Betreff
Digitalisierung im Bereich Kultur
Vorlage
40/2715/XVII/2023
Art
Bericht

Beschlussvorschlag:

Der Kulturausschuss nimmt den Bericht der Kultureinrichtungen zur Kenntnis.


Sachverhalt:

In der Sitzung des Kulturausschusses am 11.10.2018 wurde das Digitalisierungskonzept für den Bereich Kultur vorgestellt. Die vier Kultureinrichtungen (KreisMuseum Zons, Kulturzentrum Sinsteden, Archiv im Rhein-Kreis Neuss und Internationales Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“) haben gemeinsam ein Konzept entwickelt, das auf fünf Jahre (2019 – 2023) angelegt war. Dargestellt wurde der derzeitige Stand der Digitalisierung in den Kultureinrichtungen, die technischen Voraussetzungen für die Digitalisierung und die Perspektive bis 2023.

 

Der Kulturausschuss hat in der Sitzung einstimmig eine Digitalisierung der Kulturarbeit begrüßt und empfohlen, das Digitalisierungskonzept Kultur im Rahmen der Digitalisierungsoffensive des Kreises umzusetzen (KuA/20181011/Ö5).

 

Die Kultureinrichtungen haben nun für ihre Einrichtungen das Digitalisierungskonzept mit einem Rückblick auf die bereits umgesetzten Maßnahmen und Planungen für einen dreijährigen Zeitraum fortgeschrieben.

 

I.    Archiv im Rhein-Kreis Neuss

 

1. Digitale Infrastruktur
Nach dem Umzug in das neue Archivgebäude hat sich die Netzanbindung des Archivs verbessert (10mbit-Leitung). Die WLAN-Accesspoints befinden sich zurzeit in der Ausschreibung, der Nutzer-PC bedarf noch der Prüfung und Zustimmung des IT-Sicherheitsbeauftragten des Rhein-Kreises Neuss.

2. Digitale Erschließung von Archivgut
Das Archiv hat die digitale Erschließung seines Archivguts, welche bereits Jahre vor Abfassung des Digitalisierungskonzepts begonnen wurde, im Berichtszeitraum kontinuierlich fortgesetzt. Nach wie vor sind deshalb ca. 97 % der Archivalien (ohne die analog „erschlossene“ Sammlung Heßler) in einer elektronischen Datenbank erfasst (AUGIAS Archiv 9.1). Soweit rechtlich möglich und mit Blick auf den damit verbundenen Aufwand vertretbar, werden die digitalen Erfassungsdaten peu à peu online über ein regionales Verbundportal (archiv.nrw.de), thematische Portale (ZDN Zentrale Datenbank Nachlässe) sowie die DDB bzw. das Archivportal-D und das Archivportal Europa der Öffentlichkeit einsehbar und recherchierbar gemacht.

3. Digitale Katalogisierung des Bibliotheksguts
Seit der Ablösung der bis dato verwendeten Bibliothekssoftware AUGIAS Biblio durch adis/BMS im Frühjahr 2022 stehen sämtliche Katalogdaten der Archivbibliothek online im Rahmen eines komfortablen Web-OPAC zur Verfügung und können bequem recherchiert werden. Seit dem 1. August 2022 verstärkt eine ausgebildete Bibliothekskraft im Rahmen des gemeinsamen Projekts zur Erschließung des Bibliotheksgutes im Kreiskulturzentrum Zons das Archivteam bei der inhaltlichen Überarbeitung und Ergänzung des Bibliothekdatenbestands.

4. Digitalisate
Von den digital erschlossenen Objekten des Archivbestands liegen für ca. 15 % digitale (und teils druckfähige) Kopien in Form von Digitalisaten, Videos o. Ä. vor. Zur Verbesserung seines diesbezüglichen Angebots hat das Archiv im Frühjahr 2023 einen Flachbettscanner zur Anfertigung hochwertiger und hochauflösender Digitalisate von kleinformatigen Vorlagen bis maximal DIN A4 beschafft (u. a. Postkarten, Fotos etc.).

