Beschlussvorschlag:
Das Partnerschaftskomitee
nimmt den Bericht zur Kenntnis.
Sachverhalt:
Niederschrift der Sitzung des Deutsch-Polnischen
Ausschusses des RGRE
am 11./12.5.2023 im Enzkreis
Teilnehmer/-innen
1. Andreß, Marcel Gotha
2. Bächle, Günther Enzkreis
3. Borner, Michael Karlsruhe
4. Boss, Frank
Landschaftsverband Rheinland/Köln
5. Danigel, Christine Enzkreis
6. Fliß, Rolf Stadt Essen
7. Głowski, Piotr, Dr.
Piła
8. Hebebrand, Jens Kreis Unna
9. Herz, Wolfgang Enzkreis
10. Hoffmann, Marese Landkreis
Dachau
11. Hohl, Reiner Lünen (Kreis
Unna)
12. Kauch, Michael Stadt
Dortmund
13. Kaźmierczak, Mariusz
14. Kretkowski, Maciej
Polnischer Städtebund
15. Lauterjung, Ernst
Landschaftsverband Rheinland
16. Leki, Hanna Polnischer
Städtebund
17. Löwl, Stefan Landkreis
Dachau
18. Maniura, Edward Polnischer
Städtebund
19. Matthias, Heidi Krefeld
20. Oedingen, Erika Stadt Köln
21. Schmidt, Thomas Teltow
22. Schmitz, Michael Deutscher
Landkreistag
23. Schneiders, Helmut Landkreis
Trier-Saarburg
24. Schröder, Julia Teltow
25. Stein-Ulrich, Angela Rhein-Kreis Neuss
26. Vimal, Sunita, Dr. Stadt
Pforzheim
27. Winkels, Robert
Rheinisch-Bergischer Kreis
28. Wrobel, Jolanta Landkreis München
Sitzung
der deutschen Mitglieder im DPA
Die
Vorbereitungssitzung der deutschen Mitglieder im DPA begann um 11:35. Der
Unterzeichner wies darauf hin, dass wie bereits im Rahmen der letzten Sitzung
angekündigt, der Vorsitz des DPA gewählt werden muss. Einige Tage vor Beginn
der Sitzung war noch einmal per E-Mail auf die Wahl hingewiesen worden. Es
wurde auch mitgeteilt, dass Landrat Löwl für eine weitere Amtszeit als
Vorsitzender des Ausschusses zur Verfügung stehen würde. Herr Borner kritisiert
den Ablauf und regt an, bei künftigen Wahlen frühzeitiger mitzuteilen, wer zur
Wahl steht. Der Unterzeichner kündigt an, bei künftigen Wahlen so verfahren zu
wollen. Er schlägt vor, dass mit Blick auf die aktuelle Wahl zunächst der
Vorsitzende gewählt werden und anschließend noch einmal unter den Mitgliedern
abgefragt werden könnte, wer für den stellvertretenden Vorsitz zu Verfügung
steht, um eine ausgewogene Verteilung zu ermöglichen. Die anwesenden Mitglieder
lehnen diese Vorgehensweise ab und sprechen sich dafür aus, dass interessierte
anwesende Teilnehmer/-innen identifiziert und mit dem Ziel einer ausgewogenen
Verteilung (nach Geschlecht, Parteizugehörigkeit, geographischer Lage der
Kommune sowie Art und Größe der Kommune) gewählt werden sollten. Die folgenden
vier Mitglieder bewerben sich für das Amt des/der stv. Vorsitzenden:
-
Angela Stein-Ulrich (stv. Landrätin / Rhein-Kreis-Neuss, B90/Grüne)
-
Marcel Andreß (Stadtrat Gotha, SPD)
-
Frank Boss (Mitglied der Landschaftsversammlung, Landschaftsverband Rheinland,
CDU)
- Dr.
Sunita Vimal (Stadträtin Pforzheim, B90/Grüne)
Alle
vier Vorsitzenden wurden von den Teilnehmern/-innen einstimmig gewählt, der
Unterzeichner bittet die Stellvertreter/-innen um Übersendung eines kurzen
Lebenslaufes. Hinsichtlich der nächsten Sitzung macht der Unterzeichner darauf
aufmerksam, dass Mitglied des Ausschusses bereits angeboten hat, die nächste
Sitzung in Bochum auszurichten. Die Teilnehmer/-innen begrüßen das Angebot und
bitten um Klärung der weiteren Details. Sollte eine Sitzung nicht in Bochum
stattfinden können, bieten Herr Andreß (Gotha) und Herrn Boss (LVR) an zu
prüfen, ob ihre Gebietskörperschaften zu einer Sitzung einladen könnten.
