Sitzung: 17.11.2022 Planungs-, Klimaschutz- und Umweltausschuss
Vorlage: 68/1857/XVII/2022
Protokoll:
Anmerkung
der Schriftführung: Primär aus Lesbarkeitsgründen werden sämtliche
Powerpoint-Vorträge nicht der Papierversion der Niederschrift angehängt,
sondern auf der Homepage des Rhein-Kreises Neuss für alle verfügbar abgelegt.
(Pfad: Verwaltung und Politik/ Politik und Wahlen/ Bürgerinfoportal/ Planungs-
Klima-und Umweltausschuss/ 17.11.2022)
Frau
Dörr stellt ihr
Start-up-Unternehmen Loribox vor. Es handle sich um einen
Dienstleistungsbetrieb, der sich mit dem Schwerpunkt Kaufen und Verkaufen von
Kinderbekleidung beschäftige. Sie informiert über die Gründe, warum sie Loribox
vor fast 2 Jahren gegründet habe. Die Textilindustrie sei bekanntlich eine sehr
energieintensive Industrie. So sei z. B. eine Jeans ca. 50.000 km auf der Erde
unterwegs, von der Baumwollproduktion, über Nähereien, Färbereien und
Stoffveredelung, bis sie schließlich endlich bei uns in den Handel gelange. Frau Dörr weist auf den Pestizideinsatz
bei der Baumwollproduktion, auf die Gewässerverschmutzung beim Färben und auf
die teilweise miserablen Arbeitsbedingungen hin. Sie berichtet von
Überproduktionen. So werden ca. 25 % der Produkte niemals getragen sondern im
neuen Zustand entsorgt.
Frau Dörr betont, dass
heranwachsende Babys und Kinder zwangsläufig öfter andere, größere
Kleidungsstücke benötigen. Und das die zu klein gewordenen Sachen nicht selten
in irgendwelchen Kartons ungenutzt in irgendwelchen Kellerecken landen. Daher
biete sich ein Second-hand- System wie Loribox hier einfach an. Frau Dörr erklärt ihr Geschäftsmodell.
Eltern schicken nicht mehr benötigte Kleidungsstücke an Loribox, die komplett
aufgekauft werden. Anschließend erfolge die Reinigung, das Sortieren und eine
Neuzusammenstellung der Ware, nach Größe, Qualität, Hersteller oder auch nach
Farben. Viele Kunden schicken inzwischen volle Kartons nicht mehr benötigter
Kinderkleidung zu Loribox und bekommen diesen anschließend mit ausgewählter
Ware bestückt direkt wieder zurück geschickt. Die Käufer können sich die
Kollektionen nach ihren Wünschen vorher im Internet zeitsparend selber
zusammenstellen.
Frau
Dörr sagt, dass natürlich
auch Kleidungsstücke aussortiert werden müssen. Diese Ware werde an soziale
Einrichtungen verschenkt, Abfall entstünde so keiner. Frau Dörr setzt sich sehr für die Schonung der natürlichen
Ressourcen und für kreislauffähige Geschäftsmodelle ein, die wesentlich zu
einem nachhaltigen Leben betragen. Sie berichtet von einem
Untersuchungsergebnis: Aktuell leben ca. 10 Millionen Kinder in Deutschland, 12
% der Eltern kaufen bereits nachhaltige Kinderkleidung und vor allem, dass 70 %
der Eltern Interesse an Second-hand-Kleidung bekunden, ein enormes Käuferpotential.
Oft sei aber der Erwerb über Kleinanzeigen, Flohmärkte, Second-hand-Geschäfte
dann doch zu zeitaufwendig oder auch zu kompliziert. Das Dienstleistungssystem
Loribox stoße daher in eine Marktlücke.
Frau
Dörr verweist auf die
allgemeinen Vorteile von Second-hand-Produkten, Mietsystemen und Tauschbörsen.
Insbesondere die Neuproduktion von Gütern mit all den Nachteilen für Mensch und
Umwelt falle so komplett weg. Und Lieferkettenprobleme gebe es auch nicht,
ergänzt sie. 10 Jahre lang bräuchte eigentlich kein neues Kleidungsstück mehr
produziert werden, wenn denn alle aktuell noch tragbare Kleidung getauscht,
gemietet oder als Second-hand- Ware verkauft würde.
Vorsitzender
Herr Markert betont, dass es
nachhaltige Systeme inzwischen auch in anderen Bereichen gebe und verweist auf
den Sektor „reparierte Handys“. Herr
Küpper, Frau Dörr, Frau Hugo-Wissemann und Herr Fischer fragen und diskutieren zu
den juristischen Grundlagen und zum Anteil der Retouren. Frau Dörr führt aus, dass es sich um einen reinen An- und Verkauf
handle. Bei einzeln verkauften Kleidungsstücken liege der Retourenanteil
lediglich bei 0,5 %. Bei den zusammengestellten Kollektionen, die über die
sogenannten Boxen verkauft werden, sei der Anteil naturbedingt etwas größer.
Rücksendungen werden aber regelmäßig wieder mit weiteren, nicht mehr benötigten
Kleidungsstücken gemeinsam zurückgeschickt, was die ökologischen Nachteile
reduziert. Herr von Canstein
erkundigt sich, ob die Emissionen in der Vorkette, also im Hersteller- bzw.
Verarbeitungsland der Kleidung, ökobilanzmäßig erfasst werden. Frau Dörr verneint dieses. Sie merkt
kritisch an, dass sie für die Entsorgung der bereits mehrfach benutzten
Pappkartons Lizenzgebühren bezahlen müsse, obwohl die Erstnutzer diese ja
bereits übernommen hätten. Frau Janetta
fragt, ob das Unternehmen expandieren wolle. Frau Dörr antwortet, dass man zukünftig in der Tat größer und
schneller werden müsse, um wirtschaftlich überleben zu können.
Herr Werhahn, Herr Quass und Vorsitzender
Herr Markert wünschen dem jungen Start-up-Unternehmen Loribox alles Gute
für die Zukunft.