5. Archivpädagogik
Mittels des digitalen Lernwerkzeugs BIPARCOURS von Bildungspartner NRW (biparcours.de) bietet das Archiv mittlerweile digitale Versionen des historischen Stadtspiels in Zons an. Das digitale Stadtspiel wurde bereits getestet und soll künftig im Rahmen der archivpädagogischen Arbeit zum Einsatz kommen.

6. Öffentlichkeitsarbeit und digitale Präsentationen
Durch den Livegang der neuen professionell gestalteten Homepage im Herbst 2022 (archiv-im-rhein-kreis-neuss.de) und dem Betreiben eines eigenen Facebook-Auftritts seit Januar 2023 hat das Archiv sein digitales Engagement im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ganz erheblich verbessert und auf den Bereich von Social Media ausgedehnt. Nach drei Monaten folgen bereits knapp 200 Follower dem neuen Facebook-Auftritt. Im Rahmen der neuen Homepage wie auch über den Facebook-Auftritt wurden und werden regelmäßig ansprechende digitale Präsentationen des Archiv- und Bibliotheksguts veröffentlicht.

7. Ausblick
Mit Ausnahme der übergeordneten Maßnahmen der digitalen Infrastruktur hat sich das Archiv im Berichtszeitraum in allen relevanten digitalen Bereichen erheblich verbessert bzw. seine Ziele erreicht. Für die Zukunft ist neben der kontinuierlichen Fortführung der bereits begonnenen Arbeiten die digitale Präsentation von Archivalien (v. a. Zivil- und Personenstandsregister) vorgesehen. Mit der Übergabe der Digitalisate der restaurierten Grevenbroicher Zeitung aus den Jahren 1925 bis 1936 an die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn zwecks Einpflege ins zentrale Zeitungsportal des Landes NRW (zeitpunkt.nrw) sind auch in diese Richtung erste Schritte bereits erfolgt.

 

II.  KreisMuseum Zons

1.Digitales Inventar
Das KreisMuseum Zons hat 2018 mit der Erfassung der Bestände mittels des webbasierten Systems „museum-digital“ begonnen. Erfasst werden sollen alle Sammlungen des Hauses, da eine vollständige digitale Erfassung der Bestände nicht nur als Arbeitsgrundlage für die Mitarbeitenden dient, sondern so auch Leihanfragen sowie Kooperationen schnell und professionell beantwortet werden können. Ebenso können interessierte Anwenderinnen und Anwender ausgewählte Stücke im Web erkunden.

Begonnen wurde mit der ca. 2.500 Stücke umfassenden Kernsammlung des Hauses: dem Jugendstilzinn. Derzeit sind ca. 50 % der Sammlung digital und analog erfasst. Die Schenkung der Jugendstilfliesen aus der Sammlung Beatrix und Axel Vater ist bereits vollständig erfasst. Insgesamt sind 2.945 Objekte in der Datenbank verzeichnet. Dies stellt nur einen kleinen Teil der Gesamtsammlung des Hauses mit ca. 25.000 Stücken dar. Insbesondere die hochkarätige Schenkung der Silbersammlung der Firma Orivit durch Dr. Julius Rohm sowie die bereits angekündigte Schenkung der Sammlung Tintenfässer und Schreibzeuge aus Zinn von Dr. Julius Rohm in 2023 sind an eine wissenschaftliche Aufarbeitung und Erfassung gebunden.

2.Website
Zusammen mit dem Internationalen Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“ sowie dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss wurden drei professionell gestaltete Websites seitens der Agentur Verb entworfen. Eine zeitnahe Onlineschaltung ist vorgesehen und trägt zur Außenwirkung sowie Informationsverbesserung des Museums bei.