Sitzung
des Deutsch-Polnischen Ausschusses (Beginn 13:30)
Wolfgang
Herz, erster Landesbeamter a.D. (Enzkreis) begrüßte die Teilnehmer/-innen. Er
erklärte, dass der Landkreis zwar schön, aber durchaus auch erprobt bei der
Bewältigung großer Krisen sei. Er stellt die Aktivitäten des Landkreises im
Jubiläumsjahr (30-jähriges Bestehen) dar. Anschließend begrüßen die beiden
Vorsitzenden, Piotr Głowski (Pila) und Landrat Stefan Löwl (Dachau) die
Teilnehmer/-innen.
Nach
Annahme des Protokolls der vergangenen Sitzung stellte Marta Kulesza (Just
Transition Plattform der Europäischen Kommission) den Fonds für den gerechten
Übergang (JTF) und die Maßnahmen der Kommission zur Beförderung eines gerechten
Übergangs dar. Sie zeigte insbesondere auf, dass die Mittel in großem Umfang
bei der Umgestaltung der Wirtschaft in Polen eingesetzt wurden. Im Anschluss
stellte Agata Dittrich (Sächsisches Ministerium für Regionalentwicklung) die
Umsetzung des Fonds für den gerechten Übergang in Sachsen dar. Sie ging dabei
insbesondere auf grenzüberschreitende Aspekte der Förderung und das gemeinsame
deutsch-polnische Engagement auf regionaler Ebene ein. Dörte Pardo Lopez
(Generaldirektion Regionalpolitik der Europäischen Kommission) ergänzte auf
einige Nachfragen hin die Zielsetzung des JTF und des Europäischen
CO2-Grenzausgleichsmechanismus. Die Europäische Kommission verfolgt
insbesondere mit Letzterem das Ziel, einen fairen Wettbewerb europäischer
Unternehmen mit solchen in Drittstaaten zu gewährleisten.
Der
zweite Sitzungsabschnitt widmete sich der Fachkräftemobilität und dem
Fachkräftemangel. Nach einem Grußwort von Landrat Rosenau, der grundsätzlich
auf die Herausforderungen und Chancen einging, die mit dem Wechsel zu einer
CO2-armen Wirtschaft und Gesellschaft, stellte Dieter Wittmann (IHK
Nordschwarzwald) die Arbeit der IHK vor. Er ging insbesondere auf die
Ausbildungstätigkeit der Organisation ein. Auf Nachfrage, welche Auswirkung die
Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt haben werde, berichtete Herr Wittmann,
dass das Bundesamt für Berufsbildung diese Entwicklungen beobachte und die IHK
Strategien erarbeite, um mögliche Entwicklungen zu antizipieren. Der Bedarf an
Fachkräften für einfachere Tätigkeiten werde voraussichtlich abnehmen,
insgesamt werde es aber immer einen Bedarf an Fachkräften geben. Auf Nachfrage
führt Herr Wittmann aus, dass das die IHK über ein sog. „Welcome Center“ u.a.
Informationsveranstaltungen anbiete, um zugewanderte Personen vor
Ausbildungsbeginn bei Dingen des täglichen Lebens (u.a. Behördengänge und
Wohnungssuche) zu unterstützen. Anschließend stellte er das Projekt
„Ausbildungsbotschafter“ vor, das eines der erfolgreichsten Projekte der IHK
sei. Landesweit werden Auszubildende in allgemeinbildende Schulen vermittelt,
um über die berufliche Ausbildung zu informieren. In 90 Minuten vermitteln
diese Ausbildungsbotschafter den Schülerinnen und Schülern einen Eindruck von
ihrer Arbeit und ihren Aufgaben. Auf eine Nachfrage führte er aus, dass die IHK
Nordschwarzwald in den vergangenen Jahren keineswegs weniger Personen
ausgebildet habe, als in den Jahren zuvor.
Landrat
Löwl stellte den MINT-Campus des Landkreises Dachau (http://www.mintcampus-dachau.de)
vor; dabei handelt es sich um ein außerschulisches Angebot, das interessierten
Schülerinnen und Schülern Angebote in verschiedenen Bereichen macht. Leider
habe die Wirtschaft sich entschieden, nicht mitzuwirken (20-30 sind im
Trägerverein, fünf sind aktiv beteiligt). Herr Wittmann stellte auf Bitte der
polnischen Teilnehmer das System der dualen Ausbildung dar. Landrat Löwl
berichtete daraufhin über den Bildungs- und Beratungspass des Landkreises, der
insbesondere zugewanderten Personen umfassende Informationen biete
(https://www.landratsamt-dachau.de/familie-bildung-migration/migration-asyl/integration-im-landkreis/bildungs-und-beratungspass/).
