Beschlussvorschlag:

Der Naturschutzbeirat nimmt den Bericht der Landesgartenschau Neuss 2026 GmbH zur Kenntnis.


Protokoll:

Vorsitzender Grimbach wies einleitend darauf hin, dass ihm erst heute ein Antrag zu diesem Tagesordnungspunkt vorgelegt worden sei. Dies entspreche nicht der Geschäftsordnung. Zudem handele es sich um einen Berichtspunkt, der keine Beratung und Beschlussfassung vorsehe.

 

Beiratsmitglied Arndt erläuterte den Anlass ihres Antrags, den sie für die Sitzung am 14.11.2023 vorgesehen habe. Derzeit solle dieser nur den Beiratsmitgliedern zur Kenntnis gegeben werden.

 

Nach kurzer Diskussion zwischen dem Vorsitzenden, Beiratsmitglied Arndt und Herrn Küpper einigte man sich auf Vorschlag von Herrn Küpper darauf, dass der Antrag umformuliert und mit einem Beschlussvorschlag zur Sitzung des Beirates am 14.11.2023 erneut vorgelegt werde. Dann könne hierzu auch eine qualifizierte Vorlage durch die Verwaltung gefertigt werden. Es herrschte Einigkeit darüber, dass es sich um artenschutzfachlich gute Anregungen handele.

 

Anhand der ausführlichen Präsentation des Siegerentwurfs erläuterte Frau Nothnagel, Geschäftsführerin der Landesgartenschau Neuss 2026 GmbH, nach Dank für die Möglichkeit der heutigen Vorstellung, den aktuellen Stand der Planung der Landesgartenschau und insbesondere des Bürgerparks als Kerngelände.

 

Die Präsentation ist aufgrund ihres Umfangs im Informationsportal des Rhein-Kreises Neuss als Dokument zu dieser Sitzung abrufbar.

 

Das Kerngelände, die ehemalige Rennbahn, umfasse etwa 38 ha Fläche und liege im Herzen der Stadt Neuss. Dieses solle entwickelt und über Achsen an den Rhein angebunden werden. Im Rheinvorland gebe es einen weiteren Ankerpunkt. Hierüber werde man sicher in einer kommenden Sitzung berichten können.

Der vorliegende Siegerentwurf des Büros Franz Reschke, Berlin, entstamme einem europaweiten Wettbewerb und sei von der Jury einstimmig gewählt worden. Diese Zustimmung erstrecke sich auch auf die im Aufsichtsrat vertretenen Neusser Initiativen.

Im Zentrum des Geländes sei eine große Wiese vorgesehen, die durch fünf baumbestandene Flächen, sog. Haine, strukturiert werde. Insgesamt würden mehr als 2.000 Bäume gepflanzt.

Im Bereich des noch vorhandenen Geläufs werde der Bestand behutsam weiterentwickelt und offengehalten. Hier entstehe ein Sonderbiotop, der für die ökologische Vielfalt sicher einen interessanten Beitrag liefere, gleichwohl aber auch begehbar sei.

Der Übergangsbereich zwischen Wiese und Hain werde durch einen Weg begleitet, der im Sinne eines englischen Landschaftsgartens verschiedene Perspektiven und Raumbilder von beschatteter Fläche und Offenland eröffne.

Im Inneren des Parks entstünden keine Waldflächen, sondern Haine als transparente Strukturen.

Der Bürgerpark werde nachhaltig für lange Dauer, auch für die kommenden Generationen, entwickelt.

Frau Nothnagel erläuterte anschließend den Bestand im Plangebiet sowie die räumliche Lage der einzelnen Entwicklungsbereiche.

Im östlichen Bereich entstünden Gärten unterschiedlichster Art, die auch im Nachgang zur Landesgartenschau weiter gärtnerisch genutzt würden.

Im Bereich des Sporthains werde ein dichtes Sportangebot mit u.a. Spielplatz, Laufstrecken, Ballsportanlagen, Klettern, Gymnastik, Trimm-dich-Geräten und Beach-Volleyball-Feldern geschaffen.

Ein Aktionshain werde durch die Skateranlage mit Ergänzung durch eine Dirt-Bike-Strecke geprägt. Die Dirt-Bike-Strecke werde mit Massen von anderen Stellen gestaltet.

