Beschluss:

Der Naturschutzbeirat erhebt keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Gesamtkonzeption nach der dargestellten Planung. Die Details sind zu gegebener Zeit im Befreiungsverfahren nach § 67 Abs. 1 BNatSchG zu entscheiden.

 

Gegen die nach derzeitiger Planung vorgesehene Schneise mit Steg durch den Wald am Reckberg werden vor dem Hintergrund der besonderen Schutzwürdigkeit des betroffenen Landschaftsschutzgebietes Bedenken hinsichtlich der Notwendigkeit der Maßnahme an diesem Standort erhoben. Es soll zu der geplanten Maßnahme am Reckberg ein naturschutzfachlich verträglicherer Alternativvorschlag entwickelt werden und die Herstellung von Sichtbeziehungen zum Rhein von anderer Stelle aus geprüft werden.

 


Protokoll:

Herr Klauth erteilte den anwesenden Planern und Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Neuss das Wort, um das Projekt vorzustellen.

 

Herr Diener von der Stadt Neuss berichtete, dass die Stadt Neuss beabsichtige, ein Vermittlungskonzept für den Limes auf den Weg zu bringen, um das kulturhistorische Erbe herauszuarbeiten. Er verwies für grundsätzliche Informationen auf die Sitzungsvorlage. Nun solle das Vorentwurfskonzept für die Entwicklung des Limes in Neuss vorgestellt werden. Die Stadt Neuss habe hierzu das Büro Archigraphus mit den anwesenden Herren Schmidt und Ulrich beauftragt. Zudem stellte er die städtische Archäologin Frau Dr. Striewe vor. Zunächst sollte in einem ersten Teil der Vorentwurf vom Architektenbüro vorgestellt werden, bevor schließlich die Berührungspunkte mit Natur und Landschaft aufgezeigt werden würden. Die konkrete Ausführungsplanung werde dann zukünftig noch einmal vorgestellt.

 

Der Planer Herr Ulrich stellte das Entwicklungskonzept des Limes in Neuss anhand einer Präsentation vor, die dieser Niederschrift als Anhang beigefügt ist. Für Details sei an dieser Stelle auf die Präsentation verwiesen.

 

Hintergrund des Projektes sei die geplante Eintragung des niedergermanischen Limes als UNESCO Weltkulturerbe. Es werde darauf abgezielt, die damalige römische Kulturlandschaft in der heutigen Städtelandschaft sichtbar zu machen. Das Büro arbeite hierzu eng mit Mitarbeitern der Stadt Neuss zusammen. Gerade in Neuss gebe es noch viele Infrastrukturelemente aus der Römerzeit. Bedeutsam seien vor allem das Koenenlager in Gnadental, eines der größten Legionslager nördlich der Alpen, und das Kleinkastell am Reckberg mit Wachturm. In Alt-Neuss gebe es eine Gemengelage an alten römischen Baumaterialien, die wiederverwertet worden seien. Er erinnerte daran, dass Alt-Neuss auf das alte Römerlager Novaesium zurückgehe. Im Stadtgebiet Neuss seien zudem alte Straßenzüge feststellbar, die der Lage der damaligen Limesstraße entsprechen. Teilweise sei die alte Limesstraße auch mittlerweile im Rhein versunken. Der damalige Verlauf der alten Limesstraße solle für Fahrradfahrer und Fußgänger im Rahmen des Projektes erlebbar gemacht werden. Die Limestour solle ausgehend von Uedesheim nach Norden bis Alt-Neuss führen und die wesentlichen interessanten Bereiche auf dem Weg mitnehmen und umklammern. Es solle die Geschichte des römischen Reiches in der hiesigen Flusslandschaft erzählt werden. Der Rhein habe sowohl eine natürliche Grenze als auch einen Verkehrsweg zwischen römischer und germanischer Welt dargestellt. Die Bodendenkmäler entlang der Tour sollten anhand von baulichen Tricks oder Pflanzungen erlebbar gemacht werden, ohne etwas auszugraben.