Auf Hinweis und Nachfrage zur Auswirkung der Zuwanderung ukrainischer
Arbeitskräfte in den polnischen Arbeitsmarkt führen die polnischen Vertreter
aus, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbildung bedarfsgerecht zu
organisieren. Das Lohnniveau für Zugewanderte bzw. Geflüchtete aus der Ukraine
stelle jedoch die polnischen Arbeitnehmer durchaus vor Herausforderungen. Die
„einfachen Berufe“ seien aufgrund der zunehmenden
Automatisierung/Digitalisierung durchaus gefährdet, insbesondere fürchte man
aber um die Zukunft von hochqualifizierten Arbeitsplätzen. Viele Menschen, die
in Großbritannien gearbeitet haben, kehrten nach Polen zurück; die Einwanderung
aus der Ukraine sei eher eine Chance als eine Herausforderung.
Herr
Wittmann erklärt, dass er große Herausforderung bei jenen Menschen sehe, die
gar keine Ausbildung mehr abschließen wollen. Die IHK versuche, die Eltern
schon im Kindergarten und der Schule anzusprechen. Menschen, die
unterqualifiziert sind, sollen durch sog. „Teilqualifizierungen“ notwendige
Kenntnisse möglichst unkompliziert und unbürokratisch vermittelt werden. Die
Beherrschung der Sprache sei der wichtigste Punkt, die IHK biete in den
Unternehmen vor Ort Deutschkurse an, um den Arbeitnehmern die nötigen
Sprachkenntnisse zu vermitteln.
Zweiter
Tag
Auf
Bitten der polnischen Delegation wird ein Tagesordnungspunkt zum ÖPNV und der
Finanzierung in Deutschland kurzfristig aufgenommen. Landrat Löwl stellt die
ÖPNV-Strategie der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH (MVV) vor.
Mittelfristig werde nach der vorgebrachten Einschätzung in Ballungszentren die
Anzahl der PKW abnehmen, im ländlichen Raum werden weiterhin PKW zur
Gewährleistung des Individualverkehrs nötig sein. Seit 1972 bestehe der
Münchner Verkehrs- und Tarifverbund, in den kommenden Jahren soll er insgesamt
11 Landkreise und Stadt München umfassen. Im Anschluss berichtete Dirk Büscher
(1. Bürgermeister Stadt Pforzheim, Präsident des Verkehrsverbundes
Pforzheim/Enzkreis) über das lokale ÖPNV-System. Er führt aus, dass die
Diskussionen um das 49 Euro Ticket stark im Vordergrund der Diskussionen
standen, dabei spielten insbesondere Fragen der Finanzierung eine große Rolle.
Bisher lägen noch keine Ergebnisse vor, nach jetzigem Stand gehe man aber davon
aus, dass das Ticket nicht unbedingt einen großflächigen Umstieg auf den ÖPNV
erziele. Nach der Anschubfinanzierung sei es kaum denkbar, dass die kommunalen
Haushalte die entstehenden Mehrkosten abdecken werden. Anders als in München
liege der Fokus in der Erschließung von Bundesverbindungen. Erfahrungsgemäß sei
der ÖPNV für Strecken, auf der mehr als einmal umgestiegen werden müsse, für
den Großteil der Nutzer unattraktiv. Für die Zukunft wird davon ausgegangen,
dass sich der eigenwirtschaftliche ÖPNV nicht mehr lohnen werde. Das Defizit
des ÖPNV liege derzeit bei 5 Mio. €/p.a., der Verkehrsverbund rechnet in den
kommenden Jahren mit einem Defizit von 15-20 Mio. €/p.a.
