkonzeption sowie eine Auslastungsprognose. Dabei wurden neben den
ökonomischen auch die ökologischen Aspekte beleuchtet und bewertet.
Als
Standort für den WWP kommt im Stadtgebiet Dormagen nur der Straberger See in
Frage.
Auch wenn die genaue Verortung der Anlage zwar noch der weiteren
Konkretisierung bedarf, so könnte der Standort östlich des vorhandenen
Strandbades liegen.
In
der Studie wurden drei verschiedene Bauvarianten mit unterschiedlichen
Streckenlängen und Zusatzangeboten untersucht. Dabei hat sich die sog. Variante 1a als
diejenige mit den niedrigsten Investitionskosten und einem operativ
ausgeglichenen Ergebnis (ohne Abschreibung und Verzinsung) herausgestellt.
Variante 1a
umfasst den Bau eines olympiatauglichen Kanals mit 270m Länge (zuzügl.
Gebäudeinfrastruktur und ohne touristische Zusatzangebote).
Der Bau einer
separaten Trainingsstrecke mit Fließwasser ist nicht vorgesehen, soll in die
Planungen einbezogen werden. Eine solche Trainingsstrecke ist nur noch bei
olympischen Wettkämpfen vorgeschrieben. Auf der olympischen Ebene wird
diskutiert diese Anforderung aufzugeben. Für alle übrigen Wettbewerbe, bis hin
zu Weltmeisterschaften, und für den Trainingsbetrieb wird eine separate Trainingsstrecke
nicht benötigt. Falls Rhein-Ruhr City den Zuschlag bekommen sollte und die
Anforderung an einen solchen Kanal weiterhin besteht, soll die Möglichkeit der
Nachrüstung bestehen.
Die geschätzten
Bruttoinvestitionen für die Variante 1a liegen beim fwi hamburg gerundet zwischen
11,8 bis 15,5 Mio. €, bei den beiden internationalen Anbietern von
Wildwasserparks Hydrostadium zwischen 7,4 und 10,3 Mio. € sowie bei S20 Design
bei 21,5 Mio. €. Die Kostenschätzung der Fa. S20 Design für Variante 3 liegt
bei 37,67 Mio. €. Es war Vorgabe aus der Planungsgruppe, dass die Grunderwerbskosten
als auch die Erschließung nicht in die Investitionskosten einfließen sollen.
Die Kosten der Erschließung fallen vielmehr in das Gesamtprojekt der Stadt
Dormagen zur Entwicklung des Sees.
Die Gegenüberstellung
zeigt erhebliche Abweichungen hinsichtlich der geschätzten Gesamtinvestitionen.
Dies verdeutlicht die Schwierigkeit bei der Ermittlung der Baukosten bei diesem
hochspeziellen Bauvorhaben in der jetzigen Planungsphase, welches erst einmal
in ähnlicher Form in Deutschland realisiert worden ist.
Bevor eine
konkrete Kostenschätzung nach DIN 276 erstellt werden kann, muss die
Grundstücksfrage geklärt und diverse Gutachten (Boden, Wasser, Verkehr, Lärm
etc.) beauftragt werden.
Die
Machbarkeitsstudie zeigt auf, dass eine Trennung von Trägerschaft und Betrieb
der Anlage sinnvoll ist. Der Träger soll Eigentümer des Grundstücks und der
baulichen Anlagen sein. Der Betrieb sollte über eine Betreibergesellschaft
organisiert werden. Dies könnte eine Tochter einer städtischen und/oder
kreiseigenen Gesellschaft sein.
Im Rahmen der Konzepterstellung für die Rhein Ruhr Olympic City wurde bisher als möglicher Austragungsort für die Kanu-Slalom-Wettbewerbe stets Duisburg genannt. Das Präsidium des Dt. Kanu-Verbandes hat sich im Januar 2019 offiziell für Dormagen als geeigneten Standort ausgesprochen, weil hier deutlich konkretere Planungen vorliegen. Der Präsident des Verbandes hat die Stadt Duisburg und den dortigen Stadtsportbund über diese Einschätzung seines Präsidiums informiert.