 

Der geplante 11,1 km lange Abschnitt für Fußgänger und Fahrradfahrer sei im Rahmen einer Voranalyse auf infrastrukturelle Angebote untersucht worden. Im Streckenverlauf sollten entsprechende Aufwertungen stattfinden, die die damalige römische Präsenz herausstellen bzw. darüber informieren und die Aufenthaltsqualität steigern. Das Ganze sei eingebunden in bereits vorhandene Fahrradrouten, um auch von der Seite einsteigen zu können und Abstecher von der geradlinigen Erzählung machen zu können. Herr Ulrich zeigte einige vorläufige Ideen anhand der Präsentation auf. Mit anpeilbaren Stelen sollten Fluchtlinien, der Verlauf der Limesstraße, z.B. durch den Rhein, Entfernungen und Dimensionierungen früherer Bauwerke gekennzeichnet werden. An geeigneten Stellen seien Stege oder Bühnen geplant, um auf Besonderheiten von Standorten physisch hinzuweisen. Einzelne Bauteile sollten zur Repräsentation damaliger Gebäude (pars pro toto) dienen. Wiederverwertete Bauteile aus dem alten Lager Novaesium oder der damaligen Erftbrücke, sollten aufgezeigt werden. An einladenden Orten wie dem Reckberg sollten die Aufenthaltsqualität gesteigert und Informationsangebote geschaffen werden. Es seien Infotafeln, Exponate, Bänke, Fahrradabstellmöglichkeiten, Einfärbungen von Mauern etc. geplant. Unter anderem sollten auch im Clemens-Sels-Museum über die Verortung einzelner Bodendenkmäler und sonstiger Besonderheiten hinaus über das römische Transportwesen, das Bauwesen und die Bautechnik informiert werden. Herr Ulrich wies darauf hin, dass es im Bereich Neuss durch die Ausgrabungen des Herrn Constantin Koenen (Koenenlager) weitreichende archäologische Erkenntnisse zur römischen Städtelandschaft und durch Herrn Dr. Karl-Heinz Knörzer einige archäobotanische Erkenntnisse zu der römischen Nutztierhaltung, Ackerbau, Ernährungsweise und Kulturlandschaft gebe.

 

Das Konzept sei auch bereits dem Landschaftsverband Rheinland, Amt für Denkmalpflege, als federführende Behörde für die Bewerbung zum Weltkulturerbe vorgestellt worden. Von der Bewerbung zum Weltkulturerbe seien einige Gemeinden und Städte betroffen, an denen bedeutsame Standorte als Zeugnis der Präsenz der römischen Territorialtätigkeit zu finden seien. In Neuss seien mit dem Koenenlager und dem Reckberg gleich zwei solche Standorte vorhanden.

 

Am Koenenlager solle die Gestalt eines römischen Legionslagers herausgestellt werden, in Alt-Neuss die vielen wiederverwerteten Baumaterialien und am Reckberg das Kleinkastell und der Wachturm. Der neugebaute Wachturm am Reckberg sei bewusst an anderer Stelle aufgebaut worden, um das Bodendenkmal zu erhalten. Nach einen Vorentwurf sei am Reckberg eine Fahrradraststelle mit Picknickbank vorgesehen worden. Eine Verschattung könnte mit römischen Nutzpflanzen vorgenommen werden. Die Konturen der Bodendenkmalfläche könnten mit einer Pflanzendecke dargestellt werden. Zudem sei hier ein langer Steg geplant, der neben der Verbindung von rekonstruiertem und ursprünglichem Wachturmstandort einen Blick auf das römische Kleinkastell durch anpeilbare Stelen und auf die Rheinlandschaft gewähren soll. Für den Steg werde entsprechend Platz benötigt. Die Eingriffe auf das Bodendenkmal sollten minimal sein. Für den Blick zum Kleinkastell müssten Gehölze ggf. schonend gekappt oder aufgeastet werden. Die Lage und Dimensionierung der ursprünglichen Erftbrücke im Bereich des Koenenlagers sollte ebenfalls durch Stelen aufgezeigt werden.

 

Schließlich wurde die Diskussionsrunde eröffnet.

 

