Protokoll:

Anmerkung der Schriftführung: Primär aus Lesbarkeitsgründen werden sämtliche Powerpoint-Vorträge nicht der Papierversion der Niederschrift angehängt, sondern auf der Homepage des Rhein-Kreises Neuss für alle verfügbar abgelegt. (Pfad: Verwaltung und Politik/ Politik und Wahlen/ Bürgerinfoportal/ Planungs- Klima-und Umweltausschuss/ 17.11.2022)

 

Frau Dörr stellt ihr Start-up-Unternehmen Loribox vor. Es handle sich um einen Dienstleistungsbetrieb, der sich mit dem Schwerpunkt Kaufen und Verkaufen von Kinderbekleidung beschäftige. Sie informiert über die Gründe, warum sie Loribox vor fast 2 Jahren gegründet habe. Die Textilindustrie sei bekanntlich eine sehr energieintensive Industrie. So sei z. B. eine Jeans ca. 50.000 km auf der Erde unterwegs, von der Baumwollproduktion, über Nähereien, Färbereien und Stoffveredelung, bis sie schließlich endlich bei uns in den Handel gelange. Frau Dörr weist auf den Pestizideinsatz bei der Baumwollproduktion, auf die Gewässerverschmutzung beim Färben und auf die teilweise miserablen Arbeitsbedingungen hin. Sie berichtet von Überproduktionen. So werden ca. 25 % der Produkte niemals getragen sondern im neuen Zustand entsorgt.
Frau Dörr betont, dass heranwachsende Babys und Kinder zwangsläufig öfter andere, größere Kleidungsstücke benötigen. Und das die zu klein gewordenen Sachen nicht selten in irgendwelchen Kartons ungenutzt in irgendwelchen Kellerecken landen. Daher biete sich ein Second-hand- System wie Loribox hier einfach an. Frau Dörr erklärt ihr Geschäftsmodell. Eltern schicken nicht mehr benötigte Kleidungsstücke an Loribox, die komplett aufgekauft werden. Anschließend erfolge die Reinigung, das Sortieren und eine Neuzusammenstellung der Ware, nach Größe, Qualität, Hersteller oder auch nach Farben. Viele Kunden schicken inzwischen volle Kartons nicht mehr benötigter Kinderkleidung zu Loribox und bekommen diesen anschließend mit ausgewählter Ware bestückt direkt wieder zurück geschickt. Die Käufer können sich die Kollektionen nach ihren Wünschen vorher im Internet zeitsparend selber zusammenstellen.

Frau Dörr sagt, dass natürlich auch Kleidungsstücke aussortiert werden müssen. Diese Ware werde an soziale Einrichtungen verschenkt, Abfall entstünde so keiner. Frau Dörr setzt sich sehr für die Schonung der natürlichen Ressourcen und für kreislauffähige Geschäftsmodelle ein, die wesentlich zu einem nachhaltigen Leben betragen. Sie berichtet von einem Untersuchungsergebnis: Aktuell leben ca. 10 Millionen Kinder in Deutschland, 12 % der Eltern kaufen bereits nachhaltige Kinderkleidung und vor allem, dass 70 % der Eltern Interesse an Second-hand-Kleidung bekunden, ein enormes Käuferpotential. Oft sei aber der Erwerb über Kleinanzeigen, Flohmärkte, Second-hand-Geschäfte dann doch zu zeitaufwendig oder auch zu kompliziert. Das Dienstleistungssystem Loribox stoße daher in eine Marktlücke.

Frau Dörr verweist auf die allgemeinen Vorteile von Second-hand-Produkten, Mietsystemen und Tauschbörsen. Insbesondere die Neuproduktion von Gütern mit all den Nachteilen für Mensch und Umwelt falle so komplett weg. Und Lieferkettenprobleme gebe es auch nicht, ergänzt sie. 10 Jahre lang bräuchte eigentlich kein neues Kleidungsstück mehr produziert werden, wenn denn alle aktuell noch tragbare Kleidung getauscht, gemietet oder als Second-hand- Ware verkauft würde.

Vorsitzender Herr Markert betont, dass es nachhaltige Systeme inzwischen auch in anderen Bereichen gebe und verweist auf den Sektor „reparierte Handys“. Herr Küpper, Frau Dörr, Frau Hugo-Wissemann und Herr Fischer fragen und diskutieren zu den juristischen Grundlagen und zum Anteil der Retouren. Frau Dörr führt aus, dass es sich um einen reinen An- und Verkauf handle. Bei einzeln verkauften Kleidungsstücken liege der Retourenanteil lediglich bei 0,5 %. Bei den zusammengestellten Kollektionen, die über die sogenannten Boxen verkauft werden, sei der Anteil naturbedingt etwas größer. Rücksendungen werden aber regelmäßig wieder mit weiteren, nicht mehr benötigten Kleidungsstücken gemeinsam zurückgeschickt, was die ökologischen Nachteile reduziert. Herr von Canstein erkundigt sich, ob die Emissionen in der Vorkette, also im Hersteller- bzw. Verarbeitungsland der Kleidung, ökobilanzmäßig erfasst werden. Frau Dörr verneint dieses. Sie merkt kritisch an, dass sie für die Entsorgung der bereits mehrfach benutzten Pappkartons Lizenzgebühren bezahlen müsse, obwohl die Erstnutzer diese ja bereits übernommen hätten. Frau Janetta fragt, ob das Unternehmen expandieren wolle. Frau Dörr antwortet, dass man zukünftig in der Tat größer und schneller werden müsse, um wirtschaftlich überleben zu können.


Herr Werhahn, Herr Quass und Vorsitzender Herr Markert wünschen dem jungen Start-up-Unternehmen Loribox alles Gute für die Zukunft.