Sachverhalt:
Für
die Vertreter des Rhein-Kreises Neuss - Allgemeiner Vertreter Jürgen Steinmetz,
Umweltdezernent
Karsten Mankowsky und Planungsamtsleiter Marcus Temburg - stand die Klimapartnerschaft mit der Gemeinde
Solano im kolumbianischen Amazonasgebiet im Fokus der Reise.
Das
vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
finanziell geförderte Klimaprojekt mit der Gemeinde Solano sieht eine jährliche
Projektbetreuungsreise in die Partnerkommune vor. Die letzte
Projektbetreuungsreise fand im August 2013 statt. Die entstandenen Reisekosten
für die Vertreter des Rhein-Kreises Neuss werden vollständig aus Projektmitteln
gedeckt.
Im
Hinblick auf die Klimapartnerschaft der Gemeinde Solano konnten folgende
Erkenntnisse gewonnen bzw. Ergebnisse erzielt werden:
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Das
kolumbianische Umweltministerium sagte in einem Gespräch in Bogota die
grundsätzliche Unterstützung des Projektes zu. Die gilt insbesondere für die
erneuerbaren Energien und den Bereich der Abfallwirtschaft. Beide
Themenbereiche sind für die kolumbianische Nationalregierung ein wichtiges
Kriterium für den geplanten Beitritt zur OECD.
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Die
deutsche Botschaft sagte die Unterstützung bei der Abstimmung zwischen der
Klimapartnerschaft mit der Gemeinde Solano und anderen Projekten der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit in der Region zu.
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Die
nationale Bergbau- und Energiebehörde Kolumbiens (IPSE – Instituto de Planificación
y Promoción de Soluciones Energéticas para las Zonas No Interconectadas)
erklärte sich im Gespräch mit Vertretern des Rhein-Kreises Neuss bereit, das
defekte Kleinwasserkraftwerk in Araracuara (Ortsteil der Gemeinde Solano) für
einen Betrag von rd. 400 000 € auf eigene Kosten zu erneuern.
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In
einem Gespräch in Solano mit Vertretern der deutschen Caritas, die in der Region
Caquetá ebenfalls ein Entwicklungsprojekt durchführt, wurde eine grundsätzliche
Zusammenarbeit der Projekte vereinbart. Zur Koordination der Zusammenarbeit
wird ein regelmäßiger Arbeitskreis der Projektvertreter vor Ort installiert.
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Die
Klimapartnerschaft erfährt vor Ort in Solano eine hohe Akzeptanz und breites Interesse
in der Bevölkerung.
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Die
im Rahmen des Projektes eingerichteten Arbeitsstrukturen vor Ort (Corporacion
Solano als Ausführungsinstitution der Gemeinde) arbeiten zielgerichtet und erfolgsorientiert.
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Mittlerweile
nehmen rd. 100 Kleinbauernfamilien mit vorwiegend indigenem Hintergrund am
Teilprojekt Kakao teil.
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Die
Anzucht von hochwertigen einheimischen Kakaosorten im Regenwald (Agroforstsystem)
verläuft bisher planmäßig.
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Auch
die Stromversorgung mittels Anlagen erneuerbarer Energien wird sukzessive
verbessert. Im Zuge des Besuchs konnten 48 Pico-Solaranlagen zur Erzeugung von
Licht und zum Aufladen von Mobiltelefonen, die in den entlegenen Teilen Solanos
die einzige Kommunikationsmöglichkeit darstellen, an am Projekt teilnehmende
Kleinbauernfamilien übergeben werden.
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Mit
der Inbetriebnahme eines Elektrobootes mit Solar-Aufladestation, einer
absoluten Neuerung im Amazonasgebiet, konnte auch ein erster Beitrag zur
Verbesserung der Transportsituation, die insbesondere für das Teilprojekt Kakao
hohe Bedeutung hat, erreicht werden.
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Die
Gemeinde Solano hat auch besonderes Interesse an dem Thema Abfallwirtschaft.
Die Abfälle werden in Solano lediglich zwei Mal pro Woche eingesammelt und auf
eine ungeordnete und nicht abgedichtete Deponie am Rande des Regenwaldes verfrachtet.
Es wurde vereinbart, die Gemeinde Solano mit beim Rhein-Kreis Neuss vorhandenem
Know-how für die Minimierung der von der Deponie ausgehenden Gesundheits- und
Umweltgefahren zu unterstützen.
Darüber hinaus ergeben sich über die in der
benachbarten Luftwaffenbasis vorhandene Müllverbrennungsanlage erste
Ansatzpunkte für den möglichen Aufbau eines Abfallwirtschaftssystems in Solano.
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Im
Rahmen des Austauschs mit den kolumbianischen Partnern in Solano konnten
darüber hinaus administrative Fragen zur weiteren Umsetzung des Förderprojekts
geklärt werden.
Zusammenfassend
ist festzustellen, dass das Projekt vor Ort in Solano positiv verläuft, eine
hohe Akzeptanz erfährt und darüber hinaus als „Modellprojekt“ in der
Amazonasregion breites Interesse vor Ort aber auch bei regionalen und
nationalen Behörden und Akteuren der Zivilgesellschaft erregt. Die Gemeinde
Solano rückt zunehmend auch in den Fokus der kolumbianischen Nationalregierung
in Bogotá, die ihrerseits umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der
Stromversorgung vor Ort vorbereitet.
Die
begleitende Unternehmerreise mit 20 Wirtschaftsvertretern nach Bogota, Solano
und Cartagena hatte zum Ziel, den Reiseteilnehmern vor Ort Einblicke in die
Potenziale und Rahmenbedingungen des kolumbianischen Marktes zu geben.
Kolumbien
ist eine der größten Volkswirtschaften und nach Brasilien der am schnellsten
wachsende Markt Südamerikas mit einem Wachstum von zuletzt jährlich immer etwa
5%. Als wichtiges Bindeglied zwischen den Märkten Süd- und Lateinamerikas weist
das Land ein enormes Wachstumspotenzial auf. Geschäftschancen ergeben sich
aufgrund der zahlreichen Infrastrukturvorhaben sowie weiterer Großprojekte in
den Bereichen Ernährungswirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Logistik,
Energie und Umwelt. Das mit 45 Millionen Einwohnern zweitgrößte Land
Südamerikas ist dabei nicht nur als Export- und Beschaffungsmarkt interessant.
Seine zentrale Lage und sein Zugang zum Pazifischen Ozean wie zum Nordatlantik
machen es auch zu einem attraktiven Produktionsstandort. Weitere positive
Effekte werden durch die sich positiv entwickelnden Friedensverhandlungen
erwartet.
Die
Delegation nahm über den Aufenthalt in Solano hinaus unter anderem Termine beim
Deutschen Botschafter, im Umweltministerium der Republik Kolumbien, mit einem
Deutsch-Kolumbianischen Unternehmensberater und dem Industriehafen Cartagena,
dem größten Hafen Kolumbiens, wahr. Darüber hinaus kam es zu einem
Zusammentreffen mit der Neusser Ordensschwester Johann Baptist Umberg, der ein
Spendenbetrag und Medikamente für die engagierte und wertvolle Arbeit in den
Armutsvierteln Bogotas übergeben wurde.
Die
Teilnehmer haben alle im Rahmen der Reise anfallenden Kosten selber getragen
und ein positives Fazit dieser Reise gezogen.