Herr Grimbach berichtete, dass in der Stadt Dormagen ähnliche Probleme mit der Sichtbarmachung des Limes bestünden. Er kritisierte, dass die Planung isoliert das Stadtgebiet Neuss betrachte und nicht mit dem Dormagener Gebiet verbunden sei. In Dormagen gebe es beispielsweise den Römerkeller und ein kleines Museum im Rathaus. Er appellierte an die Planer, etwa im Hinblick auf den Fahrradweg eine Verknüpfung zu den anderen Kommunen herzustellen. Es solle am Rheinverteidigungsweg über Zons nach Bürgel rüber geschaut werden, wie der Weg nach Uedesheim am Wachturm vorbei verbunden werden könne. Ein durchgängiger Fahrrad- bzw. Informationsweg würde auch einen touristischen Sogeffekt bewirken. Am Silbersee, der Nahtstelle nach Neuss, führe der Weg nicht weiter. Dort müsse auf den Deich nach Uedesheim gewechselt werden, um den weiteren Weg nachvollziehen zu können. Die Eingriffe in die Bodendenkmäler seien zudem nicht alles. Den Naturschutzbeirat interessiere vorrangig, wo und welche Eingriffe in die freie Landschaft geplant seien. Dies müsse in der weiteren Planung noch weiter ausdifferenziert werden. Herr Ulrich erläuterte, dass der geplante Radweg in das aktuelle Radnetz eingebunden werde. Da sich die Tour mit der Limesstraße beschäftigt, sei quasi automatisch auch eine Verbindung mit den anderen Limesstandorten gegeben. Die Planung betreffe zwar zunächst nur die Neusser Stadtlandschaft, aufgrund der Koordination und Gesamtbetrachtung des Landschaftsverbandes Rheinland, befürchte er aber keine großen Kollisionen der Planungen. Die Limesstraße habe in Neuss zwar ein Nord- und ein Südende, dies bedeute aber nicht, dass diese nicht auch darüber hinaus weitergehen könnte. In Uedesheim gebe es eine Fähre, die es ermögliche zum Haus Bürgel zu gelangen. Die Erzählungen zur römischen Landschaft und den Rhein würden übergreifende Themen darstellen. Die Gesamtkonzeption sei noch nicht abgeschlossen. Die Verknüpfung mit den Nachbargemeinden sei von zentraler Bedeutung und voraussichtlich ein Pflichtthema. Der Landschaftsverband Rheinland würde das Gesamtvorhaben andernfalls wohl auch nicht machen wollen. Herr Ulrich sah auch viel Potenzial, das Vorhaben nach Süden und Norden hin zu verstricken.

 

Herr Grimbach fragte, ob für das Vorhaben tatsächlich Stangen und Schilder in der freien Landschaft erforderlich seien oder ob sich das Ganze nicht vereinfachen ließe. Er gehe nicht davon aus, dass die Bürger sich unterwegs irgendwo hinstellen und Stangen anpeilen, um die Größe einer Mansio oder dergleichen nachvollziehen zu können. In Teilen sei eine Sichtbarmachung sinnvoll soweit diese möglich ist. Es sollten aber Schwerpunkte gesetzt werden, bevor die Landschaft im Zuge des Weltkulturerbes mit Kennungen und Markierungen übersäht werde und dadurch ein entsprechender Eingriff in Natur und Landschaft entsteht. Er vertrete als Beirat den Landschafts- und Naturschutz. Speziell am Uedesheimer Rheinbogen oder am Zonser Grind seien noch Refugien für Natur und Kultur vorhanden, die noch nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen seien. Dort solle vorsichtig mit Planungen umgegangen werden. Die Eingriffe sollten im Vorfeld nicht nur in den Boden, sondern auch in die Landschaft so gering wie möglich gehalten werden.

 

Frau Dr. Striewe nahm Bezug auf die Frage der Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden mit Limesstandorten. Es habe hierzu bereits Abstimmungsgespräche gegeben und es werde auch in der Zukunft weitere geben. Es seien Planungen vorgesehen, um die Besucher im Dreieck Dormagen, Mohnheim und Neuss zu leiten. Jeder Ort solle sein eigenes Gepräge erhalten. Es werde insbesondere angestrebt, diese Bereiche für Tagesausflüge, aber auch für Ferntouristen, attraktiv zu gestalten. Die Abstimmung hierzu sei bereits im Gange. Herr Grimbach sagte, die Tour könnte auch mit einer einfachen Fahrradbroschüre erlebbar gemacht werden. In dieser könnten zu den einzelnen Abschnitten viele Informationen gegeben werden. Nach seiner Erfahrung funktioniere dies sehr gut. Er habe für die Dormagener Landschaft zu anderen Aspekten bereits solche entworfen. In Neuss gebe es mit dem Museum und den erkennbaren Resten sehr gute Möglichkeiten zur Darstellung. Die Leute bräuchten auf der einen Seite etwas zum Anfassen, auf der anderen Seite müsste aber auch nicht alles durch Eingriffe in Natur und Landschaft sichtbar gemacht werden, sondern könnte auch beschrieben werden. Dies würde auch die Fantasie der Leute mehr anregen als überall Stangen oder Stelen anzubringen. Es sei zwar erforderlich, die eine oder andere Erklärung anzubringen, er denke aber auch daran, dass einzelne Elemente vermutlich von Vandalismus bedroht seien, so etwa die geplanten Schilder oder Stangen.

