Sitzung: 24.08.2023 Gesundheitsausschuss
Vorlage: 53/3135/XVII/2023
Protokoll:
Die Hebammen AG habe mittlerweile zweimal
stattgefunden, Frau Albrecht berichtete hierzu.
Es ist klar, dass der Rhein-Kreis Neuss die
ortsansässigen Hebammen unterstützen wolle. Im April gab es hierzu eine
Veranstaltung aller Kommunen im Bereich Frühe Hilfen, im Kreishaus in Neuss, wo
die Hebammen anwesend waren. In dem Rahmen wurde angesprochen, dass man eine
Arbeitsgruppe gründen wolle, um herauszufiltern, was die Hebammen im
Rhein-Kreis Neuss brauchen, was man vonseiten der Verwaltung tun könne und was
man auch umsetzen könne.
Die neue Arbeitsgruppe habe sich nun mit 10
Hebammen gegründet und es fanden bereits zwei Treffen statt, um herauszufinden,
was die Hebammen wirklich brauchen und passende Umsetzungsmöglichkeiten
herauszuarbeiten.
Ein großer Wunsch der Hebammen sei es, die
interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen ihnen, den Gynäkologen und den
Kinderärzten zu verbessern. Um dies zu fördern, sei es angedacht, in jedem
Quartal eine Fortbildung für sowohl Hebammen als auch Ärzte anzubieten. Die
Ärzte sollten für die Teilnahme Fortbildungspunkte und die Hebammen
Notfallpunkte erhalten. Die erste Fortbildung fände diesen September statt und
würde das Thema der urologischen Notfälle im Säuglingsalter behandeln. Themen
für kommende Fortbildungen stünden auch schon fest. Der Veranstaltungsort würde
in den kommenden Quartalen zwischen den verschiedenen Krankenhäusern rotieren.
Die Umsetzung der Veranstaltung und die damit einhergehende Planung und
Organisation würde von den Mitarbeitern des Rhein-Kreises Neuss übernommen
werden.
Ein weiteres Thema war, wie man Familien
unterstützen könnte, die keine Hebammen finden können. In den umliegenden
Kommunen gäbe es hierzu auch bereits gute Ideen und Ansätze. Im Rhein-Kreis
Neuss laufe dies erstmal unter dem Begriff des „Hebammen-Flexpools“. Dieser
Flexpool solle den Hebammen ermöglichen, bei plötzlich entstehenden Valenzen
(wenn z.B. eine Mutter nicht zum Termin entbindet) ihre Dienste anderen
Familien vorübergehend anzubieten. Die genaue Umsetzung und noch offenstehende
organisatorische wie auch rechtliche Fragen würden derzeit geprüft, sollten
aber kein Problem darstellen.
Zudem würde geprüft werden, ob es eine
Option wäre, zweimal wöchentlich eine Bürgersprechstunde anzubieten und hierfür
eine Hebamme als Honorarkraft anzustellen.
Ein weiteres Thema wäre ein
Hebammen-Parkausweis. Vor allem innerstädtisch würde es für Hebammen immer
schwieriger werden, nah an den zu betreuenden Familien zu parken. Die Umsetzung
eines Parkausweises im Rhein-Kreis Neuss sei allerdings nicht einfach, da hier
mit allen Kommunen einzeln verhandelt werden müsse. Auch wenn eine generelle
Umsetzung schwierig scheine, so würde doch versucht werden entsprechende
Einzellösungen mit den Kommunen zu finden.
Das nächste Treffen der AG sei Anfang
November angesetzt.
Im Anschluss an Frau Albrechts Vortrag ergab
sich folgende Diskussion:
Herr Ladeck:
Erstmal vielen Dank für die vielen
Informationen. Sie sagten, dass sich 10 Hebammen für die AG zusammengefunden
haben. Sind diese Hebammen denn im Rhein-Kreis Neuss verbandsmäßig organisiert,
oder wäre das vielleicht ein Ansatzpunkt zur Verbesserung der Koordinierung?