In einem Naturerlebnishain finde man zum Beispiel einen Imker. Eine Hofsituation wolle man für verschiedene Initiativen im Zusammenhang mit Lebensmitteln nutzen. Im Bereich der Baukörper solle die Grünflächenunterhaltung der Stadt Neuss dauerhaft angesiedelt werden. Ebenso Neuss-Agenda und Haus der Natur, mit Blick auf die Zukunft ergänzt um Forschung und hochschulische Aktivitäten.

Eine Herausforderung bei der Planung des Bürgerparks sei die Vereinbarung mit der Durchführung des soeben erlebten Neusser Schützenfestes. Der heute versiegelte Zeltstandort werde entsiegelt und wasserdurchlässig so als Schotterrasen hergestellt, dass das Zelt und der Schwerlastverkehr auch weiterhin möglich seien. Verschiedene weitere Fragstellungen zur Vereinbarkeit der Nutzungen seien noch zu lösen. Hier sei man aber im besten Dialog mit den Schützen und werde eine für alle gute Lösung finden.

Im Bereich der Wasserfläche gebe es eine Veränderung des Wettbewerbsbeitrags. Statt der beiden kleinen Teiche werde eine große Wasserfläche geschaffen.

Man begleite den Entwurf selbstverständlich auch im Hinblick auf ökologische Gesichtspunkte. Zurzeit werde ein Artenschutzgutachten erstellt, welches man im Oktober erwarte. Erste Zwischenergebnisse habe man bereits berücksichtigen können. Man habe eine weitestgehend konfliktarme Lage vorgefunden. Eine Landschaftspflegerische Begleitplanung sei beauftragt. Im Einvernehmen mit dem Rhein-Kreis Neuss werde eine Eingangsbilanzierung und nach Bau des Parks eine Schlussbilanzierung erstellt. Im Ergebnis erwarte man eine Verbesserung.

Neben seiner ökologischen Bedeutung werde der Park auch ein lebendiger Ort für die Begegnung der Menschen sein und ihnen die Verbindung zur Natur im direkten Wohnumfeld erlauben. In der Nähe würden neue Wohnstandorte entwickelt. Der Park werde auch ein Wohnumfeld dieser Menschen sein und ihnen Naturerlebnis ohne weite Fahrstrecken ermöglichen. Nachhaltige Mobilität sei bereits während der Landesgartenschau gewährleistet.

Das Kerngelände und weitere Planungsräume lägen fast vollständig im Landschaftsschutzgebiet. Man sei sich bewusst, dass man mit dieser Situation sehr behutsam umgehen müsse. Kerngedanke sei aber, auf dem Bestand aufzubauen und ihn zu verbessern.

Frau Nothnagel lud die Mitglieder des Naturschutzbeirates ausdrücklich ein, in engem Kontakt zu bleiben und bei Interesse eine Begehung des Raumes durchzuführen.

 

Im Anschluss ging Frau Stimpfl näher auf Details der Planung auch im Bereich des früheren Geläufs ein und zeigte perspektivisch den zukünftigen Zustand auf.

Erkennbar sei, dass sich sie Planung im Vergleich zum Wettbewerbsergebnis nicht sehr verändert habe.

Frau Stimpfl erläuterte das geplante Wegenetz. Hier gebe es verschiedene Hierarchien in Ausführung, Breite und Material, die sie anhand der Präsentation verdeutlichte.

Das Vegetationskonzept umfasse viele neue Pflanzungen zur Ergänzung des Bestandes, so etwa 2.200 Bäume. Das Konzept sehe je nach Art und Standort ein Grundraster von drei bis neun Metern vor.

Die Haine vermittelten unterschiedliche Aspekte, so der Gartenhain den Blütenaspekt, der Aktionshain die lockere, lichte Pflanzung. Den Festhain charakterisierten aufgeastete Hochstämme als Schattenspender. Der Naturhain lebe von Wildwuchs. Die Wiese habe unterschiedlichste Ausprägungen. Im Sporthain finde man eine lockere, leichte Pflanzung, die Sandbahn werde durch ein Baumgerüst strukturiert.

Vorbild für die Pflanzung der Hauptarten sei der Hartholz-Auwald. Die einzelnen Arten würden nochmals abgestimmt. Hier handele es sich derzeit um erste Vorschläge. Diese ziehe sich durch das gesamte Gebiet, wobei jeder Hain noch eine Charakterart erhalte, so zum Beispiel beim Festhain die Platane mit ihrem großen, schattenspendenden Dach.

Über das gesamte Gebiet ziehe sich ein Arboretum als Experimentierfeld mit verschiedensten Baumarten, auch als Versuch im Hinblick auf den Klimawandel.