 

Frau Arndt kritisierte den Eingriff am Reckberg. Hier sei ein massiver Eingriff in einen hoch geschützten Bereich mit Landschaftsschutzgebiet und FFH-Gebiet gegeben. Dort sei derzeit bereits ein sehr hoher Freizeitdruck. Die Öffnung des Waldstückes an dieser Stelle durch die diagonale Führung, um etwas zu sehen, das zunächst hergerichtet werden muss, um die Fantasie anzuregen, lehne sie ab. Die Öffnung des Waldstückes wäre mit entsprechenden Folgen für Tiere, Pflanzen und die Umwelt als solche verbunden. Sie fragte daher, ob es möglich wäre, eine alternative Lösung zu wählen. Sie schlug vor, sich in Richtung Süden nach Uedesheim zu orientiere. Es solle nicht in den Reckberg reingegangen werden, wo ohnehin nichts zu sehen sei. Dies könne auch auf andere Art am nachgemachten Wachturm dargestellt werden. Für die geplante Installation von Park- und Rastmöglichkeiten könne der Turm genutzt werden. Die Herstellung der Begehbarkeit des Turms halte sie für eine gute Idee. Von dort aus könnten auch die Felder etc. erblickt werden. Der Durchstich in den Wald, um eine Sicht zum Rhein zu schaffen, lehnte sie ab, da dies an anderer Stelle weitaus lukrativer sei. So könnte die Rheinsicht etwa verbunden werden mit der verschwundenen Limesführung unter dem Rhein bei Uedesheim. Hier könnte beispielsweise Sichtkontakt mit der anderen Seite vom Rhein, Haus Bürgel etc. hergestellt werden. Dort gebe es wohl noch eher eine Landschaft, die so wäre wie sie die Römer erlebt haben. Dies sei ihre Anregung, um zu vermeiden, dass gerade in diesem sensiblen Gebiet so viel Schaden angerichtet werde.

 

Herr Bachmann fragte, was sich im Norden von Neuss an den Limes anschließe. Frau Dr. Striewe antwortete, dass dort mit der Stadt Krefeld Kontakt aufgenommen werden müsste. Dies werde auch angestrebt. Herr Bachmann sagte, die Geschmäcker seien unterschiedlich. Er hielte das Konzept insgesamt für recht ansprechend und könne sich nach dem Vortrag nicht vorstellen, dass geplant sei, die Landschaft mit Säulen vollzupflastern, sondern dies mit der gebotenen Dezenz zu machen. Das Projekt halt er so von vorneherein erst einmal für gut.

 

Frau Müller nahm Bezug auf den Broschürevorschlag des Herrn Grimbach. Sie sei der Meinung, das Projekt müsse auch erlebbar gemacht werden. Broschüren würden hierzu nicht ausreichen. Gerade Kinder und Jugendliche bräuchten etwas Sichtbares oder zum Anfassen. Die Zielgruppe von Broschüren seien wohl nur Erwachsene.

 

Herr Diener erläuterte, es sei vorerst nur eine grobe Konzeption. Das Vorhaben sei bereits im städtischen Planungsausschuss der Stadt Neuss vorgestellt worden. Er befürchte nicht, wie von Herrn Grimbach vorgebracht, dass die Planungen isoliert ablaufen würde. Die Klammer des Ganzen bilde der Landschaftsverband Rheinland, so dass es im Ergebnis wohl zu einer kommunal übergreifenden Endkonzeption kommen werde. Am Sitzungstag solle zunächst nur vorab über die Ideen auf dem Stadtgebiet Neuss informiert werden. Vandalismus sei immer ein Problem und Schäden seien nie ganz auszuschließen. Die Stadt Neuss habe damit bereits Erfahrungen machen müssen. Es könne aber funktionieren und funktioniere auch oft. Wie eingangs angekündigt, gebe es noch einen zweiten Teil. Für den Beirat sei vor allem der Eingriff in Natur und Landschaft von Bedeutung. Hierzu hatte er eine kurze dreiseitige Präsentation vorbereitet, die der Niederschrift als Anlage beigefügt ist.