Bezüglich der Unterdeckung der verfügbaren Hebammen im Rhein-Kreis Neuss: Wurde
die Überlegung, ob man sich vorstellen könnte, die Hebammen in einem
Hebammenhaus zusammenzuführen, während der AG besprochen?
Frau Albrecht: Es gibt einen Kreisverband
für Hebammen. Bei diesem sind aber nicht alle Hebammen, die im Kreis tätig
sind, Mitglied, da es nicht verpflichtend ist. Deswegen wurden für die AG auch
sämtliche Hebammen eingeladen und nicht nur jene, welche bereits dem
Kreisverband angehören. Damit sollte sichergestellt werden, dass sich jede
Hebamme, die möchte, einbringen könne. Bezüglich eines Hebammenhauses wurde
bisher die Rückmeldung gegeben, dass dies nicht gewünscht sei. Und mehr
Hebammen wären natürlich immer schön, aber es lasse sich nur schwer berechnen,
wie groß die Unterdeckung genau ist.
Herr Prof. Dr. Welsink:
Könne man denn sehen, wie sich die Geburtenrate
im Rhein-Kreis Neuss verändert? Auch, wie viele hiervon im Rheinland Klinikum
zur Welt kommen? Konnten die Niederlassungshemmnisse mittlerweile abgebaut
werden? Kann man dies anhand von mehr oder weniger Niederlassungen von Hebammen
in der eigenen Praxis im Rhein-Kreis Neuss feststellen? Und letztlich, gibt es
bezüglich der weit diskutierten Akademisierung der Hebammen bereits erste
Erfahrungsberichte, wie dies funktioniert und ob dies die Attraktivität des
Berufs verbessert hat?
Frau Albrecht: Akademisierung war bisher
kein großes Thema bei der AG. Gleiches gilt bezüglich der
Niederlassungshemmnisse, wie unter anderem versicherungstechnische Fragen.
Beides sollte in künftigen AG Treffen besprochen werden.
Insgesamt hat das Rheinland Klinikum Neuss,
Lukaskrankenhaus mehr Geburten, dies liege aber auch daran, dass in
Grevenbroich keine Geburten mehr begleitet werden. Absolut seien die Zahlen
auch leicht zunehmend, die genauen Zahlen werden dem Protokoll angehangen.
Nachtrag
zum Protokoll:
Die Geburtenzahlen der umliegenden Kliniken
der letzten Jahre, laut der sg. Milupa Liste
Frau Kühl:
Inwieweit ist ein Hebammenwegweiser in der
AG besprochen worden?
Frau Albrecht: Es wurde angesprochen, vor
allem auch weil die Pflege der Daten auf der Rhein-Kreis Neuss Seite nicht so
einfach sei, da die Hebammen keine Rückmeldepflicht haben. Allerdings gebe es
einen Link zur Hebammenzentrale, welcher aktueller sei, als das, was auf der
RKN-Website zu finden ist. Daher sei hier angedacht, den Link entsprechend auf
der RKN-Website zu hinterlegen.
Thomas ten Wolde:
Herr ten Wolde merkte an, dass seine Frau
Hebamme ist, und hob nochmal hervor, dass die Rahmenbedingungen für die
Hebammen über die Jahre hinweg immer schlechter geworden seien. Das
Herausfahren zu Häusern, die mehr als 20 km entfernt sind, lohne sich gar nicht
mehr, da diese von den Kassen gar nicht abgedeckt seien. Ebenso würden die Hebammen
auch nicht pro Stunden, sondern pro Besuch bezahlt werden, was das ganze immer
unrentabler mache. Es gäbe keine Woche, in der nicht mindestens 10-15 Frauen
anriefen; hier scheine der Bedarf also sehr hoch zu sein. Natürlich seien
Hebammen untereinander bereits recht gut vernetzt und empfehlen entsprechend
bei Bedarf auch noch freie Hebammen weiter; diese gebe es aber mitunter immer
weniger bzw. gar nicht mehr. Es bestehe dringender Handlungsbedarf.