3. Social Media
Bereits seit 2018 hat das KreisMuseum einen Facebookauftritt, der von der Altersgruppe 40-65 sehr genutzt wird. Insbesondere Posts, die mit einer Interaktion verbunden sind, wie etwa Gesuche von Leihgaben, Bewerbungen für Künstler oder Veranstaltungen, haben einen großen Verbreitungsgrad und eine ebensolche Resonanz. Auch während der Schließungszeiten durch Corona wurden etwa digitale Präsentationen von Ausstellungen gerne wahrgenommen. Die Zielgruppe der 15 – 35-Jährigen wird mit Facebook allerdings kaum erreicht. Hier plant das Museum die Einführung eines Instagram-Kanals, der mit denselben Inhalten wie Facebook bespielt wird. Dies ist über ein Planungstool problemlos möglich.

Weiter hat das Museum einen Videokanal auf YouTube eingerichtet und dort vor allem in der Coronazeit Videos von Ausstellungseinblicken und Aufbauten veröffentlicht.

4. Digitale Katalogisierung des Bibliotheksguts
Die seit dem 1. August 2022 im Archiv tätige ausgebildete Bibliothekskraft nimmt sukzessive auch die Bestände des KreisMuseums digital auf und verwaltet die Bücher im Archiv. Ein Web-Opac ermöglicht den Benutzerinnnen und Benutzern sowie Fachpersonal anderer Museen oder Universitäten die bequeme Recherche nach Bibliotheksgut.

5. Museumspädagogik
Mittels QR-Codes, die problemlos und ohne den Download von Software via eigener Smartphone-Kamera gescannt werden können, werden Informationen zu ausgewählten Objekten der Jugendstilzinn-Sammlung im Web aufrufbar. Die Besucherinnen und Besucher halten das Smartphone an den QR-Code und werden auf die Website „museum-digital“ weitergeleitet, um dort weiterführende Informationen zum Objekt zu erhalten. Eine Ausweitung auf Sonderausstellungen ist möglich, erfordert jedoch einen höheren technischen Aufwand.

Einige museumspädagogische Angebote, die im Rahmen des Kulturrucksacks stattfinden, wurden um digitale Medien erweitert; so z.B. Smartphonefotoprojekte oder digitale Bildbearbeitung.

6. Ausblick
Das KreisMuseum hat in allen Bereichen des 2019 vorgelegten Digitalisierungskonzeptes einen Fortschritt erzielt. Um WLAN in allen Bereichen sicherzustellen, ist eine bessere Netzanbindung des Museums erforderlich.

 

III.        Kulturzentrum Sinsteden

1.   Digitale Dauer - Ausstellungen
Digitale Ausstellungen können die analogen Ausstellungen im Rahmen einer ortsungebundenen Präsentation über die Website der Institution, kulturzentrum-sinsteden.de, ergänzen. Die technische Umsetzung gestaltet sich aufgrund fehlender Datenbestände sowie dem aktuellen CMS zurzeit noch als schwierig. Grundvoraussetzung für eine digitale Ausstellung mit der Möglichkeit, verschiedene Objekte zu vergleichen und Informationen zu erhalten, ist die Erweiterung der eigenen Website der Freunde des Kulturzentrums Sinsteden, die den hierfür erforderlichen technischen Ansprüchen genügen muss. Als erster Schritt kann im Rahmen des Bestandserfassungssystems eine digitale Ausstellung ergänzend zum analogen Angebot realisiert werden.

 

2.   Digitale Wechsel-Ausstellungen
Im Rahmen der Digitalisierung werden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, in Wechselausstellungen auch digitale Kunst zu präsentieren. Virtuelle Realität (VR) und Augmented Reality (AR) sind Themen unserer Zeit zwischen digitaler Mediennutzung und realem Sein. Die Künstlerinnen Beate Gärtner und Michelle Adolfs boten 2022/23 im Kulturzentrum Sinsteden das Projekt „MyVR_Planet.X“ an und luden ein, in digitale Welten einzutauchen. An zwei Wochenenden im Mai und Juni wurde ein VR-Studio aufgebaut und Besucherinnen und Besucher eingeladen, mit einer VR-Brille eine eigene digitale Welt zu erschaffen und dort aktiv eigene Figuren zu gestalten. Diese entstandenen dreidimensionalen Figuren waren mit Hilfe von QR Codes auf dem eigenen Handy abrufbar. Im Rahmen der Augmented Reality konnten diese Figuren virtuell in die Landschaft und den Park des Kulturzentrums Sinsteden eingefügt werden. Mit einem Screenshot des Handys konnte die AR dokumentiert und aufgezeichnet werden. Alle Phasen des Projektes zur virtuellen Kunst-Landschaft „Between Earth and Cloud“ wurden zwischen Dezember 2022 und März 2023 noch einmal in einer Wechselausstellung im Kulturzentrum Sinsteden vorgestellt.

