Beschlussvorschlag:
Der Sozial- und
Gesundheitsausschuss befürwortet die Umsetzung des EurSafetyHealth-Projektes in
der Euregio Rhein-Maas-Nord, bei welcher das Kreisgesundheitsamt bis zum Jahr
2014 die zentrale Koordination wahrnimmt.
Sachverhalt:
Das Bakterium Staphyloccus
aureus kommt fast überall in der Natur und auch auf der Haut und in den oberen
Atemwegen vieler Menschen vor. Bei 25 bis 30 % aller Menschen findet man es in
der Nase. Meist löst es keine Krankheitssymptome aus. Man spricht in diesem
Falle von einer Besiedlung oder Kolonisation der Person mit dem Keim
(Kolonisationskeim). Bekommt der Keim durch günstige Bedingungen oder ein
schwaches Immunsystem die Gelegenheit, sich auszubreiten, kommt es beim
Menschen zu Hautinfektionen (Furunkel, Karbunkel) und Muskelerkrankungen
(Myositis) oder sogar zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Lungenentzündung,
Endokarditis, Toxisches Schock-Syndrom (TSS) und Sepsis.
Durch den weltweit häufigen
Einsatz von Antibiotika haben sich bei bestimmten Stämmen dieses Bakteriums
Resistenzen entwickelt. MRSA ist die Abkürzung für Methicillin-Resistenter
Staphylococcus Aureus, einen Bakterienstamm, gegen den die
meisten Antibiotika inzwischen wirkungslos sind.
Weltweit nehmen die Infektionen
mit MRSA zu. Besondere Bedeutungen hat der Keim in Krankenhäusern und
Pflegeeinrichtungen. Entsprechende Infektionen bewirken aufwändige und
kostenintensive Behandlungs- und Hygienemaßnahmen.
Das Gesundheitsamt des
Rhein-Kreises Neuss hat daher bereits 2007 ein MRSA-Netzwerk zusammen mit den
Hygienebeauftragten und Hygienefachkräften der Krankenhäuser gegründet und
seitdem verschiedene Informationsveranstaltungen z. B. für
Krankentransportdienste, Altenpflegepersonal und ambulante Pflegedienste
durchgeführt. Ziel ist es, langfristig durch adäquates Handeln die Anzahl der
Infektionen zu senken.
Auch auf europäischer Ebene gibt
es entsprechende Bestrebungen. So hat sich die europäische Union zum Ziel
gesetzt, die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu
verbessern.
Tatsache ist beispielsweise,
dass der Anteil der Träger multiresistenter Staphylokokken in Deutschland rund
20 x höher liegt als in den Niederlanden, was u. a. auf die unterschiedliche
Vorgehensweise der Untersuchung und der Behandlung von MRSA zurückzuführen ist.
Das hat zur Folge, dass z. B. betroffene Patienten aus Deutschland, die sich in
einem niederländischen Krankenhaus behandeln lassen wollen, als infektiös
gelten, während niederländische Patienten, die sich in Deutschland behandeln
lassen wollen, Angst davor haben, sich in einem deutschen Krankenhaus zu
infizieren. Die unterschiedliche Vorgehensweise der Bekämpfung von MRSA ist
eins der bisherigen Hindernisse für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im
Gesundheitswesen an der belgisch-niederländisch-deutschen Grenze.
So ist es nachvollziehbar, dass
entlang der gesamten niederländischen/deutschen Grenzeuregios Rhein-Maas-Nord,
Rhein-Wal, Gronau-Enschede, Ems-Dollart und Maas-Rhein nunmehr der Schutz der
Patienten vor Infektionen und Antibiotikaresistenzen durch die Schaffung eines
grenzüberschreitenden Netzwerkes der Teilnehmer des Gesundheitswesens in den
Vordergrund gestellt werden soll. Das Projekt mit der Bezeichnung
EurSafetyHealth-Net umspannt damit den gesamten Grenzbereich. Die Erfahrungen
aus dem bestehenden Euregio MRSA-Netzprojekt Twente-Münsterland haben gezeigt,
dass Patientensicherheit und Infektionsschutz nicht regional begrenzt sein
können und daher eine einheitliche Strategie grenzweit umgesetzt werden muss.
EurSafteyHealth-Net kann direkt auf Erkenntnissen, Ergebnissen und dem
gebildeten Netzwerk von Euregio MRSA-Net aufbauen.
Die Ausweitung über den gesamten
Grenzverlauf stärkt die Patientensicherheit und die Qualität der
Gesundheitsversorgung auf beiden Seiten der Grenze nachhaltig und soll den
Zugang zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung im Nachbarland einfacher
und sicherer machen.
Das Gesundheitsamt des
Rhein-Kreises Neuss hat sich somit bereit erklärt, die Rolle des
„work-package-leaders“ für die Euregio Rhein-Maas-Nord zu übernehmen.
Diese Euregio besteht aus den
Städten Mönchengladbach und Krefeld , dem Kreis Viersen, dem südlichen Teil des
Kreises Kleve, dem Rhein-Kreis Neuss sowie Teilen der Provinz Limburg.
Es ist geplant, ein
professionelles, valides diagnostisch-epidemiologisches Management im
Kreisgebiet und den Nachbarkommunen einschließlich der niederländischen Gebiete
der Euregio Rhein-Maas-Nord zu schaffen, um ein standardisiertes Vorgehen gegen
die Ausbreitung von MRSA im überregionalen Kontext umzusetzen.
In der Region soll nach dem Muster
der Euregio Münster/ Enschede und ergänzt um Neuerkenntnisse auf der Basis
aktueller Zahlenmaterialien ein Verbund kompetenter engagierter Fachkräfte
ausfindig gemacht werden, welche wiederum als Multiplikator in den jeweiligen
Regionen dienen. Das Projekt wird ergänzt durch Screeninguntersuchungen im
ambulanten und stationären Bereich.
Die Projektkoordination wird im
Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss als zentrale hygienische
Medizinalaufsichtsbehörde für die Krankenhäuser, die Einrichtungen für das
ambulante Operieren, Praxen, Altenheime, Rettungsdienste und ambulante
Pflegedienste installiert werden. Die Laufzeit des Projektes beträgt 66 Monate.
Offizieller Beginn war bereits der 25.11.2008, vorläufiger Endpunkt ist der
24.05.2014.
Im Haushaltsentwurf 2010 sind
die erforderlichen Haushaltsmittel vorgesehen.