Im
Anschluss berichtete Dr. Moritz Pieper (Auswärtiges Amt, zuständig für
Städtediplomatie) über die Rolle von Kommunalpartnerschaften und den Begriff
der „Städtediplomatie“. Das Auswärtige Amt möchte eine Außenpolitik der
Zivilgesellschaften befördern, der Begriff „Städtediplomatie“ wird erstmalig in
einem Koalitionsvertrag benannt (Kapitel 7, Auswärtige Kultur- und
Bildungspolitik). Das Auswärtige Amt stehe den Kommunen außenpolitisch beratend
zur Verfügung, mit der russischen Seite sei der Diskurs mit öffentlichen
Stellen abgebrochen worden. Der Bundestag gewähre eine Förderung, um
zivilgesellschaftliches Engagement zu ermöglichen. Die kommunalen
Partnerschaften bildeten die Basis für den zivilgesellschaftlichen Austausch
und würden daher als äußerst wesentlich erachtet, auch das Weimarer Dreieck
sollte stärker befördert werden. Die Erklärung des DPA aus dem März 2022 wurde
vom AA begrüßt, auch die gemeinsame Veranstaltung des RGRE, des polnischen
Städtebundes und der deutschen Botschaft in Warschau sei hilfreich gewesen.
Deutsche
Mitglieder erkundigten sich, ob das Auswärtige Amt Dreieckspartnerschaften
(DE-PL-UA) dezidiert unterstütze und ob darüber hinaus Partnerschaften mit
„Cities in Exile“, also in besetzten Gebieten unterstützt werden sollen. Die
Stadt Bochum sei bereits mit Donetsk eine Partnerschaft eingegangen. Dr. Pieper
entgegnete, dass das Auswärtige Amt keine Mittel für trilaterale
Partnerschaften sehe. Michael Schmitz (RGRE/DLT) weist auf geplante
Partnerschaftsveranstaltung im November in Leipzig hin und stellt die
Zusammenarbeit der kommunalen Spitzenverbände mit der Servicestelle Kommunen in
der Einen Welt (SKEW) und ukrainischen Partnerverbänden über den europäischen
RGRE (CEMR) vor. Die deutschen Mitglieder sprachen sich dafür aus, dass die
vorhandenen Mittel ausgewogen verteilt werden sollten, darüber hinaus sollten
kommunale Vertreter/-innen bei Ministerialdelegationen mitgenommen werden. Das
Auswärtige Amt wird um die Auflage eines Bürgerfonds (ähnlich wie im Rahmen des
Aachener Vertrags) gebeten, durch den die Partnerschaftsarbeit unterstützt
werden könnte. Die polnische Delegation wies darauf hin, dass die Förderung der
Stiftung Deutsch-Polnische Partnerschaft am 14. Mai 2023 auslaufe und
erkundigte sich, ob ein Nachfolgeprogramm geplant sei. Dr. Pieper weist darauf
hin, dass die bisher eingesetzten Mittel Sondermittel waren, die vom Bundestag
einmalig bereitgestellt wurden; es sei noch nicht klar, ob die Förderung
verlängert werden könne. Landrat Löwl regt an, den Begriff „Städtediplomatie“
anzupassen, um alle Arten von Gebietskörperschaften zu erfassen. Er regt an,
ggf. eine multinationale kommunale Partnerschaftskonferenz auszurichten. Dr.
Pieper nahm die Hinweise zur Kenntnis und bat die Mitglieder auf Nachfrage,
sich bei Fragen zu Hilfen für die Türkei an das zuständige Länderreferat zu
wenden. Der Begriff der Städtediplomatie werde aktuell aus Sicht der
verschiedenen Auslandsvertretungen diskutiert.
Die
Vorsitzenden schlagen vor, im Rahmen der nächsten Sitzung Fragen des
Fachkräftemangels zu diskutieren. Dabei sollen auch best-practice Beispiele aus
deutschen und polnischen Kommunen vorgestellt werden. Auch das Thema Migration
spiele hier eine wesentliche Rolle. Die Mitglieder werden gebeten, geeignete
Referenten/-innen und Beispiele zu benennen. Die polnischen Mitglieder geben
an, vertieft über das System des ÖPNV und dessen Finanzierung sprechen zu
wollen.
Die
nächste Sitzung soll am 21./22. September 2023 in Warschau stattfinden, die
polnische Delegation wird sich mit dem Marshall der Woiwodschaft Masowien
abstimmen, der angeboten hatte, die Sitzung vor Ort auszurichten.
Die
beiden Vorsitzenden bedanken sich bei den Teilnehmern/-innen und beenden die
Sitzung um 11:20.
Schmitz
voraussichtliche finanzielle Auswirkungen auf den Haushalt |
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Einzahlungen/Erträge |
ca. --,-- € |
Auszahlungen/Aufwendungen |
ca. 345,10 € |
personalwirtschaftliche Auswirkungen (zusätzlicher Personalaufwand) |
ja/nein |
Auswirkungen auf das Planjahr |
ca. --,-- € |
Auswirkungen auf die folgenden Haushaltsjahre (Betrachtungszeitraum: 5 Jahre) |
ca. --,-- € |