Die Reihe der virtuellen Kunst soll im Kulturzentrum Sinsteden in den kommenden Jahren weitergeführt werden und auch die Museumspädagogik unterstützen.

3.   Gruppen- und themenspezifischer Ausstellungsrundgang
Für das Kulturzentrum Sinsteden sind gruppen- und themenspezifische Ausstellungsrundgänge angedacht. So kann auf wechselnde Herausforderungen sowie neue Besuchergruppen individuell reagiert werden.

Nach der Inventarisierung und Bereitstellung der Informationen zu Objekten aus dem Sammlungsbestand des Kulturzentrums Sinsteden auf museum-digital, können zu den erfassten Objekten der Dauerausstellungen im Kulturzentrum Sinsteden QR-Codes zu den einzelnen Objekten ausgegeben werden. Sie bleiben längerfristig aktuell und könnten jederzeit erweitert werden. Führungen durch die unterschiedlichen Dauerausstellungen des Hauses sind sehr sinnvoll, so wird ein tieferes Interesse geweckt und die Bedeutung unserer kulturellen Entwicklung nachvollziehbar erklärt.
Ebenso könnte eine jüngere Zielgruppe mit einer spezifischen Kinderführung angesprochen werden. Objekte, die aus Platzgründen nicht ausgestellt und in den Archiven sind, die Themen jedoch gut repräsentieren, sollten in den Dauerausstellungen über weitere QR – Codes abrufbar sein. Auch entsprechende Kurzfilme, gezeigt auf Monitoren geben abwechslungsreich weitere Informationen zu dem Objekt/dem Thema.
Für Wechselausstellungen im Kulturzentrum Sinsteden könnten kurzzeitige Guides erstellt werden, evtl. in mehreren Sprachen, da hier auch Gäste aus dem Ausland zu Besuch sind. Internet-Zugänge sind erforderlich, um in der Ausstellung die Themen digital zu erweitern und Verbindungen zu anderen Museen mit analogen Themen herzustellen.

4.   Digitale Führungen
Über eine zu erstellende App könnte eine digitale Führung angeboten werden, regional bekannte Sprecher stellen die unterschiedlichen Themenbereiche vor. Die kurzen Video-Clips sind ebenfalls über QR-Codes abrufbar. Je nach Platzierung des QR-Codes befinden sich die Sprecher mal innerhalb der Vitrine, mal neben dem Gast in Lebensgröße oder begleiten ihn ein Stück.

 

5.   Digitorials/ Gamification
Digitorials und didaktische Games erweitern das musemspädagogische Angebot auf digitalem Grund. Voraussetzung für derartige Vorhaben bildet auch hier eine technisch angepasste Website des Museums, um Inhalte verwalten und online stellen zu können. Eine Umsetzung des Projekts könnte in Zusammenarbeit mit einer örtlichen FH oder einer graphischen Klasse des Berufsbildungszentrums sowie den Berufsschulen des Kreises stattfinden. Im Rahmen eines Wettbewerbes erstellen die Schüler/ Studenten didaktische Games oder Digitorials zu Kernthemen des Museums. Ziel ist die Einarbeitung der Schüler in bestimmte Museumssammlungen sowie die anschließende kreative Aufarbeitung dieser Themen. Das Vorhaben sollte als Projekt angelegt sein und bedarf einer intensiven Betreuung.

6.   Stand 2023
Zur Zeit werden die Sammlungsbestände des Kulturzentrums Sinsteden inventarisiert und digitalisiert und eine Datenbank angelegt.