 

Anhand der Pläne vom Planungsbüro der Herren Schmidt und Ulrich habe er die naturschutzrechtliche Lage aufbereitet mit den verschiedenen betroffenen Elementen des Landschaftsplanes Teilabschnitt 1 – Neuss – des Rhein-Kreises Neuss. Der Reckberg sei insofern interessant, als dass es dort mehrere Überlagerungen gebe. Der Standort liege in Landschaftsschutzgebiet „Südliche Rheinaue zwischen Grimlinghausen und Uedesheim“. Ob durch die festgesetzte Brachfläche durchgegangen werden müsse und wie im Detail verfahren werde, müsse noch in einem landschaftspflegerischen Fachbeitrag mit Artenschutzprüfung dargestellt werden. Die Bereiche Naturschutz und Landschaftspflege würden noch ausgearbeitet werden mit einer Eingriffsminimierung. Das Mansiofeld auf der linken Seite am Reckberg liege außerhalb des Landschaftsschutzgebietes auf einer großen Fläche von ca. 70 Meter mal 100 Meter im Geltungsbereich des Landschaftsplans mit dem Entwicklungsziel 2 „Anreicherung der Landschaft“. Dies werde bei den weiteren Planungen berücksichtigt werden und ebenso wie die eingebrachten Anregungen bei den weiteren Überlegungen mit einbezogen werden. Die Aufbereitung in einem landschaftspflegerischen Fachbeitrag mit Artenschutzprüfung erfolge erst dann, wenn genau feststehe, wo die Konzeption hingehe und würde zum jetzigen Stand noch zu weit gehen. Der Reckberg sei eine städtische Waldfläche, die im Forstbetriebsplan und im Landschaftsplan als Waldfläche dargestellt und als Umwandlungsfläche vorgesehen sei. Weiterhin seien die Festsetzungen des Landschaftsplans im Bereich Grimlinghausen an der Straße An der Erftbrücke betroffen. Die neu angedachte Brücke liege im Landschaftsschutzgebiet und daher befreiungspflichtig. Das Naturdenkmal in dem Bereich sei nach dem gegenwärtigen Stand der Planung nicht berührt. An der Kölner Straße solle eine innerstädtische Grünfläche überplant werden. Auch diese würde durch einen künftigen landschaftspflegerischen Fachbeitrag gewürdigt werden. Im Rheinvorland solle die Rheinlandschaft nachempfunden werden. Die Revitalisierung und Renaturierung des Rheinvorlandes sei auch im Landschaftsschutzgebiet „Untere Erft bis Selikum“ zu verzeichnen, was ebenfalls gewürdigt werden würde. Dies sei soweit der erste Aufschlag und Diskussionsgrundlage für die weitere Bearbeitung. Die Klammer interkommunaler Zusammenarbeit mit der Stadt Dormagen würde sicherlich durch den Landschaftsverband Rheinland gebildet werden. Auch die Haptik der Broschüren, Darstellungen etc. sei sicherlich in Zuge dessen abstimmungsbedürftig.

 

Herr Kallen sagte, es solle in dieser Phase lediglich über grundsätzliche Bedenken entschieden werden. Er habe das Gefühl, das Projekt an sich würden alle aus dem Beirat als gut und umsetzbar empfinden. Bedenken bestünden allerdings in Bezug auf den Reckberg. Er habe diesbezüglich nach wie vor Bedenken, da ihm die Notwendigkeit nicht ersichtlich sei, dort eine Schneise in den Wald zu schlagen, um etwas zu zeigen, das dort nicht sei. Dies müsse nun zwar nicht abschließend entschieden werden. Es solle aber bereits jetzt in das Protokoll mitaufgenommen werden, dass gegen die Schneise am Reckberg Bedenken bestehen, um bei fortgeschrittener zukünftiger Planung nicht unter zusätzlichen Druck zu geraten. Ansonsten würden keine grundsätzlichen Bedenken gegen das Projekt bestehen.

 

Frau Arndt bestätigte, das Konzept sei insgesamt lobenswert. Sie ergänzte zu Herrn Kallen, dass zu der Maßnahme am Reckberg ein Alternativvorschlag entwickelt werden sollte. Diese Schneise würde nicht ohne weiteres gebilligt werden. Es sollten sich entsprechende Gedanken darüber gemacht werden, inwieweit Sichtbeziehungen und Verbindungen am unteren Ende der Limesstraße hergestellt werden könnten bzw. im Bereich, in dem die Limesstraße unter den Rhein verläuft.

 

Herr Grimbach sagte, es sollten natürlich Angebote für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. Eine Nachvollziehbarkeit bis ins Detail solle aber nicht erfolgen. Die Landschaft solle nicht zu sehr verschildert und möbliert werden. Die Verdeutlichung der römischen Vergangenheit am Limes halte er für sehr gut und er stehe hinter dem grundsätzlichen Konzept. Er wünsche sich, dass mit der Nachbargemeinde im Rhein-Kreis Neuss, Dormagen, kooperiert werde.

