Protokoll:

Vorsitzender Herr Markert leitet in die Thematik „Photovoltaik auf landwirtschaftlich genutzten Flächen“ ein. Herr Berrichi von RWE Renewables hebt zunächst hervor, dass sein Kollege Herr von Danwitz, bei RWE Renewables zuständig für landwirtschaftliche Spezialprojekte und Herr Professor Schurr vom Forschungszentrum Jülich im Anschluss des Vortrags ebenfalls für Fragen zu Verfügung stünden. Die Powerpoint-Präsentation von Herrn Berrichi beginnt mit einer Kurzvorstellung der Firma RWE Renewables, die als RWE-Tochterunternehmen erst im Frühjahr 2022 gegründet worden sei. Aktuell erzeuge RWE Renewables 600 MW aus der Windenergie und 200 MW Sonnenstrom aus der Photovoltaik. Ziel sei, bis 2030 insgesamt 5.000 MW (5 GW) aus den Erneuerbaren zu erzeugen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, werden dafür alleine in NRW 4 Mrd. € investiert. Herr Berrichi stellt das Pilotprojekt „Agri-PV Jackerath (APVJ) an der A44n bei Jackerath vor. Für dieses Hybridprojekt stehen insgesamt 7 ha rekultivierte Fläche zur Verfügung. Hybrid bedeute eine Kombination von Photovoltaik (hier: 12,1 MWp) mit einem Stromspeicher (hier: 4,1 MWh).

Herr Berrichi erklärt verschiedene Varianten, um landwirtschaftliche Nutzungen und das Aufstellen von PV-Modulen gemeinsam unter einen Hut zu bekommen. So existieren bodennahe Systeme wie Zaunanlagen, aber auch Aufständerungen mit verschiedenen Höhen und Abständen. Es gebe sogar PV-Anlagen, die sich automatisch in Richtung des jeweiligen Sonnenstands bewegen. Geplant sei, bei dem Pilotprojekt in Jackerath verschiedene Varianten auszuprobieren, immer in Kombination mit Acker- oder Gartenbau. Des Weiteren werden Erosionsschutzmaßnahmen getestet und im Bereich des Gartenbaus eine große Zisterne gebaut. Daher erhalten die dortigen Module Regenrinnen. Herr Berrichi betont, dass eine wesentliche Vorgabe bei allen Systemen existiere: Maximal 15 % der Fläche dürfen für die Photovoltaik genutzt werden.
 
Alle Versuchsanordnungen werden vom Forschungszentrum Jülich, von Herrn Professor Schurr und seinen Mitarbeitern begleitet. Abschießend zeigt Herr Berrichi eine Folie des Fraunhofer Instituts mit Informationen zur Flächeneffizienssteigerung. Die dargelegten sehr hohen Steigerungsraten durch eine gemeinsame Nutzung von Landwirtschaft und Sonnenergiegewinnung seien seiner Meinung nach allerdings mit Vorsicht zu genießen, da bei solchen Berechnungen meist Labormaßstäbe und optimale Szenarien als Grundlagen genommen werden und nicht die verschiedenen realen Bedingungen jeweils vor Ort. Allerdings werde es Flächeneffizienssteigerungen geben, da der landwirtschaftliche Ertrag in etwa gleich bleibe und die Energiegewinnung aufaddiert werde. Abschließend betont Herr Berrichi, dass das A und O bei solchen Pilotprojekten die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Landwirten sei. So müssen z. B. die Reihenabstände der Module den Größen der landwirtschaftlichen Geräte angepasst werden.

Frau Hugo-Wissemann weist darauf hin, dass die Flächenkonkurrenz gerade im Rhein-Kreis Neuss sehr groß sei und daher Doppelnutzungen wie Agri-PV von Vorteil seien. Sie erkundigt sich zur Fruchtfolge und fragt, ob das Pilotprojekt finanziell gefördert werde. Letzteres bejaht Herr Berrichi und informiert, dass bei ackerbaulicher Nutzung auf frischen Rekultivierungsböden immer einige Jahre lang tiefwurzelnde Luzerne angebaut werden. Herr Wappenschmidt freut sich auf die Projektergebnisse, bezweifelt aber die hohen Flächeneffizienssteigerungszahlen. Herr Kaiser fragt, ob solche Agri-PV-Anlagen von Landwirten betrieben werden oder von Energieunternehmen. Herr Professor Schurr informiert, dass es verschiedene Möglichkeiten gebe. RWE z. B. werde natürlich in einer anderen Größenordnung planen als ein Landwirt, der den auf seinem Land erzeugten Strom selber nutzen oder vielleicht auch einspeisen wolle. Graf von Nesselrode fragt, wie sich solche Anlagen mit der Freiraumplanung vertrügen. Herr Temburg betont, dass solche dynamischen Entwicklungen im Freiraumkonzept selbstverständlich mit berücksichtigt werden, da sie Folge des Strukturwandels seien. Der Strukturwandel sei ja die Ursache für die Beauftragung des Freiraumkonzeptes gewesen. Herr Professor Schurr informiert, dass es bis dato im Außenbereich noch keine Privilegierung für PV-Anlagen wie bei der Windkraft gebe, bei Novellierung des Baugesetzbuches aber erwartet werde.