Betreff
Klimaschutz durch Bauen und Sanieren
Vorlage
VI/0115/XVII/2020
Art
Bericht

Beschlussvorschlag:

Der Kreistag nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 


Sachverhalt:

In Sachen Klimaschutz bleibt der Gebäudesektor in Deutschland bisher hinter seinen Möglichkeiten zurück. Dabei ist die Energieeffizienz von Gebäuden ein wesentlicher Faktor, um auch bei der Energiewende voranzukommen.

 

Die energetische Sanierung von kreiseigenen Gebäuden ist in den vergangenen Jahren bereits ein Schwerpunkt der Bauunterhaltung des Kreises. Damit erfüllt der Kreis auch eine wichtige Vorbildfunktion. Je mehr alte Gebäude energetisch saniert werden, desto mehr schädliches CO2 kann eingespart werden.

 

Eingebettet in zahlreiche Förderprogramme (u.a. zur Schuldigitalisierung) bilden in den kommenden Jahren vor allem Bauprojekte in den Kreisschulen einen Investitionsschwerpunkt des Amtes für Gebäudewirtschaft. Beispielhaft erwähnt sind hier die Großbauprojekte „Sanierung und Modernisierung Berufsbildungszentrum Dormagen“, „Erweiterungsbau Herbert-Karrenberg-Schule“ und „Erweiterungsbau Mosaik-Schule“ mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 16 Millionen Euro.

 

Um nachhaltiges Bauen noch stärker in den Fokus zu rücken, hat der Baudezernent mit den Architektinnen und Architekten auch eine Informationsfahrt zum Rathaus Venlo/Niederlande organisiert, das als Paradebeispiel für nachhaltiges Bauen steht. Die gewonnen Erkenntnisse  in Richtung Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz wurden in die strategischen Vorgaben für das Amt für Gebäudewirtschaft des Kreises eingebettet.

 

Ein strategisches Ziel ist verstärkt Bauen mit Holz. Als Baustoff bietet Holz viele Vorteile. Das nachhaltige und günstige Baumaterial ist ein Kohlendioxidspeicher und steht in Deutschland ausreichend zur Verfügung. Da Holz gut und flexibel zu verarbeiten ist, über gute Dämmstoffeigenschaften verfügt und als Alternative für andere Materialen (z.B. Stein) geeignet ist, können daraus etwa Baumodule gefertigt und leichte Lösungen für Anforderungen im Baubereich entwickelt werden. Darüber hinaus hat der natürliche Werkstoff als nachwachsender Bau- und Rohstoff große ökologische und klimapolitische Bedeutung.

Ebenso prüft das Amt für Gebäudewirtschaft den in Venlo umgesetzten, umweltfreundlichen Ansatz „Cradle to Cradle“ („von der Wiege zur Wiege“ oder „vom Ursprung zum Ursprung“) bei den Bauvorhaben. Bevorzugt soll der Einsatz von nachhaltigen, recycelten oder recycelfähigen Materialen erfolgen.

 

Neben dem Energieverbrauch und dem energetischen Sanierungsbedarf von Gebäuden werden weitere Aspekte – wie sich verändernde Raumbedarfe (z.B. aufgrund der Entwicklung von Schülerzahlen) oder Anforderungen in anderen Bereichen (z.B. Brandschutz, Barrierefreiheit) – in Neubau- und Sanierungskonzepten berücksichtigt.

 

Durch Einsatz „smarter Gebäudetechnik“ sollen die Gebäude des Kreises noch energieeffizienter werden und weniger Energie verbrauchen. Das alte Leitsystem mit Leitstelle von 1995 für die Steuerung von RLT- und Heizungsanlagen wird sukzessive saniert und auf ein neues digitales Web-basiertes System umgestellt. Die bisher nicht in der Leitstelle des Amtes für Gebäudewirtschaft integrierten Schulgebäude, wie bsplw. die von der Stadt Neuss übernommene Herbert-Karrenberg-Schule, sollen künftig an die neue digitale Gebäudetechnik angebunden werden.