 

Archäologie und Landwirtschaft: Frau Broisch-Höhner, Museumspädagogin

Rheinisches Kaltbut-Archiv: Frau Panknin mit Honorarvertrag

Ur- und Frühgeschichte; Herr Lausberg mit Honorarvertrag, er hat seine Tätigkeit gerade aufgenommen.

7.       Ausblick
Ein Großteil des Kaltblutarchivs, der Landwirtschaft und der Archäologie wird in drei Jahren in online verfügbar sein werden (jedoch noch nicht abgeschlossen). Durch den Einsatz von den QR-Codes von Museum Digital hat das Kulturzentrum zwar keine digitale „Führung“, jedoch können Interessierte sich über die ausgestellten Schilder hinaus informieren, sowie angelegte Verknüpfungen nutzen, um nicht nur zu speziellen Objekten Informationen zu erhalten, sondern diese auch in einen größeren Zusammenhang einzuordnen.

 

Auf dieser Grundlage können dann in einem weiteren Schritt die digitale Führung entwickelt und Verknüpfungen mit den Webseiten des Kreises und der Freunde hergestellt werden. Auch eine zweisprachige Version der Webseite ist sinnvoll.

 

IV. Internationales Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“

1.    Nachlass Ludwig Soumagne

Der gesamte Nachlass wurde im Rahmen der beabsichtigten Digitalisierung von Werkverzeichnis und Findbuch von einer Honorarkraft komplett gesichtet und zunächst der erste Teil, der bereits im März 2005 kursorisch erfasst wurde, neu bearbeitet. Dabei wurden insbesondere Metall und Folien aus den Bänden entfernt. Dieser Teil wurde mit neuen Signaturen versehen.

 

Alle übrigen Nachlassteile waren vollkommen ungeordnet, teilweise in Stehordnern abgeheftet, teilweise in Mappen abgelegt, ohne dass eine Ordnung darin zu erkennen war. Daher wurde dieser Teil nach dem Numerus-Currens-Verfahren bearbeitet, wie die Unterlagen in den Kuchenkartons (vermutlich aus der Bäckerei Soumagne) vorgefunden wurden. Daraus wurden nach und nach Einheiten gebildet und dabei Handschriftliches (Manuskripte) und maschinenschriftliche Arbeiten (Typoskripte) als solches ausgewiesen. Die Anlage der Einheiten wurde nach den allmählich generierten Klassifikationspunkten ausgerichtet, was etliche nachträgliche Korrekturen bzw. Anpassungen erforderlich machte.

 

Insbesondere die Manuskripte zu Soumagnes Hörspielen, Dialogen oder Schauspielen ließen sich nicht mehr nach den einzelnen Stücken ordnen, da den Seiten oft eine durchlaufende Seitenzählung fehlte oder Seiten mit gleichen Zahlen auftauchten; Varianten in den Ausführungen des Autors taten ein Übriges. Auf diese Weise entstanden insgesamt 163 Archiveinheiten. Unterlagen und Stehordner, die keinen erkennbaren Zusammenhang mit dem Nachlass aufwiesen, wurden separiert und blieben unbearbeitet. Nachlassteile, die nur nach Soumagnes Tod entstehen konnten, wurden dem Klassifikationspunkt „Anreicherung“ zugeführt.

 

Sofern Gedichttitel oder -anfänge sowie Titel von Märchen, Geschichten oder Szenen identifiziert werden konnten, wurden diese tabellarisch aufgenommen. Dieses Werkverzeichnis enthält genau 2.000 Titelnachweise, davon allerdings zahlreiche mit Doppel- oder Mehrfachnennung. Hier wurde auf einen jeweiligen Abgleich verzichtet, da das künftigen Fragestellungen vorbehalten bleiben sollte.

 

In einer weiteren Tabelle wurden sämtliche Übersetzungen der Litanei aufgelistet, davon 327 Übersetzungen in den sechs gedruckten Litaneienbänden.

 

Nunmehr steht dem Benutzer ein digitales Verzeichnis zur Verfügung, das auch online zur Verfügung gestellt werden kann.