 

Frau Dr. Striewe merkte in Bezug auf die „Schneise“ und zum Turmstandort an, dass die Planung so vorgesehen sei, um die konkrete Sichtbeziehung aus der Römerzeit darzustellen. Dem Anliegen sei nicht so gut Genüge getan, wenn schlicht irgendwo eine Sichtbeziehung angelegt werde. Das Anliegen sei, die tatsächlich vorhandenen Gegebenheiten der Römerzeit wieder erlebbar zu machen. Es sei deutlich schlechter, etwas aus dem Kontext zu ziehen, an anderer Stelle zu errichten und auf den eigentlichen Standort hinzuweisen. Dies solle dabei bedacht werden. Die Schneise solle geschlagen werden, weil diese die tatsächlichen damaligen Gegebenheiten darstelle. Ein Ausgleich müsse natürlich gefunden werden. Herr Grimbach ergänzte, die Römer hätten rechts und links von den Türmen alles freigeschlagen, um eine Sicht auf das feindliche Gelände zu bekommen. Die römische Landschaft könne zwar nicht im Detail rekonstruiert werden, an bestimmten Punkten wäre dies aber möglich. Es könnte darüber nachgedacht werden, einen Teilbereich der Verwaldung rauszunehmen und gleichzeitig den Silikatmagerrasen mit mehr Licht zu fördern. Es gebe sicherlich Lösungen.

 

Herr Ulrich kritisierte den Begriff „Schneise“ am Reckberg als sehr harten Begriff und hätte diese Bezeichnung ungerne in den Bedenken aufgeführt. Es gehe hier um einen Steg, der durch den Wald geführt werde. Zudem führe ein Steg gezielt. Es würden auf diesem Steg keine Horden von Fahrradfahrern Rast machen. Bei Zusätzen zum Beschluss bat er darum, offen zu formulieren.

 

Herr Kallen entgegnete, der Begriff „Schneise“ sei nicht kritisierend gewählt worden. Die Wegnahme von Bäumen im Wald in einer Breite sei aber nun einmal eine Schneise. Es handle sich um einen technischen Begriff. Es würden zunächst nur einige Bäume fehlen und ein Steg mit gewisser Leitungsfunktion angelegt werden, faktisch gebe es aber auch erhebliche Ausstrahlungen nach links und rechts auf die Tierwelt. Viele Tiere würden die Nähe des Menschen meiden, so etwa die meisten Wildtiere. Diese Schneise würde sich für die Wildtiere somit verbreitern. Unter Umständen würden Besucher auch Hunde zu diesem Standort mitnehmen. Die Notwendigkeit des Eingriffes erschließe sich ihm hier nicht vor dem Hintergrund dessen, was bisher vorgetragen wurde, da an dem Standort nichts zu sehen sei. Zudem habe es diese Schneise als Sichtachse vom rekonstruierten Turm aus so im römischen Reich nicht gegeben. Dies solle lediglich anhand von nunmehr vorhandenen Gegebenheiten nachempfunden werden. Die Notwendigkeit, so in die Natur einzugreifen, erschließe sich ihm daher nicht. Er wollte, seine Kritik unverändert aufgenommen wissen.

 

Auch Frau Arndt bestätigte noch einmal, dass sie eine alternative Planung vorgestellt haben möchte, um die von Herrn Kallen kritisierten Punkte zu vermeiden. Sie beharre darauf, dass in Uedesheim eine Möglichkeit bestehe, an der die damalige Limesstraße durch den Rhein führe und eine Möglichkeit bestehe Sichtbeziehungen zum Rhein herzustellen. Dies sei aus ihrer Sicht kein Problem. Der Uedesheimer Rheinbogen sei mit eines der empfindlichsten Gebiete in der Gegend, einschließlich des nahen FFH-Gebietes. Der Freizeitdruck auf dieses Gebiet solle nicht weiter verstärkt werden. Auch der große Störfaktor auf die Tierwelt, der von Herrn Kallen vorgebracht wurde, solle nicht vernachlässigt werden.

 

Da keine weiteren Anmerkungen geäußert wurden, stellte Herr Klauth die Beschlussempfehlung mit den weitergehenden Erweiterungen von Herrn Kallen und Frau Arndt zur Abstimmung.

 


Abstimmungsergebnis:

Einstimmig ohne Stimmenthaltung.