Auch die Wiese werde unter verschiedenen Aspekten ausgebildet. Ziel sei hauptsächlich eine Wildwiese, die sich entwickeln und entfalten könne. Einzelne Standorte würden im Licht der Nutzung gemäht.

Die Topografie der Fläche werde teilweise neu entwickelt, insbesondere im Naturhain und im Aktionshain.

Zum Teich stellte Frau Stimpfl dar, dass eine große Wasserfläche entstehe, die über die Terrasse des Gartenhains erlebbar sei. Es werde dort auch Flachwasserzonen und Schilfbewuchs geben.

Der Aktionshain werde für verschiedenste Altersgruppen nutzbar sein, auch als Aussichtspunkt. Ähnlich auch der Naturhain, bei dem die Topografie durch Strauchpflanzungen unterstützt werde. Der Naturhain werde als weiteren Anziehungspunkt eine Spielskulptur besitzen, die von einem Kaninchenbau inspiriert sei, den man an die Oberfläche verlegt habe.

Sie erläuterte anschließend die weiteren vorgesehenen Spielbereiche. Diese hätten jeweils eigene Themen, angelehnt an den Standort.

Anhand verschiedener Skizzen über Orte im Parkbereich stellte Frau Stimpfl spezielle geplante Situationen dar, so u. a. den Bienenbrunnen, Fledermaustürme und die Schildkrötenoase.

Die Gartenremise solle aus der Freistellung des Traggerüstes der ehemaligen Reithalle entstehen, welches zum Rankgerüst werde.

Eine Beleuchtung sei nur im Bereich der Hauptwege und der intensiv genutzten Räume vorgesehen, dort allerdings nur bei Bedarf.

Stelle man die Flächen der Landesgartenschau dem angestrebten Dauerzustand gegenüber, ergebe sich kein sehr großer Unterschied.

Abschließend gab Frau Stimpfl einen Überblick über die weitere Terminplanung bis zur Landesgartenschau. Im Oktober 2027 beginne dann die Herstellung des Endzustandes nach der Landesgartenschau.

 

Vorsitzender Grimbach dankte Frau Nothnagel und Frau Stimpfl für die ausführliche Vorstellung der Planung. Die tatsächliche Entwicklung müsse man abwarten. Seiner Meinung nach sei dies aber für die Stadt Neuss ein Gewinn und werde gut angenommen werden.

An die Stadt Neuss und die Landesgartenschaugesellschaft richtete er die Frage nach Grünkorridoren, die unmittelbar in das Gebiet führten. Weiterhin bat er um Erläuterungen, ob und wie die Landesgartenschau mit dem Limes-Projekt verbunden werde.

 

Frau Nothnagel betonte, dass man sich stark auf das Kerngelände konzentriert habe. Auf der ersten Folie könne man erkennen, dass der Bürgerpark wie eine „Spinne im Netz“ in verschiedene Grünbereiche eingebunden sei. Dies seien sowohl die historischen Parkanlagen, als auch neue Grünachsen in Richtung Rhein. Hervorzuheben sei die südöstlich Achse, an der der neue Stadtteil entstehen solle. Diese Grünverbindung werde bis 2026 seitens der Stadt Neuss hergestellt.

Die Gesellschaft sei im engen Dialog mit vielen Interessengruppen aus Neuss, so auch mit dem Verein Grünes Herz Bürgerpark Neuss e. V., der sich auch kulturgeschichtlichen Belangen widme. Die Landesgartenschau werde auch Führungen, Informationen, Vorträge und Ausstellungen zur Geschichte umfassen.

 

Auf Nachfrage von Herrn Küpper erläuterte Frau Stimpfl, dass die Neupflanzung von etwa 2.200 Bäumen zusätzlich zum Bestand vorgesehen sei.

Auf seine weitere Nachfrage nach der Behandlung des früheren Geläufs mit Blick auf sandbewohnende Insekten erklärte Frau Stimpfl, dass dieser Bereich nicht weiter verdichtet werde. Es handele sich auch nicht um eine Hauptverkehrsachse, sondern eher um einen der Nebenwege. Hier erfolge eine abschnittsweise periodische Auflockerung mit Rücksicht auf die Flora und Fauna dieses Standortes. Ziel sei eben die Offenhaltung dieses Lebensraumes.