 

Ziel ist es u.a., den Hausmeistern die Steuerung des Systems digital über Tablets zu ermöglichen. Die zentrale Programmierung und zentrale Steuerung aller Gebäude soll über ein neues Leitsystem im Amt für Gebäudewirtschaft erfolgen. Bisher wurden hierfür 352.000 Euro investiert. Weitere 2,3 Millionen Euro sollen vorbehaltlich entsprechender Mittelbereitstellung bis 2025 für die Umrüstung bestehender Anlagen auf smarte MSR/DDC-Anlagen investiert werden. Im Rahmen der Sanierung werden auch Kessel-, RLT-Anlagen bzw. Deckenstrahlungsheizungen modernisiert und gegen energieeffizientere Anlagen zur CO2-Einparung ausgetauscht. Hierfür beträgt die erforderliche Investitionssumme weitere ca. 2 Millionen Euro.

 

Als weiteres Ziel verfolgt das Amt für Gebäudewirtschaft den Aufbau eines Energie-Monitorings. Die Vorbereitungen wurden hierfür bereits getroffen und rund 150.000 Euro investiert. Für den weiteren Auf- und Ausbau in Hard- und Software müssen weitere rund 500.000 Euro investiert werden.

Die Verwaltung nutzt intensiv eine Vielzahl von Förderprogrammen des Bundes und des Landes, um die Projekte im Bereich Bauen umzusetzen. Um die verschiedenen, zum Teil ineinandergreifenden und inhaltlich komplexen Förderprogramme zu prüfen, wurde eine „Stabstelle zentrales Fördermanagement Bauen“ im Amt für Gebäudewirtschaft eingerichtet.

Alleine in den vergangenen drei Jahren wurden Fördermittel in Höhe von 21,1 Millionen Euro abgerufen bzw. beantragt (sh. Anlage 1).

 

Ein weiterer wichtiger Baustein zum Klimaschutz ist auch der Einsatz von Photovoltaikanlagen auf kreiseigenen Gebäuden. Auf Grundlage des Antrages der CDU/FDP-Kreistagsfraktion wurde in der Sitzung des Kreistages am 18.12.2019 einstimmig die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf fünf Kreisgebäuden auf den Weg gebracht:

 

-       Michael-Ende-Schule

-       Kreisgesundheitsamt, Standort Grevenbroich

-       Berufsbildungszentrum Neuss-Hammfeld

-       Berufsbildungszentrum Grevenbroich

-       Berufsbildungszentrum Dormagen

 

Die vom Dezernenten VI eingerichtete Projektgruppe „Photovoltaik“ unter Federführung des Amtes für Gebäudewirtschaft hatte 2019 die potentiell geeigneten Dächer auf kreiseigenen Gebäude technisch auf Machbarkeit überprüft (Verschattung, Sonneneinstrahlung, Dachlasten etc.). Ein umfassender Bericht des Amtes für Gebäudewirtschaft wurde im Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt.

 

Das Amt für Gebäudewirtschaft plant im Dezember 2020 mit der Errichtung der ersten Photovoltaikanlage auf dem Dach der Michael-Ende-Schule zu beginnen. 2021 folgt der Bau der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Kreisgesundheitsamtes in Grevenbroich.
Der zuständige Dezernent für Gebäudewirtschaft hat darüber hinaus einen permanenten Prüfauftrag an das Amt für Gebäudewirtschaft erteilt, bei künftigen Dachsanierungen oder Neubauten die weitere Errichtung von Photovoltaikanlagen und Gründächern zu prüfen.

Mit diesem Bündel von Maßnahmen investiert die Kreisverwaltung nicht nur in die Instandhaltung seiner Gebäude, sondern aktiv und nachhaltig in die Energieeffizienz, CO2-Reduktion und in den Klimaschutz.