 

2.    Ausblick

Am 03. Mai 2023 besuchte die Direktorin des Luxemburger Staatsarchivs für Literatur gemeinsam mit Dr. Jean-Paul Hoffmann das Internationale Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“, um über eine Zusammenarbeit zu sprechen. Hat doch das Internationale Mundartarchiv den umfangreichen Nachlass von Prof. Fernand Hoffmann in seinem Besitz. Darunter ist beispielsweise eine Sammlung von Briefen von Luise Rinser an Fernand Hoffmann.

 

Auch bei diesem Nachlass besteht dringender Digitalisierungsbedarf, eine zukünftige Aufgabe!

 

 

V.   Musikschule

1.       Ist-Stand 2023
Im Musikschulalltag ist Digitalisierung in den Bereichen Kommunikation, Zusammenarbeit, Datenverarbeitung, Verwaltung, Mediennutzung, Medienherstellung und Musikpädagogik wirksam.

Seit Beginn der Pandemie waren die Lehrkräfte der Musikschule gezwungen, ihren Unterricht neu zu denken. Dabei haben sich neue Möglichkeiten, Formate und Spielwiesen für kreativen Unterricht aufgetan, die rückblickend nicht als Mangel, sondern als Chance begriffen werden. Gewohntes wurde hinterfragt und der Musikunterricht wurde um neue Aktionsformen bereichert.

Im Herbst 2021 startete die nordrhein-westfälischen Landesregierung eine Digitalisierungsoffensive im Rahmen des Corona-Kulturstärkungsfonds, und die Musikschule Rhein-Kreis Neuss nahm die Förderung zum Aufbau einer digitalen Infrastruktur gerne an mit dem Ziel, die musizierpädagogische Arbeit im Zuge des digitalen Wandels weiterzuentwickeln.

Die Förderung umfasste zwei Gruppen digitaler Geräte, die teilweise in Paketen zusammengefasst waren und Zubehör miteinschließen: Für das mobile Arbeiten wurden unterschiedlich ausgestattete Tablets und Bluetooth-Boxen beantragt, des Weiteren wurde ein Prowise-Monitor, ein Laptop und ein Videostudio inklusive Zubehör beantragt, um eine digitale Raumsituation auszugestalten.

Je nach Ausstattung der Tablets reichen die Einsatzmöglichkeiten von der Online-Recherche, Kommunikation, Nutzung von Lernmanagementsystemen, Abspielen und Aufnehmen von Musik und Videos, Übe-Begleitung, Nutzung von Apps bis hin zu Musik- und Videoproduktion. Die Administration der Geräte erfolgt über die TUIV.

Im Musikschulalltag können die digitalen Endgeräte vielfältig eingesetzt werden. Der Prowise-Monitor bereichert z. B. eine Ensembleprobe, indem der Dirigent allen Musikerinnen und Musikern die Partitur zeigen kann, oder ein Video eines Profiorchesters, das die Klangvorstellungen der Schülerinnen und Schüler unterstützt. Im Videostudio können z.B. Tutorials produziert und über verschiedene digitale Kanäle (Social Media, Website der Musikschule, Lernplattform) den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt. Oder das Videoequipment wird zur Aufnahme von Konzerten genutzt. Auf den Tablets sind Apps installiert, die beim Notenlernen genauso helfen wie beim Erlernen von Intonation oder Rhythmus.

Die Tablets fungieren gleichzeitig auch als Musik-Studios, die professionelle Aufnahmen ermöglichen. Der teilweise niederschwellige Zugang zu Apps und digitalen Geräten machen vielfältige partizipative Angebote möglich.

Das Hauptgebäude der Musikschule ist mit WLAN ausgestattet. In den Außenstellen können in der Regel die WLAN-Netze der Schulen genutzt werden.

Die Musikschule Rhein-Kreis Neuss nutzt seit Anfang 2022 die SmartMusikschule, eine vom Verband deutscher Musikschulen bereit gestellte digitale Infrastruktur. Die SmartMusikschule ist die Musikschul-Cloud, der digitale Ort der Musikschule. Sie unterstützt Lehrende und Lernende mit Modulen, die an den Bedürfnissen von Musikschulen orientiert sind: den Austausch von Dokumenten, Videos, Sounds und lizenzfreien Noten, die Kontaktpflege und das Arbeiten im Kollegium und mit Lernenden, den Distanzunterricht mit Video-Chats und den Austausch von Videoclips und unterrichtsbegleitenden Support mit Gehörbildung und Musiklehre.

