Sitzung: 02.06.2022 Schul- und Bildungsausschuss
Vorlage: 40/1303/XVII/2022
Beschluss:
Der Schul- und Bildungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.
Protokoll:
Herr Lonnes verwies auf die Vorlage. Ergänzend teilte er mit, dass aktuell 609 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine den Schulen im Rhein-Kreis Neuss zugewiesen worden seien, davon 19 mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Hiervon besuchen 18 Schülerinnen und Schüler Schulen des Landschaftsverbandes Rheinland und des Gemeinsamen Lernens sowie ein Schüler eine Förderschule im Rhein-Kreis Neuss.
Frau Jansen
erkundigte sich, ob die Schülerinnen und Schüler auch den direkten Weg an die
Schulen wählen könnten oder sich über das Kommunale Integrationszentrum (KI)
anmelden müssten sowie nach den jeweiligen Anmeldezahlen. Herr Lonnes
antwortete, die direkte Schulanmeldung sei möglich. Die jeweiligen
Aufnahmezahlen über die beiden Wege der Kontaktaufnahme würden die Schulen dem
Schulamt und dem KI melden.
In Beantwortung
der Frage von Frau Jansen zu den Formen der Differenzierung des Unterrichts an
den Schulen führte Herr Lonnes aus, die Beschulung erfolge sowohl in innerer
aber auch in teilweiser und vollständiger äußerer Differenzierung. Wichtigstes
Ziel sei hierbei die schnelle Deutschförderung.
Frau Stein-Ulrich
appellierte, eine vollständige Integration sei möglicherweise der bessere Weg
als die beschriebenen Formen der Differenzierung. Schülerinnen und Schüler aus
der Ukraine sollten zumindest in Fächern wie beispielsweise Sport und Chemie,
in denen die deutsche Sprache nicht entscheidend sei, in den bestehenden
Klassen untergebracht werden.
Herr Lonnes
erläuterte, dass die Bildung der Klassen eine innere Schulangelegenheit sei.
Außerdem sei die Integration der Geflüchteten nicht nur von dem Erlernen der
Sprache abhängig, sondern von jedem Einzelnen und auch von der Offenheit der
Gesellschaft.
Herr Dr.
Kazmierczak berichtete in diesem Zusammenhang über erste Erfahrungen am
Berufsbildungszentrum Grevenbroich. Die Gruppen seien sehr differenziert. Man
könne bei einer internationalen Klasse mit 20 Schülerinnen und Schüler von
ebenso vielen unterschiedlichen Biografien und Zukunftsplänen ausgehen. Daher
sei kein normales „Unterrichtsprogramm“ möglich. Zwar sei zurzeit die
ukrainische Gruppe anzahlmäßig die Größte, jedoch gebe es auch noch andere
Nationalitäten. Es gelte, die Einzelfälle zu betrachten. Aktuell wird u. a. das
Selbstlernzentrum genutzt, das lateinische Alphabet vermittelt und Deutsch für
alle angeboten.
Für das neue
Schuljahr müsse man sich darüber hinaus neue Lehrpläne überlegen, um Jedem
gerecht zu werden und weiterzuhelfen.
Herr Rainer
Schmitz begrüßte die Leiterin des Schulpsychologischen Dienstes des
Rhein-Kreises Neuss, Frau Jutta Bellen, die von Unterstützungsprojekten sowie
Beratungs- und Fortbildungsangeboten zum Thema „Integration: Migration/Flucht“ des
Schulpsychologischen Dienstes (SpD) wie folgt referierte:
Schulunterstützende
Maßnahmen des Schulpsychologischen Dienstes (SpD)
·
Was brauchen
geflüchtete Kinder und Jugendliche in der Schule?
Auf diese Frage werden in der schulpsychologischen
Fortbildungsveranstaltung mit Lehrkräften und weiteren pädagogischen
Fachkräften an Schulen Antworten gesucht und Gestaltungsmöglichkeiten gefunden,
um den Eingewöhnungsprozess und die schulische Integration der neuen
Schülerinnen und Schüler zu unterstützen.
