Beschluss:

Der Kulturausschuss beschloss einstimmig, den Antrag in einer der nächsten Sitzungen des Kulturausschusses nochmals aufzurufen und diesen zuvor in den Fraktionen unter Berücksichtigung der Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2010 zu diskutieren.


Protokoll:

Frau Dr. Flick erläuterte den Antrag der Fraktionen von CDU, FDP und UWG/Freie Wähler-Zentrum, der die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie für eine Multifunktionshalle im Rhein-Kreis Neuss vorsehe. Diese sollte vor allem für sportliche Ereignisse vorgesehen werden. Sie sei daher erstaunt, dass der Antrag nicht im Sportausschuss behandelt werde. Dies sollte nachgeholt werden.

 

Herr Lonnes führte aus, dass es im Rhein-Kreis Neuss eine Reihe von großen Veranstaltungsräumlichkeiten gebe, wie z.B. den Höhenberg mit 2.000 Sitzplätzen, das Areal Böhler mit bis zu 3.900 Plätzen, die Stadthalle Neuss mit bis zu 1.500 Plätzen und das Zeughaus mit bis zu 900 Plätzen. Ferner gebe es direkte Konkurrenz von Veranstaltungsstätten des Kreises, wie z.B. das Eissportzentrum Grefrath mit einer Besucherkapazität von 6.300, das Kongresszentrum Düsseldorf von 5.000 und die Hugo-Junkers-Halle Mönchengladbach von 1.000.

 

Bei der Vergabe eines Auftrages für die Errichtung einer solchen Multifunktionshalle sei zu berücksichtigen, dass es sich um die wirtschaftliche Betätigung einer Kommune handele und man in Konkurrenz zu privaten Unternehmen stehe. Diese komme nach § 53 der Kreisordnung bzw. § 107 der Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen nur in Frage, wenn ein öffentlicher Zweck die Betätigung erfordere, die Betätigung nach Art und Umfang in einem angemessenen Verhältnis zu der Leistungsfähigkeit der Kommune stehe und bei der wirtschaftlichen Betätigung der öffentliche Zweck durch andere Unternehmen nicht besser und wirtschaftlicher erfüllt werden könne. Aufgrund der bestehenden Situation seien wegen dieser Vorgabe Fragen zu beantworten.

 

Ferner sei zu bedenken, dass die Kreisstadt Neuss derzeit eine Umgestaltung des Wendersplatzes plane und dort eine Multifunktionshalle im Gespräch sei. Die Entwicklung dieses Platzes sollte abgewartet werden.

 

Zudem gebe es bereits eine Machbarkeitsstudie für eine Veranstaltungsstätte im Kreisgebiet der Firma Gegenbauer Location Management & Services Berlin aus dem Jahr 2010, die vom Rhein-Kreis Neuss beauftragt worden sei. Diese kam zu dem Schluss, dass sich aufgrund des massiven Wettbewerbs um Veranstaltungen eine neue Veranstaltungsstätte oberhalb einer Personenkapazität von 3.200 Personen ansiedeln sollte. Die Marktchancen einer solchen Halle seien aber nur als unterdurchschnittlich eingestuft worden, insbesondere bei Fehlen eines Ankermieters aus dem Sportbereich und der großen Konkurrenz im Umfeld von 75 km. Es gebe im Kreisgebiet keinen Bundesligaverein und keine Handballkooperation. Große Räumlichkeiten für Konzerte seien im Kreisgebiet schon jetzt ausreichend vorhanden.

 

Der Betrieb einer solchen Veranstaltungsstätte schätzte Herr Lonnes als defizitär ein. Ziel könne es nur sein, die direkten, mit dem unmittelbaren Veranstaltungsbetrieb anfallenden Kosten zu decken. Hierbei seien dann noch der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, die Inflation und die Energiewende zu berücksichtigen, welche die Menschen zusätzlich belaste, so dass weniger Geld für den Freizeitbereich zur Verfügung stehe. Auch die Corona-Pandemie mit einem Trend zu digitalen und hybriden Formaten habe das Messe- und Veranstaltungsgeschäft nachhaltig verändert.

 

Herr Lonnes sagte zu, eine Hallenübersicht der Umgebung und die Machbarkeitsstudie der Firma Gegenbauer Location Management & Services Berlin aus dem Jahr 2010 zu Protokoll zu geben (Anlagen 2 und 3).

 

Vorsitzender Beyen schlug vor, nach Vorliegen der Unterlagen in den Fraktionen nochmals zu diskutieren und den Tagesordnungspunkt in einer der nächsten Sitzungen wieder aufzurufen.