Protokoll:

Herr Dr. Reinirkens vom beauftragten Gutachterbüro ISB erklärt die Grundlagen und den Aufbau eines solchen digitalen Kartenwerks.

Anmerkung der Schriftführung: Der Vortrag ist aus Lesbarkeitsgründen der Niederschrift nicht angehängt, sondern auf der Homepage des Rhein-Kreises Neuss für alle verfügbar abgelegt worden (Pfad: Verwaltung und Politik/Politik und Wahlen/Bürgerinfoportal/Gremien/Planungs- und Umweltausschuss 28.11.2017/Informationen).

Herr Dr. Reinirkens informiert, dass ca. 330 km2 der insgesamt 576  km2 großen Kreisfläche in einem Zeitraum von fast 20 Jahren intensiv bodenkundlich untersucht worden seien. Es handle sich dabei um die sogenannten naturnah genutzten Böden, also Acker- und Grünland sowie die Wälder. Durch Versiegelungen verringere sich jedoch das Acker- und Grünland im Kreisgebiet Jahr für Jahr um ca. einen km2.

Herr Dr. Reinirkens zeigt die Ergebniskarte für Blei. Diese Karte dokumentiere sehr anschaulich, dass in weiten Teilen des Kreisgebietes nur sehr geringe Bleigehalte vorhanden seien, die Vorsorgewerte nach Bundesbodenschutzverordnung dort eingehalten würden. Höhere Gehalte und damit Überschreitungen gebe es primär in den Überschwemmungsgebieten von Rhein und Erft. Herr Dr. Reinirkens informiert über Cadmium- und Arsenbelastungen in den Niedermoorböden, über die verbesserte Raumauflösung in den kartographischen Darstellungen dank besserer Grundlagen und Techniken. Eine sehr spezielle Untersuchung sei der Einsatz des Digitalen Geländemodells DGM1 gewesen. Flugzeugscanaufnahmen zeigen auf der Erdoberfläche im 1 m-Abstand Höhenunterschiede von ca. 20 bis 30 cm an. Dank dieser Methode können z. B. verschieden hoch belastete Erftsedimente in den ehemaligen Überschwemmungsgebieten räumlich wesentlich detaillierter voneinander abgegrenzt werden, was insbesondere bei den geplanten Erftrenaturierungen von Bedeutung sei. Herr Dr. Reinirkens berichtet von erfreulichen Ergebnissen bei den Cadmium-Untersuchungen. Bei niedrigen pH-Werten könne Cadmium verstärkt im Boden in Lösung gehen und so in die Nutzpflanzen gelangen. Die pH-Werte seien aber in den Ackerböden im Rhein-Kreis Neuss in den letzten Jahren tendenziell angestiegen. Herr Dr. Reinirkens betont, dass bei Novellierung der Bundesbodenschutzverordnung mit seinem erweiterten Stoffspektrum der Rhein-Kreis sehr gut da stehe, da viele neue Anforderungen im Rahmen der Aktualisierung der Digitalen Bodenbelastungskarte bereits mit untersucht worden seien. Er nennt das Beispiel Kobalt. Herr Dr. Reinirkens fasst zusammen, dass die Bodenbelastungen in den Außenbereichen des Rhein-Kreises Neuss größtenteils sehr gering seien.

 

Herr Dr. Kalthoff fragt, ob sich frühere Klärschlammaufbringungen durch erhöhte Schwermetallgehalte im Boden heute noch nachweisen lassen. Herr Dr. Reinirkens betont, dass im Rahmen der Erstellung der Digitalen Bodenbelastungskarte auch dieses Arbeitsfeld beackert worden sei. Zusammengefasst könne man sagen, dass dort, wo fachgerecht nach Klärschlammverordnung vorgegangen worden sei, keine signifikanten Gehaltssteigerungen bei den Schwermetallen im Boden festgestellt werden können. Herr Dr. Reinirkens verweist auf den geringen Humusgehalt der Lössböden im Kreisgebiet. Herr Mankowsky stellt fest, dass die Ergebnisse dieser langjährigen Bodenuntersuchungen auch eine Entlastung für die heimische Landwirtschaft seien. Denn schadstoffarme Böden bedeuten im Regelfall auch schadstoffarme Nutzpflanzen.

Herr Wappenschmidt erkundigt sich zu den Anwendungsfällen. Herr Olk benennt einige Beispiele: So werden die vielfältigen Informationen aus der Digitalen Belastungskarte für die Stellungnahmen im Rahmen der Bauleitplanung genutzt sowie bei Bodenverwertungsmaßnahmen und bei der Bodenbewertung. Herr Olk betont, dass belastete Böden natürlich nicht so wertvoll seien wie die gering- bzw. unbelasteten Böden. Die besonders schützenswerten Böden seien nunmehr bekannt und könnten gemäß der gesetzlichen Vorgaben auch besonders geschützt werden.

Frau Fayaz erkundigt sich zu den weiß dargestellten Flächen. Herr Dr. Reinirkens informiert, dass es sich hauptsächlich um die Siedlungsflächen handle, die nicht untersucht worden seien. Frau Fayaz fragt zu den Gebieten mit erhöhten Arsengehalten im Boden. Herr Dr. Reinirkens erklärt, dass es sich um Raseneisenstein handle, Eisenoxidausfällungen mit natürlich entstandenen Arsenanreicherungen. Die betroffenen Flächen seien im Rahmen der Projetarbeiten identifiziert und abgegrenzt worden. Vorsitzender Herr Markert und Herr Dr. Reinirkens diskutieren, ob Medikamentenrückstände mit dem Klärschlamm in die Böden gelangen können. Im Kreisgebiet gebe es diesbezüglich aber keine Untersuchungen.