Andere Fortbildungsangebote (Broschüre/Tischvorlage) umfassen bereits
im laufenden Schuljahr Themen wie
·
„Interkulturelle
Elterngespräche gestalten,
·
Interkulturelle
Kommunikation im Kontext Schule,
·
Stärkung der
eigenen interkulturellen Kompetenz und
·
Umgang mit
traumatisierten geflüchteten Kindern im Kontext Schule“.
Dazu komme im nächsten Schuljahr das Projekt
·
„Healing
Classrooms – Resilienzförderung und psychosoziale Unterstützung im Unterricht
(nicht nur) für zugewanderte Kinder und Jugendliche“,
das sich zur Anwendung in gemischten Regelklassen und damit nicht nur
für zugewanderte, sondern für alle Kinder und Jugendliche eignet – gerade in
dieser Corona-Zeit.
Das Ministerium für Schule und Bildung habe die Belastungen des Ukraine
Krieges sowohl für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen als auch die
anderen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aus der Schulgemeinschaft
thematisiert und die Empfehlungen für Eltern und Lehrkräfte im Umgang mit
Kindern und Jugendlichen in Zeiten von Sorge um Bedrohung durch Krieg
erarbeitet: www.schulpsychologie.nrw.de/themen/krieg/index.html
Mit einem darauf folgenden Schulschreiben habe der SpD des Rhein-Kreises
Neuss auf seine Unterstützungsangebote zum Thema „Krieg in der Ukraine“
hingewiesen und allen Schulbeteiligten sowohl Beratung zu den Themen „Trauma,
Krise und Willkommenskultur“ als auch individuelle Beratung angeboten.
Mit dem Kommunalen Integrationszentrum (KI) bestehen vielfältige
Absprachen und Kooperationen, was gemeinsame Fortbildungen und Unterstützung in
Form von Arbeitskreisen (z.B. der Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache,
Beratungslehrkräfte und sozialpädagogischen Fachkräfte an Schulen) angehe.
Das KI sehe die einzuschulenden Kinder und Jugendlichen ja bei der
Schulberatung und –zuweisung (durch das Schulamt) zuerst. Hier bestehe das
Angebot des SpD zur
·
Schullaufbahnberatung
bis hin zur
·
Krisenintervention
bei erkennbar kritischen Fällen, und darüber hinaus auch während des
Schulbesuchs, dann für die angekommenen Familien und deren Kinder.
Der SpD des Rhein-Kreises Neuss unterstütze die Schulen bereits bei der
schulischen Integration durch Bildung (IdB) der ab 2015 zugewanderten
Schülerinnen und Schüler und dabei, Schulen zu einer stabilisierenden Säule im
Leben dieser Kinder und Jugendlichen zu machen. Möglich sei dies durch die
Einrichtung einer landesschulpsychologischen Stelle für den Bereich Integration
durch Bildung (IdB) (Vorstellung im Schulausschuss am 06.10.2016).
So könne das Beratungs- und Fortbildungsangebot zum Thema „Integration:
Migration/Flucht“ ausgeweitet und die Zusammenarbeit mit Lehrkräften und
Schulen intensiviert werden, was jetzt und im kommenden Schuljahr auch der
Beschulung von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine zugutekäme.
Anschließend
bedankte sich Frau Runge für diese Informationen und erkundigte sich, ob alle
Programme umgesetzt werden konnten. Frau Bellen teilte mit, dass selbst im Lock
down alle Fragestellungen beantwortet werden konnten.
Herr Langer stellte
die Vielzahl der Projekte, die in den normalen Unterricht hineingetragen werden
und vorrangig zu behandeln seien, in Frage. Für jedes Projekt müsse die
einzelne Lehrkraft sich informieren, das Projekt durchführen und evaluieren.
Das sei fast nicht zu schaffen und belastend für die Lehrer. Daher bat er um
wohlüberlegte Eingaben solcher grundsätzlich gut gemeinten Projekte.
Frau Bellen
erwiderte, die Themen seine lediglich als Angebote rund um den Unterricht zu
verstehen.
Auf Frau Wienands
Nachfrage nach der Funktion von Herrn Langer, erklärte Herr Lonnes, Herr Langer
sei beratendes Mitglied der katholischen Kirche und habe aus seiner Sicht als
Lehrer eines Berufskollegs berichtet.
Der Schul- und
Bildungsausschuss fasste einstimmig den folgenden