2.       Stetige Fortbildung und Wissensgemeinschaften
Digitalisierung ist nicht allein eine technologische Entwicklung, sondern muss vor allem als ein sozialer und kultureller Prozess verstanden werden. Digitale Transformation bedeutet hier einen Wandel der Musikschulpraxis – und das bezieht alle mit ein.

Für den Umgang mit all den neuen digitalen Optionen benötigen die Lehrkräfte zudem ein umfangreiches Fortbildungskonzept. Die Digitalisierung wird beständig und mit hohem Tempo weiter fortschreiten. Dies wird von der Musikschule Innovation und stetigen Kompetenzerwerb verlangen. Somit wird die Erneuerung und nicht die Konservierung von Wissen zentrale Bedeutung haben.

Das Bilden von Wissensgemeinschaften und eine Struktur zur Weitergabe, Verteilung und Entwicklung dieses Wissens im Verbund mit den öffentlichen Musikschulen im Land ist der Schlüssel dazu, dass die Musikschule der gesellschaftlichen Norm des lebenslangen Lernens gerecht wird. Weiterbildung im digitalen Kontext muss Forschung und Vermittlung vereinen und Wissen dynamisch halten.

In der ersten Phase benannte die Musikschule Rhein-Kreis Neuss zwei sogenannte Digitalagenten, die in vier Kursen im Rahmen der Digitalisierungsoffensive der Landesregierung qualifiziert wurden, um den Wandlungsprozess an ihrem Standort kompetent zu moderieren und lebendig zu halten. Sie gestalteten zwei Digitaltage, an denen alle Lehrkräfte eine Einführung in die Möglichkeiten der digitalen Endgeräte erhielten, die im Rahmen der Digitalisierungsoffensive angeschafft wurden. In der nächsten Phase nahmen alle Lehrkräfte an einer online-Woche im Rahmen von Musikschule.digital.NRW, ein Programm des Landesverbandes der Musikschulen in NRW, welches durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird, mit dem Ziel der Bildung eines Wissensnetzwerkes in fachspezifischen Arbeitsgruppen teil.

3.       Musikschulverwaltungsprogramm und online-Zugang
Im Februar 2023 wurde die neueste Version des Musikschulverwaltungsprogramms Virtuoso installiert, und seit März 2023 wird das online-Anmeldeverfahren angeboten. Neben dem digitalen Erfassen von Personendaten und Unterrichtsbelegungen und dem Erzeugen und elektronischem Versenden der Gebührenbescheide wird den Lehrkräften in Kürze auch eine App zur digitalen Übermittlung z.B. von Anwesenheitslisten und Stundenplanänderungen bereitgestellt.

4.       Ausblick
Im Mai 2023 beginnt die Testphase für die von Virtuoso angebotene Musikschul-App, mit der die Lehrkräfte papierlos die Anwesenheitslisten führen, Stundenplan- und Schülerdaten einsehen und Änderungen eintragen können. Im Sommer 2023 soll in Abstimmung mit der TUIV ein von Virtuoso angebotener Messengerdienst eingeführt werden, der eine datenschutzkonforme Kommunikation zwischen den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern mit den Lehrkräften der Musikschule und der Verwaltung ermöglicht.

Die Lehrkräfte der Musikschule sollen den im Rahmen von Musikschule.digital.NRW begonnenen Austausch in fachspezifischen Arbeitsgruppen weiterverfolgen und intensivieren. Die Digitalagenten unterstützen die Lehrkräfte in der Nutzung der dienstlichen Endgeräte und bieten regelmäßig Workshops zur Nutzung des musikschuleigenen Videostudios an und betreuen Produktionen der Ensembles und der Instrumental- und Gesangsklassen.