 

Der Vorsitzende ergänzte, dass man diese Flächen auch als Sandmagerrasen entwickeln und damit verschiedene gefährdete Arten fördern könne, so zum Beispiel als Silbergrasflur. Werde diese durch Betreten, Befahren oder Auflockerung aufgebrochen, sei es gleichzeitig ein Pionierstandort für die Ansiedlung weiterer Arten.

 

Beiratsmitglied Meyer-Ricks kritisierte die Baumartenauswahl. Es sei klar, dass man in einem Park nicht nur heimische Bäume pflanze. Mit Blick auf die Bezeichnung als Naturareal könne man aber erwarten, dass der Anteil der heimischen standortgerechten Baumarten erhöht werde. Die aufgeführten Baumarten hätten sehr unterschiedliche Standortansprüche und könnten nicht zusammen auf das gleiche Gelände gepflanzt werden. Über den gestalterischen Aspekt hinaus müsse hier der Standort und die heimische Art mehr in den Blick genommen werden.

 

Frau Nothnagel sagte dies zu. Man habe nur einen Ausschnitt präsentiert. Zudem werde man die Arten noch mit den Fachämtern abstimmen. Man lege selbstverständlich großen Wert auf Standortgerechtigkeit. Die Wahl heimischer Arten, von besonderen Fällen abgesehen, gehöre dazu.

 

Beiratsmitglied Arndt betonte, dass die Kenntnisnahme der Vorträge für sie unproblematisch sei. Es seien aber aus ihrer Sicht noch Fragen offen. Sie erinnere sich an frühere Anläufe der Stadt Neuss, unterschiedlichste Bauten im Rennbahnbereich zu installieren, was nicht zum Erfolg geführt habe. Es sei ihr bekannt, dass es noch kein Klimagutachten gebe, welches die jetzt vorliegende Planung auf etwa die Störung von Luftströmungen hin bewerte. So seien verschiedene Landschaftsmodellierungen mit beträchtlichen Höhen vorgesehen, die Hindernisse darstellen könnten. Zudem sei zu klären, ob die Flächen unter diesem Gesichtspunkt überhaupt in dem Maß bepflanzt werden könnten.

Sie bitte darum, dass hierzu in einer späteren Beiratssitzung berichtet werde. Es verbleibe nicht mehr viel Zeit. Man könne nicht anfangen, umzugestalten, bevor hier eine Aussage vorliege, dass es unschädlich sei.

 

Vorsitzender Grimbach wies darauf hin, dass es sich derzeit um einen Vorentwurf handele. Man werde hierüber diskutieren und sich vielleicht das Gelände ansehen. Er könne die vorgebrachte Kritik durchaus nachvollziehen. Man werde noch Gelegenheit haben, im Einzelnen hierauf einzugehen.

 

Beiratsmitglied Bolz machte darauf aufmerksam, dass es sich hier um tiefliegende Flächen im Hochwasserbett des Rheinstroms handele. Es sei immer wieder mit Überflutungen oder zumindest stehendem Wasser zu rechnen. Einige der aufgezeigten Arten gehörten nicht in eine Überflutungsaue, sie passten hier auf keinen Fall hin. Wie bereits gesagt, müsse hier mehr Rücksicht auf den Aspekt des Landschaftsraums genommen werden. Im Übrigen wolle auch er nicht ausschließlich heimische Arten verwenden; ein Übermaß an Exoten, aus welchen Gründen auch immer, gehörten hier nicht hin.

 

Beiratsvorsitzender Grimbach stellte fest, dass man den Planungsträgern wichtige Hinweise mit auf den weiteren Weg gegeben habe. Er gehe davon aus, dass diese auch angenommen würden und verschiedene Punkte noch überdacht würden. Insbesondre der Wasserhaushalt am Standort könne diesen extrem verändern und müsse berücksichtigt werden.

 

Auf die Nachfrage von Beiratsmitglied Arndt nach Kenntnissen der Verwaltung im Hinblick auf die Freihaltung von Frischluftschneisen erklärte Herr Küpper, dass er dies als Aufgabe der Stadt Neuss ansehe.

 

Herr Elter ergänzte, dass u. a. dies auch Zielsetzung der Landschaftsplanung in diesem Bereich sei. Dies sei der Stadt Neuss und der Landesgartenschaugesellschaft mit dem Hinweis, dass man sich damit auseinandersetzen müsse, bereits vorab mitgeteilt worden.

 

Weitere Wortmeldungen lagen nicht vor.


Abstimmungsergebnis:

Einstimmig ohne Stimmenthaltungen.